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Aller Anfang ist Mord

Titel: Aller Anfang ist Mord
Autoren: Jutta Maria Herrmann
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hier? Irgendein Idiot fährt rückwärts aus einer Parklücke ihm direkt vor die Schnauze. Kasupke bremst, hupt, brüllt: „Keine Augen im Kopf, du Hirni!“ und zeigt den Stinkefinger. Der andere tippt sich kopfschüttelnd gegen die Stirn. Aber das sieht Kasupke schon nicht mehr. Er hat andere Sorgen. Der Mercedes ist plötzlich weg. „Scheiße!“ Wütend haut er aufs Lenkrad.
    *
    Luise hängt mit dem Oberkörper halb im Kofferraum und durchwühlt ihr Gepäck.
    „Ich kann meine Badekappe nicht finden“, jammert sie und richtet sich mit hochrotem Kopf wieder auf
    „Kein Mensch badet heutzutage noch mit Bademütze“, kläre ich sie auf. „Jetzt komm!“
    Ich hake sie unter und marschiere mit ihr Richtung Eingang.
    „Wartet auf mich!“ Margot kommt hinterhergelaufen. „Deine Perücke sitzt schief.“
    Ich nehme das blöde Ding ab und stopfe es in meine Tasche. Sollen mich doch alle anglotzen! Mir egal! Margot greift nach meiner Hand und drückt sie.
    „Wir fliegen in die Karibik, du wirst sehen.“
    Ich lächele sie an, und sie strahlt über das ganze Gesicht.
    „Schön, dich mal wieder lächeln zu sehen.“
    Ich kenne niemanden, der so viele Falten hat wie Margot. Alles Lachfalten. Sagt sie. Obwohl sie von uns dreien am wenigsten zu lachen hatte in ihrem Leben. Erst stirbt ihr Mann mit nicht mal 40 an Krebs, ein Jahr später kommt ihre elfjährige Tochter bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Jede andere hätte das aus der Bahn geworfen, nicht Margot.
    *
    Da vorne direkt am Eingang, das sind sie! Kasupke nimmt die nächstbeste Parklücke und sprintet hinterher. Tropical Islands liest er im Vorbeieilen auf den bunten Fahnen, die hier überall im Wind flattern. Er sieht an sich herunter. Verbeulte dunkelblaue Baumwollhose, das T-Shirt war mal weiß. Ob die ihn so rein lassen? Einen Versuch ist es wert! Zielstrebig eilt er auf die gläsernen Eingangstüren zu. Warme, feuchte Luft schlägt ihm entgegen. Er reiht sich hinter einer Horde lärmender Teenies vor der Kasse ein und wartet ungeduldig, bis er an der Reihe ist.
    „Erlebnis-, Saunabereich oder beides?“
    Zähneknirschend entscheidet er sich für das teure Kombi-Ticket, er hat ja keine Ahnung, wo die Omis sich überall herumtreiben. Er zückt sein Portemonnaie, aber die Frau an der Kasse winkt ab.
    „Sie bezahlen beim Rausgehen“, sagt sie und händigt ihm einen Schließfachschlüssel in Form eines Armbandes aus. „Das runde Teil in der Mitte ist ein Chip“, erklärt sie. „Damit kommen Sie durch jede Schranke.“
    Wenn er will, kann er bis Weihnachten bleiben, gegen Aufpreis versteht sich. Kasupke will, so schnell es geht, wieder hier raus. Möglichst mit der Kohle der Omis! Aber das bindet er der Tusse an der Kasse nicht auf die Nase. Er passiert die Schranke, versenkt die Hände in den Hosentaschen und schlendert bewusst lässig in den Umkleidebereich. Hier müssen sie ja irgendwo stecken. Er biegt in einen Gang mit Schließfächern ein und prallt fast mit der Dicken zusammen. Schnell verschwindet er um die nächste Ecke. Dort bleibt er stehen und spitzt die Ohren.
    *
    „Puh!“, stöhnt Luise und wischt sich den Schweiß von der Stirn. „Ist das heiß hier drinnen.“
    Ich habe ein ganz anderes Problem. „Was mache ich denn mit dem Geld? Soll ich es im Schließfach lassen?“
    „Lieber nicht“, sagt Margot. „Schließfächer werden gerne aufgebrochen.“
    „Gib mir die Tüte.“ Luise streckt mir ihre Hand hin. „Meine Tasche hat einen Reißverschluss.“
    Ich gebe das Geld zwar ungern aus der Hand, aber bei Luise ist es wahrscheinlich tatsächlich besser aufgehoben.
    „Ich brauche dringend etwas zu trinken. Wie geht es euch?“, fragt sie und verstaut die Tüte in ihrer Tasche. Uns geht es ähnlich.
    In unseren bodenlangen, neu erworbenen Karibik-Strandkleidern – Luise in Schweinchenrosa, Margot in Mintgrün, ich in Türkis – machen wir uns auf die Suche nach etwas Trinkbarem.
    „Hier lang!“, bestimmt Luise nach einem Blick auf den Plan, den man ihr an der Kasse in die Hand gedrückt hat. „Hier geht es zur Südsee.“
    Staunend folgen Margot und ich unserer selbst ernannten Reiseführerin durch das Bali-Tor, vorbei an dem Thai-Haus hinauf in den Regenwald.
    *
    Wie drei bunte Smarties sehen die Omis aus! Kasupke grinst sich einen und schnauft die Stufen hoch. Die Affenhitze macht ihm zu schaffen. Er schwitzt wie ein Schwein. Und er hat keinen Bock mehr, er will die Kohle und dann nix wie raus hier. ‚An die Dicke ranpirschen,
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