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Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition)

Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition)

Titel: Allmählich wird es Tag: Roman (German Edition)
Autoren: Franka Potente
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Helikopter.
    Alles wieder normal. Alles wieder im Fluss.
    Nachdem er zu Hause die Tüten ausgepackt hatte, fühlte er sich besser. Die Schränke waren voll. Kühlschrank gefüllt, Bier kalt gestellt.
    Barfuß ging er ins Wohnzimmer.
    Als er Peters Nummer wählte, spürte er ein aufgeregtes Ziehen im Magen. Er steckte sich eine Zigarette an. Eine Computeransage teilte ihm mit, dass die Nummer nicht mehr in Gebrauch war. Ratlos stand er da.
    Doreen. Peters Frau fand er nicht im Telefonspeicher. Vielleicht war sie irgendwo im Computer gespeichert. Als er sich davorsetzte, fiel ihm zunächst das Passwort nicht ein. In den letzten Jahren hatte vor allem Liz den Computer benutzt. Sie hatte das Gästezimmer zu ihrem Arbeitsplatz umfunktioniert. Das Zimmer war zu klein, zu schmal. Der Bürostuhl zu niedrig.
    Ihm fiel auf, dass das Regal neben der Tür leer war. Vor einer Woche noch hatte Liz ihre unzähligen Paar Schuhe dort aufbewahrt.
    »FamWilkins.3« Richtig. Erschrocken zuckte er zusammen. Der Bildschirmschoner. Liz’ lachendes Gesicht.
    Er lehnte sich zurück, starrte auf den Bildschirm. Wer hatte das Bild gemacht? Das Foto war ihm unbekannt. Es musste einige Jahre alt sein, war leicht unscharf. Liz hatte ihre Augen geschlossen, den Kopf in den Nacken gelegt, ihr Gesicht war gebräunt, sie lachte entspannt. Glücklich.
    Sie sah aus wie eine andere. Nicht wie die stille, anspruchslose Ehefrau, die ihm in den letzten Jahren gleichgültig geworden war.
    Verdammt, wieso hatte er diese Liz nie gesehen?
    Er verdrängte seine diffuse Eifersucht und klickte auf den Ordner »Adressen«. Er öffnete sich und verdeckte Liz’ Gesicht. Tim fand Doreen Heffners Nummer, darunter eine Adresse in Sherman Oaks. Liz hatte es nie erwähnt, aber sie hatte Kontakt gehalten.
    Nachdenklich goss er sich einen doppelten Scotch ein. Plötzlich war er sich nicht mehr sicher. Er notierte Doreens Nummer. Er würde morgen anrufen.
    Liz hatte gewusst, wohin Heffners gezogen waren. Warum hatte er nichts davon gewusst? Hatten sie sich hinter seinem Rücken getroffen? Hatte Liz Doreen erzählt, dass sie ihn verlassen würde? Rauchend ging er in dem kleinen Raum auf und ab. Hatte Peter von Liz’ Verhältnis gewusst?
    Plötzlich fühlte er sich verunsichert. War er jahrelang einfach ignorant gewesen, oder hatte Liz ihm Dinge verheimlicht?
    »Scheiße! Verdammte Scheiße!«
    Er kippte den Scotch runter. Dann warf er das Glas mit voller Wucht an die Wand. Es zerprang mit einem hellen Splittern. Atemlos sah er sich nach anderen Gegenständen um. Die leere Flasche Scotch von gestern. Er traf den gerahmten Kunstdruck. Scheppernd fiel das Glas zu Boden.
    »Scheißescheißescheiße!«
    Er goss sich noch einen Doppelten ein, trank gierig aus und wischte sich über das Kinn.
    Achtlos ließ er die Scherben liegen und ging in den Garten. Benommen setzte er sich auf den Rasen. Unter eine der drei großen Palmen, die den Garten säumten.
    Lange Schatten.
    Es wurde kühler. Er blickte auf den leeren Pool, die Terrasse. Er erinnerte sich nicht, jemals von hier auf sein Haus geblickt zu haben. Dann streckte er sich aus. Rauchte mit geschlossenen Augen.
    Carmel. Küste. Das kleine Hotel am Strand. Sieben Jahre war das her. Derek war noch aufs College gegangen.
    Peter gebräunt im weißen Hemd. Drei Knöpfe offen. Sie waren mit den Ehefrauen gekommen. Unternahmen Spaziergänge am Nachmittag. Es war windig gewesen. Gespräche über die Kinder, Doreens Hüftoperation. Liz war wie immer still gewesen. Lächelte. Peter charmant und einnehmend.
    Tim war es nicht leichtgefallen, sich zu entspannen. Zu oft war er mit den Gedanken im Büro. Schweigend beobachtete er Peter und Doreen. Sie schienen entspannt und glücklich miteinander. Tim hatte immer öfter das Gefühl, er müsse sich daran erinnern, zärtlich zu Liz zu sein. Aufmerksamer.
    Nichts fiel ihm zu. Nichts passierte natürlich.
    Peters Arm lag um Doreens Schultern. Er selbst war hinter Liz gegangen, hin und wieder hatte sie Muscheln aufgehoben.
    Am Abend Wein mit Meerblick. Alle vier waren ausgelassen. Hummer und Langusten. Wein flaschenweise. Peter trank Tom Collins. Eine Band spielte. Peter drehte Liz ausgelassen auf der Tanzfläche. Tim war kein guter Tänzer. Er sprach mit Doreen über ihren geplanten Europaurlaub: In Italien trinkt man Espresso mit Zitronenscheibe. Rom ist immer eine Reise wert. Während er zuhörte, betrachtete er die Tanzenden.
    Peters Hand auf Liz’ Po. Nur einen Moment.
    Erstaunt stellte Tim
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