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Alles fuer die Katz

Alles fuer die Katz

Titel: Alles fuer die Katz
Autoren: James Herriot
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irgendetwas daran ändern kann?«
    »Ja«, sagte sie. »Du muss anfangen, sie zu füttern. Du musst dir einfach die Zeit dafür nehmen. Oh, ich weiß, das geht nicht immer, aber wenn du es irgendwie einrichten kannst, musst du ihnen das Futter hinausbringen.«
    »Du glaubst also, es handelt sich nur um ein Bratkartoffel-Verhältnis?«
    »Absolut nicht. Du hast mich doch bestimmt oft genug mit ihnen zusammen gesehen. Sie würdigen ihr Futter keines Blickes, wenn ich mich nicht vorher lange mit ihnen abgegeben habe. Die Zuwendung und die Freundschaft, das bedeutet ihnen am meisten.«
    »Aber dann besteht für mich keine Hoffnung. Sie können es doch nicht einmal ertragen, mich zu sehen.«
    »Du musst einfach hartnäckiger sein. Ich habe auch lange gebraucht, bis ich ihr Vertrauen gewonnen hatte. Besonders das von Ginny. Sie ist immer die schüchternere von den beiden gewesen. Sie läuft sogar jetzt noch weg, wenn ich die Hand zu schnell bewege. Trotz allem, was geschehen ist, glaube ich, dass du bei Olly die besseren Chancen hast – in dieser Katze steckt viel Freundlichkeit.«
    »Also gut«, sagte ich. »Gib mir das Futter und die Milch. Ich fange gleich an.«
    Dies war der Beginn einer der schönen kleinen Geschichten in meinem Leben. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit war ich derjenige, der sie zu uns rief, ihnen das Futter auf die Mauerkante stellte und dort wartete. Anfangs wartete ich vergeblich. Ich sah die beiden vom Holzschuppen her zu mir herüberstarren, und noch lange Zeit wagten sie sich erst herunter, wenn ich den Rückzug ins Haus angetreten hatte. Aufgrund meines unregelmäßigen Lebens war es schwierig, den neuen Tagesablauf einzuhalten, und manchmal, wenn ich früh am Morgen zu einer Visite gerufen wurde, bekamen sie ihr Frühstück nicht rechtzeitig, aber es geschah an einem dieser Tage, als das Frühstück mit mehr als einer Stunde Verspätung serviert wurde, dass ihr Hunger den Sieg über ihre Furcht davontrug und sie vorsichtig herunterkamen, während ich mucksmäuschenstill an der Mauer stehen blieb. Sie fraßen rasch und schauten nervös immer wieder zu mir her, dann sausten sie davon. Ich lächelte zufrieden.
    Das war der erste Durchbruch.
    Danach folgte eine lange Phase, in der ich einfach nur danebenstand, während sie fraßen, und sie gewöhnten sich langsam an mich. Dann streckte ich vorsichtig die Hand aus. Davor schraken sie zurück, doch während die Tage verstrichen, merkte ich, dass meine Hand ihnen immer weniger bedrohlich erschien, und meine Hoffnung wuchs. Wie Helen prophezeit hatte, war Ginny diejenige, die bei der kleinsten Bewegung vor mir zurückwich, wohingegen Olly, nachdem er sich ein wenig zurückgezogen hatte, mich prüfend anschaute, als sei er unter gewissen Umständen gewillt, das Vergangene zu vergessen und seine Meinung von mir noch einmal zu überdenken. Mit unendlicher Geduld gelang es mir, mit der Hand näher an ihn heranzukommen, Tag für Tag ein bisschen mehr, und es war ein denkwürdiges Ereignis, als er eines Morgens still stehen blieb und mir gestattete, mit dem Zeigefinger seine Wange zu berühren. Als ich sanft über das Fell fuhr, betrachtete er mich mit einem unzweifelhaft freundlichen Blick, bevor er davonsprang.
    »Helen!«, sagte ich und schaute zum Küchenfenster hinein. »Ich habe es geschafft! Endlich werden wir Freunde. Es ist jetzt nur noch eine Frage der Zeit, bis ich ihn so streicheln kann wie du.« Ich war von einer irrationalen Freude und Befriedigung erfüllt. Das war vielleicht ein törichtes Gefühl bei einem Mann, der tagtäglich mit allem möglichen Viehzeug zu tun hatte, doch ich freute mich auf die Jahre der Freundschaft mit dieser ganz besonderen Katze.
    Ich sollte mich irren. In diesem Augenblick konnte ich nicht wissen, dass Olly nur achtundvierzig Stunden später tot sein würde.
    Am nächsten Morgen rief Helen aus dem Garten hinter dem Haus nach mir. Sie klang völlig verzweifelt. »Jim, komm schnell. Es ist was mit Olly.«
    Ich rannte hinaus zu der Stelle, wo sie stand, nicht weit vom oberen Ende des Abhangs und dem Holzschuppen entfernt. Ginny war dort, aber alles, was ich von Olly sehen konnte, war ein dunkler Fleck auf dem Gras.
    Helen klammerte sich an meinen Arm, als ich mich über ihn beugte. »Was ist ihm denn passiert?«
    Er bewegte sich nicht. Die Beine waren steif, der Rücken in einem Furcht erregenden Opisthotonus gekrümmt, die Augen starr geradeaus gerichtet.
    »Ich... ich fürchte, er ist schon hinüber. Sieht nach
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