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Alptraum in Pink

Alptraum in Pink

Titel: Alptraum in Pink
Autoren: John D. MacDonald
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schritt schnell durch den Raum und nahm ab.
    »Hallo? Ach, hallo Ben. Wie? Nein. Nein, tut mir Leid, ich glaube kaum. Nein, mein Lieber, das ist es nicht. Ich habe jetzt noch zwei zusätzliche Kunden, und da reicht mir einfach die Zeit nicht mehr.«
    Sie redete höflich und persönlich weiter, lehnte aber unerschütterlich Bens verlockendes Angebot ab. Ich ging zu der Pinnwand und schaute mir ihre Arbeiten an. Die Zeichnung eines Kruges fiel mir besonders ins Auge. Sie war von einer ernsten, klassischen Schönheit. Nina legte auf und kam zu mir.
    »Gefällt Ihnen das?«, fragte sie.
    »Sehr schön.«
    »Sie haben ein ziemlich gutes Auge, McGee. Dem Kunden hat es nicht gefallen. Wir reden uns immer ein, dass sich guter Geschmack verkaufen lässt. Vielleicht stimmt das auch, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Aber kommerziell erfolgreich wird nur etwas Geschmackloses, das gerade so verfeinert wurde, dass es wie guter Geschmack wirkt. Und die Besten im Geschäft sind diejenigen, die ein Naturtalent für solchen Schrott haben und auch noch glauben, es sei wirklich großartig.«
    Ich blickte auf ihr nachdenkliches Gesicht hinunter. »Das Problem mit diesem Krug, Nina, ist doch, was soll denn da hinein?«
    »Da haben Sie Recht. Warten Sie hier.« Sie ging in das kleine Schlafzimmer und machte die Tür zu. Ich stöberte herum. Ich schaute mir die Bücher und die Schallplatten an. Von einer unerfreulichen Vorliebe für Streichquartette und einer gewissen Leichtgläubigkeit gegenüber vorgekauten Gesellschaftswissenschaften abgesehen bestand sie den McGee-Test mit 2 plus. Ach was, 1 minus. Die Bücher von Vance Packard hatte ihr ja vielleicht jemand geschenkt. Packard hatte den sehr einträglichen Trick heraus, Dinge, die man schon immer wusste, verblüffend neu klingen zu lassen. Genau so wie Norman Vincent Peale das Christentum erfunden und James Jones das Maschinengewehr M-l entworfen hatte. Ich konnte bei allen dreien die Beziehung zu Ninas formschönem Krug herstellen. Alle drei waren Ausdruck einer verfeinerten Geschmacklosigkeit.
    Sie kam plötzlich wieder aus dem Schlafzimmer, marschierte zu mir und drückte mir zehntausend Dollar in die Hand. Ich saß auf der Couch, warf das Geld ein paar Mal in die Luft und streifte dann die beiden Gummiringe ab. Drei Päckchen gebrauchter Scheine in der Banderole der Bank, mit den Initialen desjenigen gekennzeichnet, der die Scheine eingepackt hatte. Zwei Päckchen mit jeweils fünfzig Fünfzigern. Ein Päckchen mit fünfzig Hundertern. Nina stand da in einer hellgrauen Bluse, Kostümrock, dunklen Pumps und Nylonstrümpfen, und schaute mich mit ihrem kleinen, trotzigen Gesicht äußerst unzufrieden an. Es war ihre Pose der enttäuschten Liebe. Beinahe eine Schande, ihr die zu versauen. Ich blätterte die Geldscheine wortlos durch und schnappte die Gummibänder wieder darum. Dann warf ich ihr den kleinen Backstein aus Geld an den Kopf. Sie wich erschrocken zur Seite und streckte eine Hand aus, mit der sie das Geld zu ihrer eigenen Überraschung fing.
    Sie schaute mich ausdruckslos an. »Stimmt was nicht?«
    Ich schwang die Beine hoch und streckte mich auf ihrer Couch aus, die Hände hinter dem Nacken verschränkt. »Ein hübsches kleines Ei, Schätzchen, aber ich möchte die Gans kennen lernen.«
    Sie stampfte mit dem Fuß auf. »Sie Mistkerl!«
    »So ein Batzen Geld ist ausgesprochen verführerisch, aber nicht genug. Die Gans heißt wohl Armister.«
    »Hinaus mit Ihnen!«
    »Wir sollten uns erst einmal kurz unterhalten.«
    Ohne zu überlegen stürzte sie sich in ihrer Wut auf mich und wollte mich von der Couch zerren. Ich erwischte sie an den Handgelenken. Sie war ein sehr starkes, kleines Mädchen. Beinahe hätte sie mir die Zähne in die Hand gehauen, aber ich konnte meinen Unterarm noch rechtzeitig unter ihr Kinn bringen. Sie versuchte mich zu treten, doch dafür fehlte ihr die nötige Bewegungsfreiheit und der richtige Ansatzwinkel. Aber sie kämpfte - sie stöhnte, wand sich, warf sich herum, bis sie mit einem satten, dumpfen Plumps neben der Couch auf dem Hintern landete. Dann sank sie in sich zusammen, atmete schwer vor Erschöpfung. Eine Strähne des blauschwarzen Haares verbarg eines ihrer blauen Augen.
    »Zum Teufel mit Ihnen!«, keuchte sie. »Sie verdammter Scheißkerl!«
    »Werden Sie mir zuhören?«
    »Nein!«
    »Es ist doch alles ganz einfach. Was ist denn mit diesem Burschen, diesem wunderbaren, heiratsfähigen Howard Plummer? Sie sind mir wirklich eine
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