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Alptraum-Sommer

Alptraum-Sommer

Titel: Alptraum-Sommer
Autoren: Jason Dark
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halten, aber die Gegend und das Klima gefallen mir nicht.«
    »Ansichtssache.«
    »Nein, John, so kannst du nicht denken. Das hier ist einfach nicht normal gewesen. Ich meine damit den vergangenen Tag. Der war heiß, zu heiß, wie ein Alptraum.«
    »Sag doch gleich Alptraum-Sommer.«
    »So ungefähr.«
    Ich tippte einige Male auf die rechte Lehne. »Du bist also der Meinung, daß uns noch etwas bevorsteht.«
    »Bin ich.«
    »Gegen wen, gegen was?«
    »Auch gegen den Schreiber der Drohungen.«
    Ich beobachtete einige Insekten, die vom Licht der Lampe angelockt worden waren und sich im hellen Schein wohlfühlten. Er fiel wie ein schiefes Rechteck in unsere Richtung, streifte dabei nur die Beine.
    »Kannst du dich da genauer ausdrücken?«
    »Noch nicht, John. Ich finde nur, daß jemand anderer noch hinter dem Schreiber steht.«
    »Wer könnte das nur sein?« summte ich.
    »Hör auf, Alter! Du hast doch den gleichen Verdacht wie ich. Wenn die Natur und die Geister in einen gewissen Einklang gebracht werden, gibt es nur eine Möglichkeit.«
    »Mandragoro!«
    »Glückwunsch.«
    »Aber er ist unser Freund«, sagte ich mit einem Tonfall in der Stimme, der leicht fragend klang.
    »Ist er das tatsächlich?«
    »Ich gehe mal davon aus.«
    »Solange sich unsere Interessen nicht berühren.«
    Ich ließ meinen linken Arm nach unten sinken. Die Finger streiften über den Deckel der Kühlbox hinweg, bis sie den Verschluß erreicht hatten, den ich öffnete und dann den Deckel hochzog. Aus der Box holte ich eine Dose Bier.
    »Cheers«, sagte Suko.
    »Du auch eine?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich lege mich gleich hin. Irgendwo bin ich müde. Da uns morgen einiges bevorsteht, möchte ich demnach ziemlich fit sein.«
    Es zischte, als ich den Verschluß abriß. »Da hast du recht, aber ich habe Durst.«
    »Wohl bekomm’s«, sagte er, stand auf, klopfte mir auf die Schulter und ging davon. »Bringst du die Laterne mit?«
    »Mach’ ich.«
    Das Bier schmeckte gut. Es war auch noch kühl genug. Wie ein kalter Schaumstreifen schoß es in meine Kehle und löschte den ersten Brand.
    Ich brauchte die Flüssigkeit, denn tagsüber hatten wir in der Sonne stark geschwitzt. Dieses Wetter kam mir einfach nicht normal vor. An einer Schleuse hatten wir mit einem Einheimischen darüber gesprochen. Für den waren klimatische Verhältnisse wie diese hier keine Seltenheit. So etwas gab es immer mal wieder.
    Leider hatte es sich auch in dieser frühen Nacht kaum abgekühlt. Noch immer stand die Luft über dem Fluß. Nebel hatte sich nicht gebildet, aber nach den ersten Schlucken fühlte ich mich bereits wie ein Schwamm, der Wasser aufgesaugt hatte, obwohl ich nur ein Hemd und eine Hose trug.
    Der Körper hatte sich eben noch nicht auf diese extremen Temperaturen eingestellt.
    Unter dem Himmel hing eine leichte Wolkendecke. Nur deshalb sahen die Sterne nicht mehr so klar aus und funkelten kaum. Der Mond war ebenfalls nicht mehr als eine bleiche Sichel und schien doppelt so weit entfernt zu sein wie sonst.
    Vom Ort her hörte ich kaum etwas. Hin und wieder das Geräusch eines vorbeifahrenden Autos, mal den knatternden Motor eines Mopeds, aber keine Stimmen.
    Die Menschen verhielten sich ruhig, als hätten sie Furcht davor, daß ihnen jemand zuhören konnte.
    Auch Suko lag längst in seiner Koje. Er hatte darauf verzichtet, das Radio einzustellen und mir damit unbewußt einen Gefallen getan. So konnte ich mich auf die Geräusche des nahen Flusses konzentrieren.
    Der Barrow River war fischreich, und jetzt, wo es dunkel war, trauten sich die Fische auch mehr an die Oberfläche. Oft genug hörte ich das leise Platschen, wenn ihre Mäuler aus dem Wasser tauchten, nach Insekten schnappten und dann wieder verschwanden.
    Die kleinen Tiere umschwirrten auch mich. Hin und wieder erwischte ich eine Mücke, ihre toten Körper klebten wie kleine Sommersprossen an meinen Armen.
    Nicht daß ich die Stille nicht gemocht hätte, ich hatte sie schließlich selbst gewählt, aber sie war doch anders, als ich sie kannte. Es fiel mir schwer, sie zu beschreiben. Vielleicht kam sie mir klebrig vor wie eine Kraft, die irgendeine Luft aus meiner Nähe absaugen wollte, damit mir noch ein Rest blieb.
    Das konnte auch an der hohen Luftfeuchtigkeit liegen, doch Dunst oder Nebel hatten sich noch nicht gebildet.
    Der Fluß lag still.
    Hin geheimnisvoller schwarzgrüner Streifen, der tief in das Land hineinschnitt und südlich von uns in den Atlantik mündete. Lau umfächerte mich
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