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Alptraum-Sommer

Alptraum-Sommer

Titel: Alptraum-Sommer
Autoren: Jason Dark
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sich dann zu einem bedrückenden Gefühl der Angst in seinem Magen zusammenklumpte, so daß er sich einem Erstickungsanfall nahe fühlte.
    Wann kam sie?
    Manchmal knackte und raschelte es über ihm, wenn das junge Laub bewegt wurde. Jedenfalls war er einer Ohnmacht nahe, aber die Spinne ließ sich Zeit.
    Die Geräusche verstummten wieder.
    Noch konnte er sehen, auch wenn der Schweiß immer wieder von der Stirn her in die Augen rann. Die Brauen schafften es kaum, die Ströme aufzuhalten. Dann brannten die Augen, und auch im Kopf durchzogen ihn die Schmerzen wie harte Stiche.
    Wieder knackte und raschelte es über ihm. Da schob sich der Chitinpanzer der Spinne an der Rinde entlang, und diesmal hörten die Geräusche nicht auf.
    Kam sie?
    Culver fing an zu zittern. Die Hitze war für ihn verschwunden. Er dachte nur noch an das Schreckliche, das ihm bevorstand, und es kostete ihn eine wahnsinnige Überwindung, den Kopf nach hinten zu drücken, um in die Höhe zu schauen.
    Ja, da bewegte sich etwas!
    Wegen der schlechten Lichtverhältnisse war es ihm nicht möglich, Einzelheiten zu erkennen. Die Spinne sah er nur als einen hügeligen kompakten Schatten, und er rechnete damit, daß sie sich zu ihm hin nach unten bewegte und dabei ihre Netzfäden als Stütze benutzte.
    Das trat nicht ein.
    Die Spinne wollte gar nichts von ihm, denn sie bewegte sich von ihm weg.
    Warum?
    Er lachte plötzlich. Zuerst war es ein Kichern, leise, mehr glucksend.
    Dann aber steigerte sich das Geräusch, wurde zu einem scharfen Lachen, das in den dichten Wald hineinschallte, wo sich die Echos wie helle Peitschenklänge anhörten.
    Die Spinne verschwand, sie wollte gar nichts von ihm. Er lachte weiter und weinte dabei, und die Erlösung war für ihn wie ein Schock. Eine Last rutschte von ihm ab. Er würde am Leben bleiben und…
    Das Lachen brach ab.
    Urplötzlich war ihm ein furchtbarer Gedanke gekommen. Die Spinne brauchte gar nicht aus der Höhe zu ihm hinkriechen.
    Sie konnte sich ihm auch von vorn über den Boden nähern.
    Er verkrampfte sich.
    Sein Hals trocknete noch stärker aus. Er hatte sowieso das Gefühl, keinen Speichel mehr in der Kehle zu haben, sondern nur mehr Sandpapier. Eine kalte Hand bewegte sich zitternd über seinen Rücken.
    Seine Lage war relativ ›günstig‹. Er konnte den Weg der Spinne auch am Boden verfolgen. Sie hatte ihn bereits erreicht und war für den Gefangenen noch immer ein mächtiger Schatten, mehr ein wandelnder Hügel auf dürren Beinen. Dafür aber tödlich.
    Die Riesenspinne setzte ihren Weg fort. Sie wußte genau, was sie wollte, und es gab auch kein Hindernis, das sie hätte aufhalten können.
    Was sich auch vor ihr aufbaute, es wurde durch den Druck des mächtigen Körpers regelrecht zermalmt.
    Aber sie kam nicht zu ihm.
    Sie drehte sich, sie verschwand, als wäre er für sie nicht mehr interessant genug.
    Der Mann begriff die Welt nicht mehr. Allerdings war er über diese Reaktion der Spinne erleichtert, auch wenn ihn der Schwindel umfangen hielt und er jetzt sogar froh war, von den Fäden des Netzes gehalten zu werden, denn auf eigenen Beinen hätte er nicht mehr stehen können.
    Vielleicht bekam er doch eine Chance, sich zu befreien. Wenn er den Druck der lauernden Riesenspinne nicht mehr spürte, würde er auch wieder klarer denken können. Dann konnte ihm möglicherweise etwas einfallen, um aus dieser Lage herauszukommen.
    Das mutierte Tier sah er nicht mehr, er hörte es nur noch. Ihr Weg war von zahlreichen Geräuschen begleitet. Mal von einem Rascheln, dann wieder knackte es. Culver hörte auch, daß andere Tiere vor der Riesenspinne flohen.
    Noch immer konnte er sich keinen Grund denken, weshalb sie gerade ihn am Leben gelassen hatte, wobei sie sich schon eine sehr große Mühe mit dem Aufbau des Netzes…
    Er dachte nicht mehr weiter.
    Etwas hatte ihn abgelenkt.
    Schritte?
    Es hatte sich so angehört, aber Culver wollte es nicht glauben. Das waren keine normalen Schritte, das war ein Trippeln, hastig und schnell.
    Dazwischen ein Schleifen, als wären irgendwelche Personen dabei, die Füße nachzuziehen. Culver starrte in die schattige Dunkelheit des Waldes. Sie wirkte wie eine Malerei mit finsterem Hintergrund, wobei dann vorn die Bäume, die Büsche und alles andere hineingemalt worden waren.
    Er schloß die Augen. Culver wußte, daß die Gefahr noch nicht vorbei war. Er war gewissermaßen vom Regen in die Traufe geraten, obwohl er noch nichts sah. Allein die Geräusche drückten wieder die
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