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Alles was ich sage ist wahr

Alles was ich sage ist wahr

Titel: Alles was ich sage ist wahr
Autoren: Lisa Bjaerbo
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* *
    Ich reiße mich zusammen und schreibe Isak eine SMS.
    Fühlt es sich so an, als wären wir zusammen?
    Die Antwort kommt umgehend.
    Es fühlt sich jedenfalls so an, als müsste ich ständig an dich denken. Eben beim Müllrausbringen, zum Beispiel, hab ich an dich gedacht.
    Ich habe die Nachricht kaum zu Ende gelesen, als das Handy schon wieder summt.
    Das heißt natürlich nicht, dass ich bei Müll an dich denke!
    Warum hab ich das geschrieben?
    Bei Müll denk ich bestimmt nicht an dich.
    Bei dir denke ich SCHÖN.
    Wunderbar!
    Und apropos: Findest du, dass es sich so anfühlt?
    Als wären wir zusammen?
    Ich denke eine Weile darüber nach, ob ich das finde, und schreibe mit prickelnden Fingern: vielleicht ein ganz klein bisschen.
    * * *
    »Und wenn ich es plötzlich bereue?«
    Panik in meiner Stimme.
    »Oder noch schlimmer, wenn er es bereut?«
    Meine beste Freundin atmet ganz ruhig in den Hörer und sagt nichts.
    »Was dann? WAS DANN? «
    »Das wäre schon blöd«, sagt sie. »Aber auch das würdest du überleben.«
    »Meinst du?«
    * * *
    Nachts liege ich schlaflos in meinem Bett und starre aus dem Fenster. Im Moment gibt es so viele Dinge, die mich unsicher machen. Das stört mich. Ich komme mir vor wie eine Platte mit Sprung: Soll ich das wirklich tun? Will ich das überhaupt? Was denke ich darüber? Traue ich mich? Was empfinde ich? Wie verhält man sich in so einer Situation? Bis vor Kurzem war ich noch die, die auf alles eine Antwort hat. Was ist eigentlich passiert?
    * * *
    Papa sagt, er wäre stolz auf mich. Das kommt völlig unerwartet nach unserer zweiten Konferenz über meine Zukunft. Wir sitzen auf meinem Bett und ich verschlucke mich fast. Wie ist das jetzt zu verstehen? Ich habe in der letzten Stunde nichts Besonderes gesagt oder getan, das ihn beeindruckt haben könnte, eher im Gegenteil. Fast alle seine Vorschläge auf den Post-it-Zetteln sind durchgestrichen oder als unrealistisch abgewimmelt worden. Ich kann nicht behaupten, dass wir strategisch vorangekommen wären. Und wir haben definitiv keinen brauchbaren Aktionsplan zusammengezimmert, mit dem wir beide zufrieden sind. Ich bin so gefrustet, dass ich mir die Haare raufen könnte.
    »Trotzdem«, sagt Papa. »Man merkt, dass du dir wirklich Mühe gibst.«
    »Ja?«
    »Ja.«
    Er kratzt sich am Kinn. »Und ich finde gut, dass du nicht tust, was alle anderen tun. Du gehst deinen eigenen Weg, egal, was die anderen sagen.«
    Ich glotze ihn ungläubig an. Was ist mit ihm passiert? Ist er krank? Hat er eine Gehirnwäsche gehabt?
    »Aha?«
    »Ja«, sagt er mit einem Nicken, »genau das finde ich.«
    Ich schüttele skeptisch den Kopf. »Weiß Mama davon?«
    »Natürlich«, sagt er und legt einen Arm um meine Schultern. »Sie weiß davon, ja. Wir haben erst gestern darüber gesprochen.«
    »Habt ihr das?«
    »Ja, das haben wir. Und wir haben festgestellt, dass wir in den letzten Wochen viel zu selten gezeigt haben, wie stolz wir auf dich sind, dass du bist, wie du bist. Dass du dich nicht steuern lässt. Dass du weißt, was du willst.«
    Ich starre ihn an. Dieses Gespräch ist so bizarr, dass ich meinen eigenen Ohren kaum traue. Ist das wirklich mein Vater, der diese Dinge zu mir sagt? Wo nimmt er das alles her? Und wo war er die letzte Stunde?
    »Aber ich weiß doch überhaupt nicht, was ich will!« Ich schreie fast und zeige verzweifelt auf die Post-it-Zettel, die im Zimmer verstreut liegen und eine deutliche Sprache sprechen. »Ich weiß überhaupt nichts!«
    Papa tätschelt etwas linkisch meine Schulter.
    »Im Moment nicht, mag sein«, sagt er beruhigend. »Aber du wirst schon noch darauf kommen.«
    Er klingt so überzeugt, dass ich vor Erleichterung losheulen könnte.
    »Ja?«
    »Ja«, sagt er. »Das wirst du.«
    Ich lehne meinen Kopf an seine Schulter und versuche, etwas von seiner Gelassenheit in mich aufzusaugen.
    »Und werde ich auch auf was Gutes kommen?«, frage ich nach einer Weile. »Etwas … Brauchbares und Vernünftiges?«
    Papa lacht. »Jetzt nichts übereilen«, sagt er. »Schön langsam einen Schritt nach dem anderen.«
    * * *
    Als ich am nächsten Morgen aufwache, weiß ich im ersten Moment nicht, was nicht stimmt. Dann begreife ich, dass es so still im Haus ist, weil die anderen noch schlafen. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten bin ich vor ihnen wach. Das ist total unwirklich. Aber da ich schon mal so früh wach bin, stehe ich auf und backe Scones.
    »Hallo, Schatz! Bist du schon auf? «
    Mama reibt sich die Augen, um sicherzugehen, dass
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