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Alles fuer die Katz

Alles fuer die Katz

Titel: Alles fuer die Katz
Autoren: James Herriot
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ja, und er meint es auch so. Um sich selber macht er sich keine Gedanken.«
    Zwei Wochen lang sah ich Dick nicht wieder. Dann besuchte ich einen Freund im kleinen Landkrankenhaus von Darrowby, und dort erblickte ich den alten Mann in einem Bett in der Ecke der Krankenstation. Ich ging hinüber und setzte mich zu ihm. Sein Gesicht war völlig ausgemergelt, aber heiter und klar.
    »Hallo, Dick«, sagte ich.
    Er sah mich schläfrig an und flüsterte: »Tag, Mr. Herriot.« Er schloss für ein paar Sekunden die Augen, dann schaute er mit einem zaghaften Lächeln wieder hoch. »Ich bin froh, dass wir nun wissen, was dem kleinen Kater gefehlt hat.«
    »Das freut mich auch, Dick.«
    Wieder eine Pause. »Mrs. Duggan hat ihn jetzt.«
    »Ja. Ich weiß. Er hat dort ein gutes Zuhause.«
    »Ja... ja...« Die Stimme wurde schwächer. »Aber ich wünsch mir oft, ich hätte ihn hier.« Die knochige Hand strich über die Tagesdecke, und seine Lippen bewegten sich wieder. Ich beugte mich weiter hinunter, um zu hören, was er sagte.
    »Frisk...«, sagte er, »Frisk...« Dann schloss er die Augen, und ich sah, dass er schlief.
    Am nächsten Tag erfuhr ich, dass Dick Fawcett gestorben war, und es ist gut möglich, dass ich der Letzte war, der ihn sprechen hörte. Und es war seltsam, passte aber zu ihm, dass diese letzten Worte seiner Katze galten.
    »Frisk... Frisk...«

9 - Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft
     
    Es vergingen Monate, ohne dass in der Beziehung zwischen mir und den Katzen Tauwetter eingesetzt hätte, und ich sah mit Beklommenheit, wie Ollys langes Fell zu seiner früheren unansehnlichen Form zurückfand. Die vertrauten Knoten und Knäuel tauchten wieder auf, und binnen eines Jahres war es so schlimm wie eh und je. Mit jedem Tag wurde es offensichtlicher, dass ich etwas unternehmen musste. Aber würde ich ihn noch einmal überlisten können? Ich musste es versuchen.
    Ich traf die gleichen Vorkehrungen wie damals, und Helen stellte das mit Nembutal versetzte Futter auf die Mauer, doch diesmal schnupperte Olly, leckte daran und ging weg. Bei seiner nächsten Mahlzeit probierten wir es wieder, doch er untersuchte sie mit größtem Misstrauen und ließ sie erneut stehen.
    Während ich mich an meinem üblichen Ausguck am Fenster herumdrückte, wandte ich mich meiner Frau zu. »Helen, ich muss versuchen, ihn so einzufangen.«
    »Einfangen? Mit deinem Netz, meinst du?« »Nein. Das ging, als er noch klein war. Jetzt würde ich nicht einmal mehr in seine Nähe kommen.«
    »Wie dann?«
    Ich schaute zu dem verlotterten schwarzen Wesen auf der Mauer hinaus. »Na ja, vielleicht kann ich mich hinter dir verstecken, wenn du ihn fütterst, und ihn packen und in den Käfig stopfen. Dann könnte ich ihn in die Praxis mitnehmen, ihm eine Vollnarkose verpassen und ihn richtig bearbeiten.«
    »Ihn packen? Und ihn dann in den Käfig sperren?« sagte Helen ungläubig. »Das halte ich für undurchführbar.«
    »Ja, ich weiß, aber ich habe in meinem Leben schon einige Katzen eingefangen, und ich reagiere schnell. Wenn ich mich nur gut verstecken kann. Morgen versuchen wir es.«
    Meine Frau schaute mich aus großen Augen an. Ich sah, dass sie wenig Zutrauen zu dieser Idee hatte.
    Am folgenden Morgen stellte sie köstlichen, frisch zerteilten rohen Schellfisch auf die Mauer. Das war die Lieblingsmahlzeit der Katzen. Gekochten Fisch mochten sie nicht sonderlich, doch dieser hier war unwiderstehlich. Der offene Käfig lag außer Sichtweite. Die Katzen kamen auf der Mauer entlangstolziert, Ginny glatt und glänzend, Olly mit dem zerzausten Fell und den hässlichen Fransen, die ihm von Hals und Körper herunterhingen: ein trauriger Anblick. Helen scharwenzelte wie üblich um die beiden herum und zog sich dann, als sie sich glücklich über das Futter beugten, in die Küche zurück, in der ich schon auf der Lauer lag.
    »Jetzt probieren wir’s«, sagte ich. »Ich möchte, dass du ganz langsam wieder hinausgehst, und ich werde mich hinter dir verstecken. Wenn du dich Olly näherst, konzentriert er sich vielleicht auf seinen Fisch und bemerkt mich nicht.«
    Helen gab keine Antwort, als ich mich an ihren Rücken presste und vom Kopf bis zur Zehenspitze mit ihr Körperkontakt hatte.
    »Also, los geht’s.« Ich stupste mit meinem linken Bein das ihre an, und wir schlichen wie ein einziger Mensch zur Tür hinaus.
    »Das ist doch lächerlich«, jammerte Helen. »Wie in einer Schmierenkomödie.«
    Ich schmiegte mich hinten an ihren Hals und zischte
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