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Allem, was gestorben war

Allem, was gestorben war

Titel: Allem, was gestorben war
Autoren: Ake Edwardson
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die Konzentration nicht berücksichtigt. Ein Kilo Neunzigprozentiges wird genauso bewertet wie ein Kilo Zwanzigprozentiges.
    Wenn das Heroin auf der Straße verkauft wird, beträgt die Konzentration um die fünfzehn Prozent, manchmal zwanzig.
    Als die Arbeit in der Wohnung in Brämaregärden begonnen hatte und bevor die Taucher davongefahren waren, griff die Polizei zu. Alles lief ganz undramatisch ab, das Polizeiaufgebot war groß, die Hinterausgänge waren bewacht. Die sechs Männer in der Wohnung wirkten ruhig und gefasst, win some lose some, wie einer von ihnen gesagt hatte, als sie, wohl noch unter Schock, zu den Autos geführt wurden.
    »Es ist unklar, ob jemand an Bord von der Ladung wusste«, sagte Oberstaatsanwalt Kaj Högberg zwei Tage später in der Zeitung.
    »Der Auftraggeber ist unbekannt«, sagte er auch.
    »Endlich ein Durchbruch«, sagte Kriminalkommissar Gert Fylke und kratzte sich am Hals, »und das verdanken wir dem Arschficker der Polizei, weil der endlich beschlossen hat, seine Dienstwaffe sinnvoll einzusetzen.«
    »Mit solchen Reden kommst du nicht in den Himmel.«
    Sten Ard war damit beschäftigt, ein Streichholz in so viele Einzelteile wie möglich zu zerlegen. Er hatte das Gefühl, er müsse etwas mit seinen Händen tun.
    »Ich bin im Himmel, Kommissar Ard. Dieser Zugriff kann einen Knoten lösen, mit dem wir uns seit Jahren vergeblich herumgeplagt haben.«
    »Schon mal mit einem Schwert versucht?«
    »Was?«
    Ard hatte keine Lust, über Geschichte zu reden.
    »Nichts. Aber hier ist nicht alles Gold. Es wird einen Orkan geben, wenn herauskommt, dass einer der höchsten Vertreter der Polizei in Göteborg in Rauschgiftgeschäfte verwickelt war.«
    »Er hat seine Verbrechen gesühnt. Und ich scheiß auf den Nachruf.«
    Ard war mit einem Streichholz fertig und nahm sich das zweite vor.
    »Möchte mal wissen, was ihn veranlasst hat, das zu tun.« »Auf sich selbst zu schießen?«
    »Nee, das ist ja selbstverständlich, ich meine, in die Sache einzusteigen.«
    »Das Einzige, was mir einfällt, ist Erpressung. Holte hat ja schon beim letzten Mal fast die Walther genommen.«
    Gert Fylke hielt sich die Finger an die Schläfe und tat so, als würde er abdrücken. Sten Ard sah ihn mit gespieltem Abscheu an.
    »Die Gerüchte über seine Homosexualität.«
    »Das war's ja nicht nur. Es wird behauptet, er fühlt sich zu kleinen Jungs hingezogen. Am Ende wusste niemand was Genaues, aber einer der Internen hat von einer Reise nach Thailand erzählt.«
    Ards Streichholz brach plötzlich mit einem Knacken mittendurch, sodass er fast zusammenzuckte.
    »Woher weißt du das?«
    Fylke lächelte, antwortete jedoch nicht. Stattdessen sah er auf Ards Hände und erhob sich, als wollte er zu dem Kollegen gehen und ihm die Streichhölzer wegnehmen.
    »Ich muss stehen. Wenn ich eine Weile gesessen habe, werde ich so verdammt steif.«
    »Mir geht's genauso.« Ard legte die Streichholzschachtel auf den Tisch. »Vielleicht sollte man in einen Sportverein eintreten.«
    Er dachte an die Lehrerin Bitt und ihren kräftigen, geschmeidigen Körper. Sollte er immer noch formbar sein ...? Er sah die Anzeige vor sich, in der für eine Altersversicherung geworben wurde, die Frau mit einem mehrdeutigen Lächeln, dazu der Text: Wenn mein Herr fünfzig ist, ist es vielleicht noch nicht zu spät, oder waren es achtundfünfzig? Darauf bewegte er sich jetzt zu und die Zeit verging schnell.
    »Das würde die Pumpe nicht mitmachen. Dabei red ich noch nicht mal vom Training selber. Weißt du, was die Mädchen und Jungen bei der Gymnastik in den siebziger Jahren in den USA miteinander gemacht haben? Oder die Jungen mit den Jungen?«
    Ard wollte es nicht wissen, er konnte es sich auch so vorstellen.
    »Zehn Zeilen. Viel gibt er nicht preis.«
    »Holte war ein stolzer, eitler Kerl. Wenn Namen auf dem Zettel stünden, würde er seinen eigenen Namen für alle Zeit und Ewigkeit in den Dreck ziehen, amen.«
    »Er lebt ja.«
    »Das ist ein Wunder. Wenn die ihn aus der Bewusstlosigkeit rausholen, dann wird man feststellen, dass niemand mehr zu Hause ist. Da kann man die Tür für immer schließen.«
    »Wann hast du denn eine Arztausbildung gemacht?«
    Fylke lachte krächzend, das Lachen erreichte fast seine Augen. Ard betrachtete die Streichholzschachtel, berührte sie aber nicht.
    »Hast du dir diesmal keine Gedanken über den Auftraggeber gemacht?«
    »Er kann in Bogota oder Bangkok sitzen.«
    »Oder hier in Göteborg.«
    »Das ist möglich, aber
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