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Alptraum-Sommer

Alptraum-Sommer

Titel: Alptraum-Sommer
Autoren: Jason Dark
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Furcht in ihm hoch. Sie waren deshalb so schlimm, weil er nichts sehen konnte, die Finsternis fraß das Licht auf.
    Er wartete. Seine Kehle war wie zugeklemmt. Irgendwo hoffte er auch, sich geirrt zu haben. Alles war Einbildung gewesen, er hatte die Geräusche gar nicht gehört. Seine überreizten Nerven hatten ihm da einen Streich gespielt.
    Oder nicht?
    Schließlich war die Riesenspinne auch keine Einbildung gewesen. In diesem Wald kam er sich vor wie ein Verfluchter. Da war er eingesperrt und zusätzlich gefesselt.
    Culver sah sich als Opfer an.
    An die Spinne brauchte er nicht mehr zu denken. Er hatte zudem den Kopf gedreht und in eine andere Richtung, weil er wissen wollte, was vor ihm geschah.
    Schatten, tiefgrün jetzt, lagen deckengleich über dem Boden. Krochen an den Stämmen hoch oder vermengten sich mit dem dichten Astwerk der Büsche und wuchtigen Inseln, aus denen jeden Moment der Tod in Form eines harten Fadens schießen konnte.
    Ben Culver zwinkerte. Er hatte etwas gesehen, war sich aber nicht im klaren darüber, ob es ihm auch tatsächlich aufgefallen war oder ob ihm die Phantasie einen Streich gespielt hatte.
    Bewegungen in den Schatten…
    Sehr hurtig, schleichend, dabei schnell und leise raschelnd. Ein Geräusch, das er deutlicher vernahm, als es sich ihm näherte. Das Rascheln hörte sich tatsächlich an, als würden kleine Füße herbeitrippeln und dabei jede Menge Laub in die Höhe schleudern.
    Culver hörte sich selbst lachen, weil ihm eine irre Idee gekommen war.
    Man konnte sie als blödsinnig bezeichnen, aber so blödsinnig war sie doch nicht, wenn er genauer darüber nachdachte.
    Er hatte eine Riesenspinne gesehen, er war sogar in ihrem Netz gefangen.
    Wenn schon eine Riesenspinne existierte, warum sollte es nicht auch Zwerge geben.
    Riesen und Zwerge!
    Eine Märchenwelt für Kinder oder für Menschen, die ihr kindliches Gemüt glücklicherweise bewahrt hatten. In diesem verwunschenen Wald war alles möglich. Da konnte es eigentlich keine Überraschungen mehr geben, so dachte er, als er seinen Blick nach vorn richtete, um erkennen zu können, was sich ihm da näherte.
    Jedenfalls bewegte sich dieses Fremde dicht über dem Boden. Es war nicht groß, und er dachte wieder an die Zwerge. Genaues konnte er nicht erkennen, aber es waren mehrere Schatten, die sich ihm in einem Halbkreis näherten.
    Klar, sie wollten zu ihm.
    Etwas wischte von der Seite her hoch und klatschte dicht unter seinem Hals vor die Brust.
    Culver zuckte zusammen.
    Kein Spinnenfaden, aber so etwas Ähnliches. Ein brauner Faden, eine Liane, an der sich jemand hochziehen konnte.
    Die nächste umwickelte seinen Hals.
    Ben hatte sie erst gar nicht zu Gesicht bekommen, sie war heimlich geworfen worden.
    Er bekam kaum noch Luft, denn vom Boden her wurde sie von einer anderen Kraft zugezogen. Der Mann röchelte, die Adern auf seiner Stirn traten dick hinter der Haut hervor. Er war zwar wehrlos gemacht worden, fiel aber nicht in die Bewußtlosigkeit hinein, denn er merkte deutlich das ruckhafte Zucken der um seinem Hals liegenden Schlinge. In regelmäßigen Intervallen bewegte sich das Band.
    Culver würgte. Er spürte Schleim in seinem Mund, vermischt mit einem gallenbitteren Geschmack. Er spie ihn aus, saugte nach der rettenden Luft, doch die Zuckungen blieben.
    Er wußte nicht, was sie zu bedeuten hatten. Ihn überkam auch keine Ahnung, wenig später allerdings sah er, was man von ihm wollte. Und es waren diesmal keine Spinnen, die an ihm hochkletterten.
    Andere Wesen fanden ihren Weg.
    Culver konnte es nicht begreifen. Sie klebten wie Klumpen an dieser Liane.
    Hintereinander und in gewissen Abständen kletterten sie hoch, und plötzlich wußte er Bescheid.
    Das waren lebende Wurzeln!
    Ovale, kompakte Körper, nach oben hin spitz zulaufend, als würden sie einen Hut tragen. Culver besaß zwar eine gewisse Allgemeinbildung, doch er hatte noch nichts von den Alraunen gehört, den kleinen Wichtelmännchen, den Galgenmännchen und dem Begriff Mandragora.
    Das alles war ihm unbekannt, und er wußte auch nicht, wie grausam die Erdmännchen sein konnten.
    Einen hatte er schwer verletzt.
    Andere waren gekommen, um ihn zu rächen.
    Culver dachte so, und er dachte nicht falsch. Er wunderte sich nur, wie es die Erdmännchen schafften, sich an seiner Kleidung festzuklammern.
    Beim ersten Hinsehen hatte er weder Hände noch Füße gesehen, jetzt aber konnte er erkennen, daß aus den kleinen Körpern gewisse Greifer hervorgefahren worden
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