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Alptraum-Sommer

Alptraum-Sommer

Titel: Alptraum-Sommer
Autoren: Jason Dark
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schnell wie möglich verlassen. Er haßte die drückende, schwüle Sommerluft.
    Die Dunstschwaden zwischen manchen Bäumen widerten ihn an. Sie hingen dort wie Gespenster, an einigen Stellen vom Licht der Sonne beleuchtet.
    Er trug einen Kompaß bei sich. Die Richtung stand fest. Ben Culver mußte nach Norden. Wenn er den Wald verlassen hatte, sah die Welt wieder ganz anders aus. Dann würde er sich mit seinem Auftraggeber in Verbindung setzen und alles mit ihm besprechen, was es noch zu bereden gab. Es konnte auch gut möglich sein, daß er auf den Job verzichtete, denn er sah sich in diesem Fall mehr als Opfer an.
    Mit diesen ähnlichen Gedanken beschäftigte er sich, bahnte sich seinen Weg und hatte dabei immer wieder den Eindruck, verfolgt zu werden oder in eine Falle zu laufen.
    Des öfteren drehte er sich um, da war nichts. Kein Schatten bewegte sich hinter ihm, es war nur die bedrückende Stille geblieben, die ihm ebenfalls aufs Gemüt schlug.
    Sein Atem ging nicht mehr regelmäßig. Er keuchte, er fand oft nicht den richtigen Pfad, schlug sich dann mit beiden Händen den Weg frei und hätte sich manches Mal eine Machete gewünscht, die viele Hindernisse zur Seite räumte.
    Der Wald wurde nicht lichter. Die Bäume standen weiterhin so dicht zusammen, daß sich ihr Astwerk ineinander verkrallt hatte. Oft genug mußte sich Culver ducken. Dem Mann fiel auf, daß er so gut wie keine Nadelbäume gesehen hatte. Was hier wuchs, konnte schon als tropische Vegetation bezeichnet werden. Manche Pflanzen waren dick und fleischig. Sie hingen ihm im Weg, und er mußte sie immer wieder zur Seite schaufeln.
    Manchmal bekam Culver überhaupt nicht mit, woher er ging. Er lief einfach weiter, und irgendwann schöpfte er neuen Mut, denn seine Umgebung hatte sich erhellt. Ben Culver hatte eine Lichtung erreicht, einen sonnigen Platz.
    Hoffnung?
    Er lachte laut auf, einfach weil er das Gefühl hatte, es tun zu müssen. So konnte er sich Luft verschaffen und seinen verdammten Frust ein wenig lindern.
    Er lief weiter.
    Da passierte es.
    Der Widerstand war plötzlich da. Culver faßte es noch nicht. Es dauerte Sekunden, bis für ihn feststand, daß er irgendwo gegen gelaufen war.
    Vor ein langes Hindernis, das ihn festhalten wollte. Es sah aus wie eine schräg in den Boden gerammte Lanze, ein Riesenspeer, sehr hell, so bleich wie Knochen.
    Er wollte zurückweichen.
    Es ging nicht.
    Plötzlich fluchte er, schaute nach vorn und stellte fest, daß er klebte.
    Dieser Pfahl war mit einer klebrigen Masse oder einem Leim beschmiert worden, der sich direkt mit seiner Kleidung verbunden hatte und ihn nicht mehr losließ.
    »Scheiße, ich…«
    Sein nächstes Wort verstummte in einem Gurgeln, denn ein harter Schlag hatte ihn zwischen den Schulterblättern getroffen und wuchtete ihn nach vorn.
    Mit dem Gesicht fiel er gegen den klebrigen Stab, der nachgab wie weiches Gummi, ihn aber nicht losließ.
    Plötzlich sah er andere Stäbe heranfliegen.
    Von allen Seiten huschten sie auf ihn zu. Er war noch nicht bewegungsunfähig, versuchte, sich immer wieder zur Seite zu drehen und den Stäben (oder waren es Fäden) zu entgehen.
    Unmöglich!
    Der unbekannte Feind zielte haargenau. Nicht jeder Stab oder nicht jede Leine erwischte ihn mit der Wucht eines Faustschlags. Einige wischten auch heran und drehten sich um seine Hüfte, die Beine, selbst die Arme ließen sie nicht aus.
    Allmählich wurde ihm doch klar, in welch eine Falle er gerannt war. So etwas hatte er nur in Filmen gesehen, in diesen Schockern, wo sich die Tiere gegen die Menschen erhoben und sie es waren, die Fallen stellten.
    Dieses klebrige Zeug, die langen Bänder, die kreuz und quer gegen ihn geschossen worden waren, konnten nur bedeuten, daß er in einem Spinnennetz gefangen war.
    Und die Spinne selbst, die so etwas produzierte und aus ihrer Drüse hervorschoß, mußte ein riesiges Tier sein. Ein gewaltiges Monstrum, das ihn unter Kontrolle gehalten hatte.
    Culver gab nicht auf. Er hatte die Zähne zusammengebissen. Sein Gesicht war gerötet. Der Schweiß lief in Strömen darüber hinweg. Er schnappte immer wieder nach Luft, um Energien in sich hineinzupumpen, die er unbedingt brauchte.
    Er kam nicht durch.
    Die Fäden, manche nur fingerdick, andere wiederum dick wie ein Kinderarm, gaben einfach nicht nach. Sie hielten ihn eisern fest, obwohl er immer wieder versuchte, den Griff zu sprengen, wobei er sich drehte und wendete, doch keinen Erfolg erzielte.
    Culver blieb in dem Spinnennetz
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