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Alptraum-Sommer

Alptraum-Sommer

Titel: Alptraum-Sommer
Autoren: Jason Dark
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nicht so einfach ab. Es mußte etwas anderes dahinterstecken.
    Natürlich gab es Hinweise.
    Drohbriefe, die an eine Versicherung gerichtet waren. Man warnte die Männer des Direktoriums, sich weiter um einen gewissen Landstrich zu kümmern. Wenn sie es nicht taten, würde dafür gesorgt werden, daß die Geister der Natur zurückschlugen.
    Einer der Versicherungsbosse hatte sich daraufhin an Scotland Yard gewandt. Da der Begriff Geister in diesem Drohbrief vorgekommen war, war alles an Sir James weitergeleitet worden, und der hatte Suko und mich rufen lassen.
    Begeistert hatten wir uns von der neuen Aufgabe nicht gezeigt. »Wenn nichts dabei herauskommt, nehmen Sie es einfach als zusätzlichen Urlaub«, hatte Sir James gesagt.
    »Aber daran glauben Sie selbst nicht – oder?«
    »Nein, Suko. Wenn ich Natur und Geister in einen Zusammenhang bringe, fällt mir automatisch ein dritter Begriff ein.«
    »Mandragoro!«
    »Exakt, Inspektor!«
    Nun, das hatte uns schließlich überzeugt, und so hatten wir dann unsere Vorbereitungen getroffen, uns bei einem Reiseveranstalter das Boot gemietet und waren ein wenig über den Barrow River getuckert, bis wir in Berris angelegt hatten.
    Das genau war der Ort und das Gebiet, um das es eigentlich ging. Hier waren die drei Männer verschwunden, die für die Versicherung arbeiteten und nachforschen sollten, ob sich in dieser Gegend ein von der Versicherung finanziertes Urlaubsparadies errichten ließ.
    Das mußte sich herumgesprochen haben. Die Bevölkerung stand natürlich dem Projekt skeptisch gegenüber, und auf einmal hatte es dann die drei Männer nicht mehr gegeben.
    Dafür die schriftlichen Warnungen, wobei niemand wußte, wer sie geschrieben hatte. Ein Geist war es nicht gewesen, auch kein Dämon.
    Wir rechneten mit einem Bewohner aus Berris, der dort praktisch die Führung der Gegenliga übernommen hatte.
    Soweit waren wir noch nicht. Wir waren bei Anbruch der Dämmerung eingetroffen und wollten uns erst am anderen Morgen im Ort umschauen und mit bestimmten Leuten reden.
    Ich hatte mir auch keine großen Gedanken gemacht und lange Theorien gewälzt, an diesem Abend oder in dieser Nacht wollte ich die Stunden am Fluß noch genießen.
    Das Boot gehörte in die kleinere Kategorie. Es war für vier Passagiere ausgelegt, die dann allerdings ein wenig Rücksicht aufeinander nehmen mußten, da es doch eng wurde. Für Suko und mich war Platz genug.
    Wir hatten nach unserer Ankunft das Boot am Ende des Liegeplatzes vertäut und hielten uns in einer relativen Einsamkeit auf, denn die anderen Boote lagen weiter hinter uns. Es waren insgesamt nur drei, die Hochsaison begann erst.
    Wenn ich gegen die beiden Uferstreifen schaute, so kam ich mir vor wie in Brasilien.
    Es war alles dicht bewachsen – ausgenommen die Umgebung von Berris –, aber schon dicht hinter den letzten Häusern drängten sich mächtige Bäume und dichtes Strauchwerk bis an die Uferstreifen heran.
    In der klaren Luft zeichnete sich der gegenüberliegende Uferstreifen wie eine kantige unterschiedlich hohe Gebirgslandschaft ab. Nur manchmal, wenn tatsächlich so etwas wie ein Lüftchen aufkam, bewegten sich die Kronen zitternd, als wollten sie es den Wellen gleichtun, die der leichte Wind produzierte.
    Hinter mir hörte ich Schritte. Das Boot wiegte sich leicht. Licht schaukelte heran. Suko trug die schmale Laterne, deren Schein zuckend über das blanke Deck huschte und erst zur Ruhe kam, als der Inspektor die Lampe festhakte.
    Ich saß auf einem der befestigten weißen Stühle und drehte kaum den Kopf, als Suko neben mir Platz nahm.
    »Nun?« fragte er.
    Ich lachte leise. »Was willst du?«
    »Nur mal schauen, was du so toll findest.«
    Ich streckte die Hand aus. »Ja, sieh dich um. Da ist der Fluß. Da hinten liegt das Ufer, da steht der Wald, da ist das Unterholz ein stummer Zeuge…«
    »Zeuge für was?« unterbrach mich Suko. »Für drei Morde etwa?«
    »Kann sein«, sagte ich und streckte langsam die Beine aus. »Daran habe ich nicht einmal gedacht.«
    »Solltest du aber.«
    »Nicht jetzt.«
    Suko winkte ab. »Das ist klar. Heute haben wir Urlaub, ab morgen wird es rundgehen.«
    »Meinst du?«
    Er nickte.
    »Was macht dich denn so besorgt?«
    »Ich weiß es nicht, John.« Suko schaute gegen seine Füße, die von Segeltuchschuhen umschlossen wurden. Ihre Ränder blinkten so hell, als wären sie mit Leuchtfarbe angestrichen worden. »Ich empfinde diese Ruhe als trügerisch. Da kannst du lachen, mich für verrückt
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