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Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte

Titel: Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte
Autoren: Jeff Strand
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auf dem Speisezimmerboden einen Unfall haben. Wahrscheinlich nahmen die Gäste ohnehin an, ich sei noch nicht stubenrein, trotzdem wollte ich diesen speziellen Fauxpas vermeiden.
    Ich war sicher, dass ich selbst den Weg ins Bad finden würde, allerdings konnte ich nicht einfach verschwinden und Patricia mit geschlossenen Augen und einem potenziellen Mörder neben ihr zurücklassen. Zwar hielt ich es für unwahrscheinlich, dass jemand etwas versuchen würde, solange sich alle an den Händen hielten, dennoch musste ich sie auf die eine oder andere Weise warnen.
    Es gelang mir, noch eine Minute durchzuhalten, dann ging ich zu Patricia und beugte mich zu ihrem Ohr hinab. »Patricia?«
    »Charles!«, stieß sie hervor und schnappte nach Luft.
    »Nein. Andrew.«
    Sie öffnete die Augen und bedachte mich mit einem garstigen Blick. »Was ist?«
    »Es tut mir leid, dass ich stören muss, aber könnten Sie mir sagen, wo ich eine Toilette finde?«
    »Gehen Sie in die Richtung zurück, aus der wir gekommen sind, dann den Flur hinunter und die erste Tür links.« Wie die anderen Gäste starrte sie mich ungläubig an.
    »Danke.« Ich schickte ein entschuldigendes Lächeln in die Runde. »Tut mir leid. Ließ sich nicht mehr hinauszögern.«
    Damit eilte ich aus dem Zimmer und trat den Weg zur Toilette an. Ich schloss die Tür hinter mir und betete, der Raum möge ausreichend schalldicht sein.
    Wenige Minuten später fühlte ich mich viel, viel besser. Ich spülte, schaltete die Lüftung ein und wusch mir die Hände. Ich sah fürchterlich aus. Schweiß bedeckte meine Züge, deshalb spritzte ich mir Wasser ins Gesicht. Als ich mir das Gesicht abtrocknete, stellte ich fest, dass dies das weichste, himmlischste Handtuch war, das ich je im Leben gespürt hatte. Ich wischte mir das Gesicht erneut ab. Ich hatte mich verliebt.
    Danach bemerkte ich, dass die erste Spülung nur zu etwa achtzig Prozent erfolgreich war, also wiederholte ich sie. Das Behagen, das mir das Handtuch bereitet hatte, schlug jäh in blankes Grauen um, als sich das Wasser
entgegen
der von mir gewünschten Richtung bewegte.
    »Nein … nein …«, stammelte ich und ballte die Hände zu Fäusten, als der Pegel weiter anstieg. »Bitte nicht. Aufhören … halt …«
    Es hörte nicht auf. Noch fünf Zentimeter bis zum Überlaufen.
    Panisch ergriff ich ein Badetuch von der Halterung und breitete es um den Sockel der Toilette aus. Das Wasser stieg immer noch höher … höher … und höher …
    »Oh, großer Gott und alles, was heilig ist, bitte, bitte, ich werde nie wieder um einen Gefallen bitten, wenn nur das Wasser nicht überläuft, das ist alles, was ich mir wünsche.«
    Das Wasser erreichte den Sitzbereich der Schüssel.
    Ich verkrampfte mich und wappnete mich gegen den Augenblick der Wahrheit. Das Pochen in meinen Schläfen war unerträglich.
    Das Wasser beendete seinen grauenhaften Anstieg. Einige Sekunden blieb der Pegel konstant, dann sank er. Ich hätte vor Erleichterung um ein Haar geweint.
    Dann hörte ich einen Schrei.
    Sofort stürzte ich zur Tür und wollte sie aufreißen, doch sie rührte sich nicht. Ich vergewisserte mich, dass sie auf meiner Seite entriegelt war, dann zerrte ich daran, so kräftig ich konnte. Sie ging nicht auf.
    »Patricia!«, brüllte ich. »Patricia, ist alles in Ordnung?« Keine Antwort. Plötzlich öffnete sich die Tür, und ich stolperte rücklings. Beinah wäre ich gestürzt, aber ich erlangte das Gleichgewicht gerade noch rechtzeitig wieder. Ein schmaler Holzstreifen, der offensichtlich unter den Türknauf gekeilt worden war, fiel klappernd zu Boden. Ich hastete aus der Toilette, den Flur hinab und ins Speisezimmer.
    Patricia und ihre vier Gäste saßen noch so um den Tisch, wie ich sie verlassen hatte.
    Der einzige Unterschied bestand darin, dass allen die Köpfe fehlten.

K APITEL V IER
    Ich schlug mir die Hand auf den Mund und spürte, wie meine Knie schwach wurden. Übelkeit aufgrund verdorbener Lachspaste ist nichts im Vergleich zum gleichzeitigen Anblick von fünf enthaupteten Leichen. Ich wankte davor zurück und bemühte mich nach Kräften, nicht das Bewusstsein zu verlieren.
    Um meine Sinne zu zwingen, geschärft zu bleiben, biss ich mir auf die Innenseite der Wange. Der Mörder musste in der Nähe sein. Köpfe fielen nicht einfach so ohne verflucht guten Grund ab.
    Die Vordertür wurde zugeworfen.
    Ich rannte aus dem Speisezimmer, durch den Flur ins Foyer und riss die Tür auf. Rasch ließ ich den Blick über den
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