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Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Titel: Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel
Autoren: Cornelia Funke
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gebracht. Erst haben Waldemar und die anderen nichts bemerkt. Aber irgendwann waren vier von uns plötzlich verschwunden. Zwei andere wurden von Waldemars Nussknackern vor den Großen Weihnachtsrat geschleppt und bekamen Berufsverbot. Sie putzen heute den Weihnachtspalast. Tja …«, Julebukk seufzte, »und so war nur noch ich übrig – bis es in jener Nacht vor über einem Jahr auch bei mir klopfte.«
    Ben hatte beim Zuhören glatt das Atmen vergessen. Er holte tief Luft. »Was – was passierte dann?«
    »Der Riesennussknacker nahm Julebukk einfach mit«, sagte Emmanuel, «packte ihn und schleppte ihn in den Weihnachtspalast.«
    »Wir hatten solche Angst um ihn!«, rief Matilda. »Also flogen wir hinterher.«
    »Und von uns«, sagte Fliegenbart, »versteckten sich drei in Julebukks Taschen, ich, Rotbart und Kleckerbart.«
    »Und dann?« Ben sah Julebukk mit großen Augen an.
    Traurig schüttelte der den Kopf. »Sie stellten mich vor Gericht. Die Anklageschrift war länger als mein Arm. Waldemar Wichteltod hatte sie höchstpersönlich auf seinem Computer geschrieben.«
    »Unweihnachtsmäßiges Verhalten«, sagte Fliegenbart, »Eltern ärgern, Geschenke zerstören, lautes, albernes Singen und Tanzen …«
    »Illegale Beschäftigung von Weihnachtskobolden«, fuhr Emmanuel fort, »Verschwörung mit Engeln, fortgesetzter Ungehorsam gegenüber dem Großen Weihnachtsrat.«
    »Ja, und das Allerschlimmste …« Julebukk stand auf und goss den kalten Kaffee in den Ausguss. »Das Allerschlimmste war, dass ich nicht zwischen artigen und unartigen Kindern unterscheiden kann. Meistens …«, er räusperte sich verlegen, »meistens bin ich netter zu den unartigen. Das ging mir schon immer so.«
    »Dauernd haben die Eltern sich über ihn beschwert«, kicherte Fliegenbart.
    »Aber die Kinder mochten ihn«, sagte Matilda und goss Julebukk frischen Kaffee ein. »Und wie sie ihn mochten.«
    »Nicht alle«, seufzte Julebukk. »Manche waren ziemlich enttäuscht von meinen Geschenken.«
    »Wieso?«, fragte Ben.
    Fliegenbart machte einen Handstandüberschlag und sprang auf den Deckel der Kaffeekanne. »Julebukk hat nicht die Geschenke gebracht, die die kleinen Monster sich wünschten.«
    »War mir zu langweilig«, brummte Julebukk.
    »Dem Großen Weihnachtsrat gefiel das überhaupt nicht«, sagte Emmanuel. »Julebukks Verrücktheiten, seine Überraschungen. Nie wussten sie, was er als Nächstes machen würde. So verboten sie ihm, weiter als Weihnachtsmann zu arbeiten.«
    »Lebenslänglich«, murmelte Julebukk.
    »Bestellungen in den Computer tippen sollte er.« Empört schlug Matilda mit den Flügeln. »Und das für den Rest seines langen Weihnachtsmannlebens!«
    »Da habe ich Waldemars Rentier gestohlen, das einzige, das nicht zu Wurst verarbeitet worden war, und bin geflohen«, sagte Julebukk. »Mit ihren Motorschlitten haben sie mich verfolgt. Ein Rentier ist zwar nicht so schnell, aber immer noch hundertmal schlauer als ein Motorschlitten.«
    »Sie haben uns nicht erwischt!«, kicherte Fliegenbart. »Holzköpfige, dreifach vernagelte Bande!«
    Julebukk lehnte sich zurück und seufzte. »Noch nicht. Noch nicht, mein lieber Fliegenbart.«
    Ben fischte nach Worten. »Was passiert denn?«, fragte er besorgt. »Ich mein – was passiert denn, wenn sie dich erwischen, diese – diese Nussknacker?«
    Julebukk rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum.
    »Dann machen sie einen Schokoladenweihnachtsmann aus ihm!«, flüsterte Emmanuel Ben zu.
    »Ach was, Blödsinn!«, rief Julebukk. »Alles dummes Zeug. Ich wär ein viel zu dünner Schokoladenweihnachtsmann!«
    »Und was ist mit den vier andern passiert, denen, die verschwunden sind?« Matilda bekam vor Aufregung einen Schluckauf. »Mit Engelbert Tannengrün und Sigi Schneebart, mit Ruprecht Mandelsüß und Albert Zuckerzeugs, hm?«
    »Ja, ja«, brummte Niklas.
    »Aufgegessen!«, krähte Fliegenbart. »Papier ab, Kopf ab, aufgegessen. Das droht dir auch, wenn jemand dich verrät.«
    »Verraten?«, fragte Ben entgeistert. Er schwor sich, nie mehr einem Schokoladenweihnachtsmann den Kopf abzubeißen. »Wer denn?«
    Julebukk zuckte die Schultern. »Andere Weihnachtsmänner. Deshalb such ich mir nur Gegenden aus, die uninteressant für sie sind, weißt du? Wo die Eltern kaum was bestellen, weil sie kein Geld haben. Da nimmt der Große Weihnachtsrat es nicht so genau. Aber hier – ich glaube, in dieser Straße bekommt ihr ziemlich viel zu Weihnachten, stimmt’s? Große Sachen, Fahrräder,
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