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Alles fuer die Katz

Alles fuer die Katz

Titel: Alles fuer die Katz
Autoren: James Herriot
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beklemmendere Gefühl, das Dunkel meiner Unwissenheit habe sich kein bisschen gelichtet. Was zum Teufel ging hier vor? Das Ganze ergab einfach keinen Sinn. Eine Krankheit mit Symptomen wie diesen war nicht bekannt. Ich war der festen Überzeugung, dass es mir auch nicht helfen würde, wenn ich eine ganze Bücherei mit Lehrbüchern zur Tierheilkunde durchläse.
    Aber egal, der Anblick der kleinen Katze, die einen Buckel machte und mir schnurrend um die Hand strich, war Lohn genug, und Dick bedeutete es alles. Er war gelöst und lächelte.
    »Sie bringen ihn immer wieder auf die Beine, Mr. Herriot. Ich kann Ihnen gar nicht genug danken.« Dann flackerte die Besorgnis wieder in seinen Augen auf. »Aber wird er auch in Zukunft durchkommen? Ich fürchte, irgendwann mal wacht er nicht wieder auf.«
    Ja, das war die Frage. Ich befürchtete das ebenfalls, doch ich musste mich bemühen, unbekümmert zu erscheinen. »Vielleicht ist es nur eine vorübergehende Phase, Dick. Ich hoffe, wir haben die Sorgen jetzt ausgestanden.« Doch versprechen konnte ich nichts, und das wusste der zerbrechliche alte Mann im Bett auch.
    Mrs. Duggan begleitete mich hinaus, als ich vor der Eingangstür die Bezirkskrankenschwester aus ihrem Auto steigen sah.
    »Hallo, Schwester«, sagte ich. »Sie kommen sicher, um nach Mr. Fawcett zu sehen? Tut mir Leid, dass er krank ist.«
    Sie nickte. »Ja, armer alter Bursche. Es ist ein solcher Jammer.«
    »Was meinen Sie damit? Ist es etwas Ernstes?«
    »Ich fürchte, ja.« Sie presste den Mund zusammen und wandte den Blick von mir ab. »Er stirbt. Er hat Krebs. Und es wird sehr schnell schlimmer.«
    »Mein Gott! Der arme Dick. Noch vor ein paar Tagen hat er seine Katze in meine Praxis gebracht. Er hat kein Wort darüber verloren. Weiß er es?«
    »O ja, gewiss, aber das ist ganz typisch für ihn, Mr. Herriot. Er war schon immer ein Dickkopf. Eigentlich hätte er gar nicht rausgehen dürfen.«
    »Muss er... muss er... sehr leiden?«
    Sie zuckte die Achseln. »Er hat schon Schmerzen, aber wir versuchen, sie ihm mit Medikamenten so erträglich wie möglich zu machen. Wenn nötig, gebe ich ihm eine Spritze, und er hat Sachen zu Hause, die er selber einnehmen kann, wenn ich nicht da bin. Er ist sehr zittrig und kann sich die Medizin nicht auf einen Löffel gießen. Mrs. Duggan würde es ja für ihn tun, aber er will so unabhängig sein wie möglich.« Sie lächelte. »Er gießt die Tropfen auf eine Untertasse und nimmt sie dann mit einem Löffel ein.«
    »Von einer Untertasse...?« Irgendwo in dem Dunkel erglomm ein kleines Licht. »Was sind das für Tropfen?«
    »Ach, Heroin und Pethidin. Die Mischung, die Dr. Allison in solchen Fällen immer verschreibt.«
    Ich packte sie am Arm. »Ich gehe noch mal mit Ihnen rein, Schwester.«
    Der alte Mann war überrascht, als ich wieder auftauchte. »Was ist los, Mr. Herriot? Haben Sie was liegen gelassen?«
    »Nein, Dick. Ich möchte Sie etwas fragen. Hat Ihre Medizin einen angenehmen Geschmack?«
    »Ja, schmeckt ganz ordentlich, süß. Ist gar nicht schlimm, die zu nehmen.«
    »Und Sie träufeln sie auf eine Untertasse?«
    »Ja, stimmt. Meine Hand macht nicht mehr richtig mit.«
    »Und wenn Sie sie abends als Letztes genommen haben, bleibt manchmal noch ein bisschen auf der Untertasse?«
    »Ja, warum?«
    »Weil Sie die Untertasse doch neben dem Bett stehen lassen, stimmt’s, und Frisk schläft auf Ihrem Bett...«
    Der alte Mann lag ganz still da und sah mich an. »Sie meinen, der kleine Kerl leckt sie auf?«
    »Darauf würde ich meine Stiefel verwetten.«
    Dick warf den Kopf in den Nacken und lachte. Ein langes, fröhliches Lachen. »Und das schläfert ihn ein. Kein Wunder. Ich werd selber ziemlich dösig davon.«
    Ich lachte ebenfalls. »Jedenfalls wissen wir jetzt Bescheid, Dick. Sie stellen die Untertasse von nun an in den Schrank, wenn Sie Ihre Medizin genommen haben, nicht wahr?«
    »Ja, mach ich, Mr. Herriot. Und Frisk wird nie wieder so in Ohnmacht fallen?«
    »Nein, nie mehr.«
    »He, das ist ja großartig!« Er setzte sich im Bett auf, hob die kleine Katze hoch und hielt sie sich ans Gesicht. Er stieß einen Seufzer reinen Glücks aus und lächelte mich an.
    »Mr. Herriot«, sagte er, »nun brauche ich mir um nichts mehr Sorgen zu machen.«
    Als ich mich draußen auf der Straße zum zweiten Mal von Mrs. Duggan verabschiedete, warf ich einen Blick zurück auf das kleine Häuschen. »Um nichts mehr Sorgen machen, was? Das ist ja wunderbar, ausgerechnet er.«
    »O
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