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Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)

Titel: Allein mit dem Teufel: Roman (German Edition)
Autoren: Erin Duffy
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Andererseits hatte ich damals auch nicht den geringsten Schimmer, was ich da unterschrieb.
    Meine nicht im Finanzsektor beschäftigten Freunde verbrach ten mal wieder ein Wochenende in den Hamptons, unbeeindruckt davon, dass eine neue Depression drohte. Ich wünschte mir verzweifelt, bei ihnen zu sein, am Strand zu sitzen und einen Roman aus purem Vergnügen zu lesen, oder mich mit einem Stapel Hochglanzmagazine über Mode, Kosmetika oder die Gefahren des Online-Datings einzukuscheln. Aber ich hatte an den Wochenenden zu viel zu tun. Ironischerweise war ursprünglich einer meiner Hauptgründe, an der Börse zu arbeiten, der gewesen, die Wochenenden frei zu haben, weil in normalen Wirtschaftszeiten Händler ihren Klienten nicht vierundzwanzig Stunden täglich sieben Tage die Woche die Hand halten mussten. Also stimmte meine Logik mal wieder nicht.
    Langsam nervte mich das.
    Als ich bei Cromwell anfing, hatte Chick mir gesagt, dass es Tausende anderer junger Leute gebe, die sich einen Job an der Wall Street erträumen und nicht kriegen, sodass ich mich glück lich schätzen könne. Ich schätzte mich nicht mehr glücklich. Und ich bezweifelte, dass die Jugend Amerikas Schlange stehen würde für ein System, das allein für die Zerstörung des amerikanischen Traums verantwortlich war. Rick weigerte sich, Geschäfte mit mir zu machen, obwohl er mich den ganzen Tag damit auf Trab hielt, Verkaufsvorschläge für ihn auszuarbeiten, Grafiken und Tabellen zu erstellen und vergangene Preisgefüge aus aller Welt zusammenzustellen. Als Chick noch für Rick zuständig war, setzte er dreißig bis zweiunddreißig Millionen jährlich um mit ihm. Mein bisheriger Umsatz mit ihm war weit geringer. Genau genommen war er null. Mein Blutdruck andererseits stieg kontinuierlich. Was auch nicht gut war für mich.
    An einem Freitag in der ersten Augustwoche wurde ich zu einem »Arbeitsgespräch« zu Darth gebeten. Als ich sein Zimmer betrat, saß er in Chicks Sessel. Seine Lesebrille klemmte auf seiner schuppigen Nasenspitze, während er den vor ihm liegenden Stapel Papiere überflog. Er gab vor zu lesen, während ich in unbehaglichem Schweigen vor ihm saß und die Hörner auf seinem Kopf anstarrte.
    Oder etwas Ähnliches.
    Endlich redete er.
    »Wie geht’s?«, fragte er total desinteressiert.
    Prima, Darth. Bis auf die Tatsache, dass du meinen Boss ersetzt und meinen Freund entlassen hast und mich jetzt zur Schnecke machen willst. »Prima, danke.«
    »Was ist los mit Rick Kieriakis?«
    »Du hast mich ihm auf seinen Wunsch hin vor ein paar Wochen zugeteilt.« Es schadet nie, den Boss daran zu erinnern, dass man bei einigen sehr wichtigen Leuten außerordentlich gefragt war.
    »Richtig«, bestätigte er widerstrebend. »Was ich jedoch bemerkenswert finde, ist, dass du noch keinerlei Geschäfte mit ihm abgeschlossen hast, seit du für ihn zuständig bist.«
    Stimmt, aber er beschimpft mich regelmäßig. Verschafft mir das irgendwelche Bonuspunkte?
    »Die Märkte waren schwierig. Ich bin sicher, sobald die Dinge sich beruhigt haben, wird er wieder Geschäfte abschließen.«
    »Das ist alles schön und gut, aber das Problem ist, dass er mit einem meiner Freunde, der in einem anderen Laden für ihn zuständig ist, sehr viele Geschäfte macht. Wie kommt es also, dass die Marktbedingungen nur für dich schwierig sind, nicht aber für andere?«
    Irgendwie hielt ich es für keine gute Idee, Darth über die Umstände aufzuklären, die dazu geführt hatten, dass die Zuständigkeit von Chick auf mich übergegangen war. Darth würde mir kein Wort glauben; er würde nur denken, dass es der jämmerliche Versuch einer weiblichen Angestellten ist, ihre Inkompetenz zu kaschieren. Ich wollte nicht den Rest des mir verbliebenen Stolzes aufgeben. Wenigstens nicht, solange ich in diesem Büro war.
    »Dafür habe ich keine Erklärung.«
    »Tja, aber das Problem ist nun mal da. Also habe ich Rick heute Morgen angerufen, um zu erfahren, wie es mit euch beiden läuft, und ob er mit deinen Dienstleistungen zufrieden ist und sie seinen Erwartungen entsprechen.«
    Ich hätte ihm sagen können, dass im Moment die »Dienstleistungen« nicht Ricks Erwartungen entsprachen; dass es aber haufenweise Mädchen am Times Square gibt, die mehr als glücklich wären, ihm für zwanzig Dollar zu Diensten zu sein.
    Darth schlug einen Schnellhefter auf und konsultierte die Inhalte. »Er sagte mir, dass du unter Berücksichtigung deiner Unerfahrenheit deine Sache ganz gut machtest, er
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