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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend
Autoren: Jeffery Deaver
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im ersten Moment nicht einordnen konnte. Dann erkannte sie ihn - es war David Reinhold, der junge Deputy vom Sheriff's Office. Er trug keine Uniform, sondern Jeans, ein Polohemd und eine Jacke. Lächelnd schaute er an sich hinunter. »Ich bin nicht im Dienst.« Er kam auf sie zu und blieb einige Schritte vor ihr stehen. »He, ich hab von dem Kreuz-Fall gehört.«
    »Das kam ziemlich überraschend«, sagte sie.
    Er hatte beide Hände in den Taschen und wirkte nervös. »Das können Sie laut sagen. Und dem Jungen geht es gut?«
    »Er wird wieder gesund.«
    »Und Chilton? Hat er gestanden?«
    »Ich glaube, das wird gar nicht nötig sein. Wir haben Augenzeugen und ausreichend Beweise. Er ist geliefert.« Sie wies auf ihr Büro und bat ihn hinein.
    »Ich muss noch was erledigen... Ich war vorhin schon mal hier, aber Sie waren unterwegs.«
    Eine seltsame Bemerkung. Und Kathryn fiel auf, dass er immer nervöser zu werden schien. Seine Körpersprache zeugte von großem Stress.
    »Ich wollte nur sagen, dass ich es wirklich toll fand, mit Ihnen zu arbeiten.«
    »Ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen.«
    »Sie sind ein ganz besonderer Mensch«, stammelte Reinhold. Oje. Worauf lief das hinaus?
    Reinhold wich ihrem Blick aus. Er räusperte sich. »Ich weiß, dass Sie mich eigentlich kaum kennen.«
    Er ist mindestens zehn Jahre jünger als ich, dachte sie. Ein halbes Kind. Dance bemühte sich, weder zu lächeln noch zu mütterlich zu wirken. Sie fragte sich, wohin er sie würde einladen wollen.
    »Wie dem auch sei, was ich sagen will, ist...«
    Aber er sagte erst mal gar nichts, sondern zog einen Umschlag aus der Innentasche seiner Jacke und gab ihn ihr.
    »Was ich sagen will, ist, dass ich hoffe, Sie ziehen meine Bewerbung um eine Stelle beim CBI in Betracht.« Reinhold atmete tief durch. »Die meisten älteren Leute bei der Polizei sind keine besonders guten Mentoren. Ich weiß, Sie wären anders. Ich würde sehr gern von Ihnen lernen.«
    Dance hätte beinahe laut gelacht. »Tja, David, vielen Dank. Ich glaube, wir suchen derzeit niemanden. Aber ich verspreche Ihnen, sobald es so weit ist, sorge ich dafür, dass Sie ganz oben auf der Liste stehen.«
    »Ehrlich?« Er strahlte.
    »Verlassen Sie sich darauf. Und nun ein schönes Wochenende, David. Nochmals vielen Dank für Ihre Hilfe.« »Danke, Kathryn. Sie sind die Beste.« Für eine ältere Person...
    Lächelnd ging sie in ihr Büro und ließ sich auf den Stuhl fallen. Sie starrte die verschlungenen Bäume vor dem Fenster an. Ihr Mobiltelefon klingelte. Dance hatte keine große Lust, mit jemandem zu reden, und warf einen Blick auf die Kennung des Anrufers.
    Nach dem dritten Klingeln hatte sie lange genug überlegt und nahm das Gespräch an.
     

Kapitel 47
    Ein Schmetterling flatterte am Zaun entlang und verschwand im Garten des Nachbarn. Es war nicht die Jahreszeit für Monarchfalter, die großen Wanderinsekten, denen Pacific Grove seinen Titel als Schmetterlingshauptstadt der USA verdankte, und Kathryn Dance fragte sich, um was für eine Art es sich handeln mochte.
    Sie saß auf dem Deck. Das Holz war feucht vom spätnachmittäglichen Nebel. Alles war still. Sie war allein. Die Kinder und die Hunde waren bei Kathryns Eltern. Sie trug eine ausgeblichene Jeans, ein grünes Sweatshirt und modische Schuhe - Modell Wish aus der Fergie-Serie der Firma Brown -, die sie sich nach Abschluss des Falls gegönnt hatte. Sie nippte an einem Glas Weißwein.
    Vor ihr stand ihr aufgeklappter Laptop. Dance hatte sich als Administratorin in den Chilton Report eingeloggt, nachdem sie in James Chiltons Unterlagen auf den Zugangscode gestoßen war. Sie zog das Buch zurate, in dem sie gelesen hatte, tippte den Text fertig und lud ihn hoch.
     
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Http://www.thechiltonreport.com/html/final.html
     
    Dance las das Ergebnis. Lächelte matt. Dann loggte sie sich aus.
    Von der Seite des Hauses hörte sie schwere Schritte die Treppe heraufkommen. Sie hob den Kopf und sah Michael O'Neil. »Hallo.« Er lächelte kurz.
    Sie hatte damit gerechnet, dass er ihr telefonisch mitteilen würde, wie der Richter in Los Angeles bezüglich der Abweisung des Falls J. Doe entschieden hatte. O'Neil hatte im Krankenhaus so gedankenverloren gewirkt, dass sein Erscheinen hier eine echte Überraschung für sie war. Egal. Michael O'Neil war immer willkommen. Sie versuchte, aus seiner Miene schlau zu werden. Normalerweise war sie recht gut darin, denn sie kannte ihn so genau, aber sein Gesicht gab noch immer nichts
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