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Allwissend

Allwissend

Titel: Allwissend
Autoren: Jeffery Deaver
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Schicksal haben konnte.
    Wobei sie wieder an den Chilton Report denken musste. All diese Postings über Travis Brigham. Alle falsch, vollkommen falsch... und doch würden sie für immer weiterexistieren, auf Servern und in privaten Computern. Jemand könnte sie in fünf, zehn oder zwanzig Jahren lesen. Oder in hundert Jahren. Und er würde nie die Wahrheit erfahren.
    Das Summen des Telefons riss Dance aus ihren beunruhigenden Gedanken.
    Es war eine SMS von ihrem Vater.
    Ich bin mit Deiner Mutter im Krankenhaus. Komm so schnell wie möglich her.
    Dance keuchte auf. Was hatte das zu bedeuten? Bis zur Anklagevernehmung war nur noch eine Viertelstunde Zeit. Wenn Edie Dance nun im Krankenhaus war, dann nur aus einem Grund: Sie war krank oder verletzt.
    Dance rief sofort ihren Vater an, doch sie landete direkt bei der Mailbox. Natürlich - er hatte das Mobiltelefon im Krankenhaus ausgeschaltet.
    Hatte man ihre Mutter zusammengeschlagen?
    Oder hatte sie versucht, sich das Leben zu nehmen?
    Dance trat das Gaspedal noch weiter durch. In ihrem Verstand herrschte ein heilloses Durcheinander. Sie dachte, falls ihre Mutter tatsächlich versucht hatte, sich umzubringen, dann musste Robert Harper eindeutige Beweise gegen sie in der Hand haben. Jeglicher Widerstand wäre völlig vergeblich.
    Demnach hatte ihre Mutter einen Mord begangen. Dance erinnerte sich an Edies verräterische Bemerkung über die Intensivstation zum Zeitpunkt von Juan Millars Tod.
    Es waren einige Schwestern auf der Station. Aber das ist alles. Seine Angehörigen waren weg. Und Besucher gab es auch keine...
    Sie raste vorbei an Salinas, Laguna Seca und dem Flughafen. Zwanzig Minuten später bog sie in die kreisförmige Auffahrt des Krankenhauses ein. Der Wagen kam mit quietschenden Reifen auf einem Behindertenparkplatz zum Stehen. Dance sprang heraus, rannte zum Haupteingang und quetschte sich durch die Öffnung, bevor die automatische Schiebetür sich vollständig öffnen konnte.
    Am Aufnahmeschalter hob eine Angestellte erschrocken den Kopf. »Kathryn, sind Sie...?«
    »Wo ist meine Mutter?«, fragte sie und schnappte nach Luft. »Sie ist unten und...«
    Dance stürmte bereits ins Treppenhaus und die Stufen hinunter. Unten konnte nur eines bedeuten: die Intensivstation. Ironischerweise genau der Ort, an dem Juan Miliar gestorben war. Falls Edie dort lag, war sie wenigstens noch am Leben.
    Im Untergeschoss riss sie die Tür auf, lief in Richtung der Intensivstation und warf dabei zufällig einen Blick in die Cafeteria.
    Dance blieb abrupt stehen, keuchend und mit Seitenstechen. Sie starrte durch die offene Tür und sah vier Leute an einem Tisch sitzen. Vor ihnen standen Kaffeetassen. Es waren der Direktor des Krankenhauses, der Sicherheitschef Henry Bascomb, Dances Vater und... Edie Dance. Die vier unterhielten sich und sahen Dokumente durch, die auf dem Tisch lagen.
    Stuart blickte auf, lächelte und hob seinen ausgestreckten Zeigefinger, was offenbar bedeuten sollte, Dance möge sich noch einen Moment gedulden. Ihre Mutter schaute kurz zu ihr und widmete ihre Aufmerksamkeit dann wieder mit neutraler Miene dem Krankenhausdirektor.
    »Hallo«, sagte jemand hinter ihr.
    Sie drehte sich um und war überrascht, Michael O'Neil hier anzutreffen.
    »Michael, was ist los?«, fragte Dance außer Atem. Er runzelte die Stirn. »Hast du die Nachricht denn nicht erhalten?«
    »Nur die SMS von Dad, dass ich herkommen soll.«
    »Ich wollte dich nicht mitten in einem Zugriff stören, also habe ich mit Overby gesprochen und ihn gebeten, es dir auszurichten, sobald ihr fertig wärt.«
    Oh. Tja, dieses eine Mal konnte sie ihrem gedankenlosen Chef keinen Vorwurf machen; sie hatte es dermaßen eilig gehabt, rechtzeitig zu der Anklagevernehmung zu kommen, dass sie ihn nie von Chiltons erfolgreicher Verhaftung unterrichtet hatte.
    »Ich habe gehört, in Hollister ist alles glattgegangen.«
    »Ja, allen geht es gut. Chilton ist in Haft. Travis hat eine Beule am Kopf. Das ist alles.« Doch sie konnte jetzt nicht an den Kreuz-Fall denken. Sie sah in die Cafeteria. »Was ist hier los, Michael?«
    »Die Anklage gegen deine Mutter wurde fallen gelassen«, sagte er.
    »Was?«
    O'Neil zögerte. Er wirkte beinahe verlegen. »Ich habe dir nichts erzählt, Kathryn«, sagte er dann. »Ich konnte es nicht.« »Was konntest du mir nicht erzählen?« »Weißt du noch, der Fall, an dem ich gearbeitet habe?« Der Andere Fall...
    »Der hatte nichts mit der Container-Geschichte zu tun. Die ist immer
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