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Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Titel: Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel
Autoren: Cornelia Funke
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gleich zum nächsten. Dort brauchten sie endlos lange und Julebukk musste frierend hinter dem Mülleimer warten.
    »Warum spannst du denn nicht den Regenschirm auf?«, fragte Matilda, als sie zurückkamen. »Du wirst dir bei diesem scheußlichen Wetter noch den Tod holen.«
    Julebukk schüttelte nur den Kopf – und nieste dreimal. »Zu gefährlich!«, schniefte er. »Ich will nicht wegen eines Regenschirms als Schokoladenweihnachtsmann enden. Euren Bericht, bitte.«
    »Oben und unten keine Kinder«, sagte Emmanuel, »aber in der Mitte ein Mädchen, Charlotte.«
    »Sie hat böse Träume«, sagte Matilda. »Armes kleines Ding. Wünscht sich Schnee und ein schöneres Weihnachtsfest als im letzten Jahr.«
    »Aha«, sagte Julebukk und kritzelte alles in sein Buch.
    »Was war im letzten Jahr?«
    »Umgezogen«, sagte Emmanuel. »Keine Freunde, keine Oma, fremd und allein. Ich glaube, sie ist immer noch ziemlich allein.«
    »Oje.« Julebukk wiegte den Kopf. »Wie sieht es bei Charlotte aus mit einem kleinen Weihnachtswunder?«
    »Es ist einen Versuch wert«, sagte Matilda und schüttelte die nassen Flügel. Emmanuel nickte zustimmend.
    Also schrieb Julebukk in sein Buch: »Schnee und Koboldtanz.«
    »Schnee, Schnee, Schnee«, sagte er traurig. »Alle wollen sie Schnee, aber ihre kleinen Köpfe sind ganz heiß gelaufen. Wie soll es da etwas werden mit dem Schnee? Und zu allem Unglück ist bei unserer unfreiwilligen Landung auch noch die Schneemaschine kaputtgegangen. Ach je, was wird das für ein trauriges Weihnachten!«
    Viele, viele Stunden war Julebukk mit den Engeln unterwegs, schrieb in sein Buch, legte hier ein paar goldene Nüsse unter die Fußmatte, dort einen Apfel, pustete aus einer kleinen Dose silbrige Asche gegen die Haustüren, legte Weihnachtsspuren.
    Klitschnass und müde kehrte er zu seinem Wagen zurück. Matilda und Emmanuel saßen auf seinen Schultern. Die Flügel waren ihnen schwer geworden.
    Bevor Julebukk die knarrenden Holzstufen hinaufstieg, sah er sich noch mal um. Aber er konnte nichts Verdächtiges entdecken. Kein Auto stand einsam am Straßenrand.
    In die Städte kamen Waldemar Wichteltods Weihnachtsmänner nicht mit ihren Motorschlitten, sondern mit Autos, großen silbergrauen Autos, die vorn auf der Haube einen Stern trugen.
    Nein, so ein Auto war nirgends zu sehen. Julebukk spitzte die kalten Ohren. Aber auch von Sternschnuppe war keine Spur zu entdecken, kein Klingeln, kein Schnauben. Keine feuchte Nase schnupperte an Julebukks Manteltasche. Wie sollte er nur hier wegkommen ohne das Rentier?
    Das Feuer im Ofen ging gerade aus, aber es war wunderbar warm im Wohnwagen. Leises Schnarchen drang aus der Koboldschublade. Natürlich schliefen sie. Das Rad lag auf dem Fußboden und daneben stapelten sich die kleinen Hämmer. Ein paar Speichen hatten die Kobolde repariert, aber zwei waren immer noch zerbrochen.
    »Oh, diese Faulpelze!«, schimpfte Matilda. »Ich hätte nicht übel Lust, sie zu wecken.«
    »Ach, lass sie schlafen«, sagte Julebukk, zog seinen feuchten Mantel aus und hängte ihn an den Haken neben der Tür. Dann goss er einen Rest Kaffee in einen kleinen Topf und stellte ihn auf den Herd. »Wollt ihr zwei auch noch etwas Kaffee?«
    »Nein, danke!«, sagte Matilda. »Im Übrigen ist es ungesund.« Sie gähnte, dann flatterte sie zu Emmanuel auf den Schrank. »Gute Nacht, Julebukk!«
    »Schlaft gut!«, antwortete er, ließ sich auf sein Bett plumpsen und zog den feuchten Wollbart vom Gesicht. Ein bisschen traurig war er und ein bisschen glücklich. Traurig machten ihn all die heißgewünschten Kinderköpfe. Aber wenn er an die kleinen Überraschungen dachte, die sie morgen früh finden würden, dann war er glücklich, sehr glücklich. Morgen. Morgen mach ich mich an die Sache mit dem Schnee, dachte Julebukk. Wäre doch gelacht, wenn wir diese dumme Schneemaschine nicht repariert bekämen. Er goss den heißen Kaffee in einen Becher, wärmte seine Finger daran und lauschte dem feinen Schnarchen der Kobolde. Das Leben könnte wunderschön sein, dachte er, trank einen Schluck, dann noch einen und spürte, wie ihm langsam wieder warm wurde. Manchmal ist es sogar schön. Manchmal. Julebukk trank seinen Becher leer. Dann zog er sich aus und kroch ins Bett. Seine Stiefel behielt er an.
    Zwei Kobolde hatten es sich auf seinem Kopfkissen bequem gemacht. Julebukk stand noch mal auf, trug die kleinen Kerle zu ihrer Schublade und legte sie vorsichtig zu den anderen. Dann tappte er zu seinem Bett
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