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Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Titel: Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel
Autoren: Cornelia Funke
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zurück. Dieser Junge, dachte er und zog sich die Decke bis unter die Nase, glücklich hat er nicht ausgesehen. Ich werde ihn morgen mal fragen, was er für Weihnachtswünsche hat. Morgen. Ja, morgen. Wo Sternschnuppe bloß ist?, dachte er noch. Bestimmt da, wo es viel zu fressen gibt. Und dann schlief Niklas Julebukk endlich ein.

Ben ist eifersüchtig
    Als Ben um eins aus der Schule kam, war er bester Stimmung. Mike hatte ihn wirklich abschreiben lassen, ohne Mucks und Murren, und Ben hatte zum ersten Mal bei einer Rechenarbeit nicht nur auf seinem Stift herumgekaut und Rätselraten gespielt. Zwei Fehler hatte er eingebaut, damit es nicht allzu verdächtig aussah. Na ja, verdächtig würde es trotzdem aussehen, aber das konnte ihm ja egal sein. Pfeifend sprang er über den Schulhof und beschloss, gar nicht erst nach Hause zu gehen. Was sollte er da? Seine Eltern kamen nicht vor sechs Uhr nach Hause. Jede Menge Zeit also, um Julebukk zu besuchen.
    Ben musste fünfmal klopfen, bis Niklas Julebukk die Tür öffnete. Er war noch im Schlafanzug und gähnte furchtbar. Auch die Kobolde und die Engel schliefen noch. Von überall war leises Schnarchen zu hören.
    »Oh, ’tschuldigung!«, stammelte Ben. »Ich dachte, äh, ich mein …«
    »Ach, du bist es!«, rief Julebukk erfreut. »Komm rein, komm rein, schnell, sonst wird es hier so kalt wie im Kühlschrank.«
    Ben setzte sich auf denselben Stuhl, auf dem er gestern schon gesessen hatte. Alles war wie gestern. Genauso wunderbar.
    »Was, schon ein Uhr?« Julebukk guckte ungläubig auf seinen Wecker. »Oje, oje, schon wieder verschlafen. Aber von den anderen Faulpelzen weckt mich ja keiner.«
    »In der Schule …«, sagte Ben und sah sich um, »in der Schule haben sie komische Sachen erzählt heute.«
    »So, so.« Julebukk stellte einen Kessel auf den Herd. »Komische Sachen?«
    »Ja, von goldenen Nüssen und – und glitzernden Fußmatten und« – Ben zog einen Apfel aus seiner Jackentasche, der als Stiel einen kleinen Tannenbaum hatte – »und so was.«
    »Sieh an, sieh an. Tja, Weihnachten ist nicht mehr weit«, sagte Julebukk. »Willst du Kakao?«
    Ben nickte und steckte den Apfel so vorsichtig in seine Tasche zurück, als wäre er zerbrechlich.
    »Ich brauch jetzt einen Kaffee«, sagte Julebukk, löffelte etwas Kakaopulver in einen großen Becher und goss Milch darüber. »Oder besser zwei. Zwei riesige Becher voll, schwarz wie eine Winternacht.«
    »Mein Vater hat gefragt, was du«, Ben räusperte sich, »was du hier machst. Ich hab gesagt, du bist Wetterforscher.«
    »Wetterforscher! Das hört sich gut an. Wär ich nie draufgekommen.«
    Von draußen waren Stimmen zu hören, Stimmen und lautes Schnüffeln – direkt vor Julebukks Tür.
    »Komm da weg!«, rief eine Mädchenstimme. »Komm da weg, Wutz!«
    »Ja, ja, dem Hund kommt das auch komisch vor«, sagte eine Frauenstimme. »Dieser verkommene Wagen, einfach so mir nichts, dir nichts hier abgestellt. Wie sieht denn das aus. Und das Straßenschild – mein Gott, nun seh sich doch einer das Straßenschild an!«
    Julebukk lugte vorsichtig aus dem Fenster.
    »Da ist ein Mann drin«, sagte eine andere Stimme. »So ein dünner, langer. Man sollte die Polizei anrufen.«
    Der Hund kratzte an der Wohnwagentür.
    Julebukk zog schnell Hose und Pullover über Schlafanzug und Stiefel, bürstete das struppige Haar und spritzte sich Wasser ins verschlafene Gesicht.
    Dann zwinkerte er Ben verschwörerisch zu und öffnete mit freundlichem Lächeln die Tür.
    »Guten Tag, meine Damen!«, sagte er.
    Neugierig lugte Ben an ihm vorbei und erkannte die Frau, der der kleine Laden an der Ecke gehörte, und zwei andere Frauen aus der Straße. Neben der einen stand ein Mädchen mit einem großen schwarzen Hund. Sie wohnte erst seit einem Jahr im Nebelweg, ging in dieselbe Schule wie Ben und wurde von allen Kindern nur Mausgesicht genannt. Erstaunt sahen die vier zu Julebukk hoch.
    »Darf ich mich vorstellen«, sagte Julebukk. »Mein Name ist Niklas Julebukk, ich bin, äh, Wetterforscher. Ich erforsche, welchen Einfluss verschiedene Straßenstrukturen auf das Wetter haben. Wir – äh – machen uns Sorgen über die ausgiebigen Regenfälle. Große Sorgen. Einen schönen Tag wünsche ich noch.«
    Mit einer kleinen Verbeugung wollte Julebukk die Tür wieder schließen, aber der Hund von Mausgesicht hatte die Nase in den Wagen gesteckt.
    »Oh!«, sagte Julebukk und lächelte dem Mädchen zu. »Dein Hund interessiert sich offenbar für meine
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