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Alleingang: Kriminalroman (German Edition)

Alleingang: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Alleingang: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Wolfgang Brenner
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Schulter. Marie war das unangenehm, aber sie ließ es geschehen.
    »Bitte, sprich du mit ihm!«, flüsterte Pia. »Es hat keinen Sinn, nach Schweden zu gehen. Er braucht einen Psychiater oder so was. Auf jeden Fall muss ihm jemand helfen, der etwas davon versteht. Ich schaffe das nicht.«
    Marie irritierte Pias Verhalten. Was hatte das Mädchen? »Willst du nicht mit ihm reden?«
    Pia machte einen Schritt von Marie weg und stampfte mit dem Fuß auf. »Ich will ihn nicht sehen! Kapier das doch endlich!«
    Marie wartete, bis die Wut verraucht war. »Du kannst nicht alles mir zuschieben. Ich gehe jetzt mit dir zu deinem Bruder. Dann solltest du ihm das alles selbst sagen.«
    »Nein!«, fuhr Pia sie an. »Du hast mir nichts vorzuschreiben.«
    Die Terrassentür wurde geöffnet. Felix erschien. »Warum schreit ihr denn so? Ich verstehe den Fernseher nicht mehr.«
    Marie fuhr herum: »Jetzt aber schnell ins Bad! Es wird Zeit. Zähne putzen! Schlafanzug anziehen!«
     
    Marie war froh, dass sie sich um Felix kümmern konnte. Pia ging ihr auf die Nerven.
    Eigentlich hatte Marie doch andere, schwerwiegendere Probleme als die Launen der kleinen Schwedin, die mal umkam vor Sorge um den großen Bruder und ihn dann am liebsten ins Gefängnis geschickt hätte.
    Zum Glück war wenigstens Felix guter Dinge. Als Marie ihm den Gutenachtkuss gab, flüsterte er ihr ins Ohr: »Du musst mir kein Handy mehr kaufen. Es geht auch so.«
    Felix wartete noch darauf, dass Pia ihm gute Nacht sagte. Er versteckte sich unter der Decke.
    Marie räumte die Küche auf – Pia saß derweil stumm im Wohnzimmer und schaute hinaus auf die Dünen, über die Regenschauer peitschten. Marie wunderte sich, dass sie ihr das schmutzige Geschirr allein überließ.
    Als Marie sich sicher war, dass Felix schlief, zog sie ihre Regenjacke über und schlüpfte in die Stiefel. Sie ging ins Wohnzimmer. Pia saß immer noch da und starrte in die Nacht hinaus.
    »Lass uns gehen!«
    »Wohin?«
    »Zu deinem Bruder.«
    »Ich sagte doch schon: Ich will ihn nicht sehen.«
    »Sag ihm wenigstens, dass du ihn nicht nach Schweden mitnehmen willst! Oder soll ich das für dich machen?«
    Pia erhob sich und kam auf Marie zu. Sie blieb vor ihr stehen. Dann seufzte sie und umarmte Marie. Marie machte sich steif.
    »Kann ich nicht hierbleiben – bei euch?«
    Das »bei euch« machte Marie die Knie weich. Doch sie blieb hart. Sie machte sich los. »Erst sprichst du mit deinem Bruder, dann sehen wir weiter!«
    Pia verschwand. Wenig später stand sie mit ihrem gepackten Köfferchen im Flur. »Ich fahre besser.«
    »Und dein Bruder?«
    Pia seufzte. »Ich fahre vorbei und rede mit ihm.«
    »Ich bringe dich hin«, sagte Marie. Sie war erleichtert, dass Pia nun doch zu Gunter wollte.
    »Nein, lass! Bleib bei Felix! Ich fahre allein.«
    Dann stellte sie ihren Koffer ab, trat an Marie heran und küsste sie auf den Mund.

24.
     
    Mitten in der Nacht läutete es an der Tür.
    Marie zog sich etwas über und ging hinunter.
    Als sie auf der Treppe war, läutete es schon wieder. »Ich komme!« Marie wollte nicht, dass Felix geweckt wurde.
    Sicher war das Pia. Möglicherweise mit ihrem Bruder. Marie beschloss, die beiden wegzuschicken. Es reichte jetzt. Sie musste an Felix denken. Und an Karl.
    Egon stand vor der Tür. Er hatte einen alten Mantel übergezogen und war in Pantoffeln. Unter seinem Hosensaum schaute der karierte Schlafanzug hervor. Sein Fahrrad lag in der Einfahrt auf der Erde.
    »Sie waren da und haben ihn abgeholt«, stammelte er.
    »Wer?«
    »Polizei und Feldjäger. Es war schrecklich. Sie haben alles durchsucht. Und meine Petroleumlampe … Sie haben sie umgestoßen. Sie ist auf den Boden gefallen, das Glas ist zerbrochen. Sie sagen, ich soll einen Antrag stellen. Dann wird der Schaden ersetzt.«
    »Und Gunter?«
    »Sie haben ihm Handschellen angelegt und in einen Transporter ohne Fenster gesteckt. Er hat die ganze Zeit geschrien. Auch noch in dem Transporter.«
    »Kommen Sie doch herein!«
    Egon schüttelte den Kopf. »Ich will mein Haus nicht alleinlassen. Sie haben die Haustür aufgebrochen. Mit einem Stemmeisen.« Egon war völlig durcheinander.
    »Soll ich mitkommen und Ihnen helfen?«
    »Nein, das geht schon. Sie müssen doch bei dem Jungen bleiben.« Egon ging zu seinem Fahrrad. Doch dann wandte er sich noch einmal um. »Wer wusste denn, dass der Geistliche bei mir ist – außer Ihnen?«
    »Niemand«, antwortete Marie. »Nur ich – und seine Schwester. Die wird ihn doch nicht
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