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Alleingang: Kriminalroman (German Edition)

Alleingang: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Alleingang: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Wolfgang Brenner
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verraten haben.«
    Egon hob sein Rad auf und bestieg es.
     
    Felix hatte nichts von Egons nächtlichem Besuch mitbekommen. Er wirkte ausgeschlafen und zufrieden. Als er seinen Ranzen umhängte, fragte er: »Und Pia? Schläft die noch?«
    »Sie musste weg.«
    »Kommt sie wieder?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sie kommt bestimmt wieder. Sonst hätte sie sich von mir verabschiedet.«
    Als Felix weg war, machte Marie sich an die Arbeit. Es war höchste Zeit, dass sie wieder Tritt fasste und die Gutachten fertig wurden. Sie verbat sich, sich Gedanken über Gunter zu machen. Marie war sich sicher, dass sie bald erfahren würde, was mit ihm geschehen war.
    Nachmittags um drei – Felix saß bereits oben bei den Hausaufgaben – fuhr ein Wagen vor. Ein Volvo, wie man ihn im Norden öfter sah. Aber dieser Volvo hatte eine Y-Nummer. Marie sah, dass ein Mann in Uniform ausstieg. Einer allein.
    Es war Ernesto.
    Marie wartete nicht, bis er geklingelt hatte. Sie empfing ihn an der offenen Tür.
    Er wirkte etwas bedrückt, begrüßte sie nur knapp und trat ein. Marie führte ihn ins Wohnzimmer, wo sie beide ohne Umschweife Platz nahmen.
    »Das mit Herrn Theobald war nicht klug von Ihnen. Sie hätten mit uns kooperieren müssen.«
    »Was haben Sie mit Gunter gemacht?«, fragte Marie.
    Ernesto legte die Stirn in Falten. »Wir können da gar nichts tun. Es gibt einen richterlichen Beschluss. Herr Theobald ist gestern Abend noch in das Klinikum Havelhöhe in Berlin eingeliefert worden.«
    »Wohin?«
    »In die Psychiatrie. Er befindet sich in einem bedenklichen Zustand.«
    Er machte eine Pause und wartete. Doch Marie dachte nicht daran, sich zu erklären.
    Ernesto stand auf. Er ging im Zimmer auf und ab. Er war nervös.
    »Was hat Herr Theobald geplant?«
    »Er wollte nach Schweden.«
    »Erzählen Sie mir, was Sie mit ihm besprochen haben! Hat er Ihnen etwas über Ihren Mann und den Anschlag in Kundus erzählt?«
    Marie fand sein Auftreten unverschämt. »Was fällt Ihnen ein? Sie tauchen hier auf und reden mit mir wie mit einer Kriminellen.«
    Ernesto blieb stehen. Er gab sich Mühe, gelassen zu erscheinen: »Wundert Sie das, Frau Blau?«
    »Die Bundeswehr hat mit Raketen auf meinen Mann geschossen!«
    »Das waren die Amerikaner. Wir konnten es nicht verhindern. Es tut uns leid. Wir hätten Ihren Mann da gerne rausgeholt.«
    »Gunter sagt, das waren die Deutschen, die auf den Konvoi geschossen haben. Nicht die Amerikaner.«
    »Woher will Herr Theobald das wissen? Als Militärgeistlicher war er niemals an militärischen Aktionen beteiligt.«
    »Und warum wird er dann verhaftet und in eine Nervenklinik gesteckt?«
    »Das wissen Sie doch, Frau Blau. Herr Theobald hat in Kundus Kontakte zum Feind geknüpft.«
    »Wie mein Mann. Wäre der auch in einer Nervenklinik gelandet?«
    In Ernesto gärte es. »Ich weiß, dass das alles schrecklich für Sie ist, Frau Blau. Aber überlegen Sie mal, wie das weitergegangen wäre mit Ihrem Mann! Wenn er seine Schuldigkeit getan gehabt hätte, hätten sie ihn als Geisel gegen den Westen benutzt. Ein Bundeswehrsoldat in den Händen der Aufständischen – das hätte in Deutschland alles geändert. Vor allem, wenn die Taliban Ihren Mann vor laufender Kamera geköpft hätten …«
    Marie trat auf Ernesto zu und schaute ihm in die Augen. Er hielt ihrem Blick stand.
    »Was macht eigentlich ein Psychiater im Dienste des Militärs? Sie sind doch so was wie dieser Nazi-Arzt, wie dieser Mengele, stimmt’s?«
    Die Tür wurde aufgestoßen. Felix kam hereingestürmt. »Schnell, Mama, Papa ist im Fernsehen!«
    Es war ein verschwommenes Foto von Karl. In Uniform. Aufgenommen in seinen besseren Tagen. Womöglich bei einem kleinen Kameradschaftsfest im Feldlager in Kundus. Er lächelte verlegen in die Kamera. Marie kannte das Foto nicht.
    Felix stand neben ihr und hielt ihre Hand.
    Karls Stimme war zu hören. Sie war über eine sehr schlechte Telefonverbindung aufgezeichnet worden.
    »Ich bin am Leben. Alles, was die Bundeswehr über meinen Tod verlauten lässt, ist gelogen. Ich werde mich in Kürze vor der Presse zu den Vorgängen hier in Kundus äußern. Ich bin momentan in Sicherheit. Afghanische Freunde helfen mir. Sie kämpfen dafür, dass dieser Krieg gegen die Bevölkerung endlich aufhört und die fremden Truppen das Land verlassen. Ich bin nicht zum Islam übergelaufen. Ich habe nur die Konsequenzen gezogen aus der verfehlten und verbrecherischen Strategie der Bundeswehr.«
    »Was meint Papa damit?«, fragte Felix. Er
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