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Alle Tage: Roman (German Edition)

Alle Tage: Roman (German Edition)

Titel: Alle Tage: Roman (German Edition)
Autoren: Terézia Mora
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Gefallen gemischt mit aus Erfahrung resultierender subjektiver Abneigung.
    Entschuldigung, sagte Erik zu seinem stierenden Nebenmann. Da ist jemand, mit dem ich einpaar Worte wechseln muss.
    Zu Tatjana: Ich bin mit einem langweiligen und arroganten Idioten hier. Unterhalte dich wenigstens einige Minuten mit mir.
    Tatjana wandte sich auf dem Barhocker um und winkte dem Autor freundlich zu. Der Autor winkte zurück.
    Also schön, sagte Tatjana. Worüber wollen wir reden.
    Was bietet sich in solchen Fällen an? Gemeinsame Bekannte. Man (Erik) könnte zum Beispiel fragen, wie es Mercedes gehe, ob es ihr wirklich, wie sie behaupte, gut gehe, man konnte neulich so einen seltsamen Eindruck haben.
    Woraufhin Tatjana, genau wie jetzt auch, den Milchschaum von ihrer sehr roten Oberlippe leckte und sagte: Nun ja, man fragt sich wirklich, wieso sie nicht lieber erleichtert ist, den Typen los zu sein, also ich wäre es.
    So erfuhr Erik, dass Mercedes sich vom Schwarzen Mann getrennt hatte.
    Oh, sagte Tatjana und steckte den Zeigefinger in die Tasse, um mit der Spitze einen Rest Zucker aufzunehmen. Ich wusste nicht, dass du’s nicht weißt.
    (Ja, sagt Tatjana, genauso war’s.)
    Anschließend tat Erik so, als müsste er leider ganz schnell weg. Im Büro angekommen, starrte er durch eine offene Tür längere Zeit auf Mercedes’ Rücken, bis sie es bemerkte. Sie winkte ihm zu, er winkte zurück und ging in sein Büro. Nachdem er dort den Großteil des Tages auf und ab gegangen war, kam er zu Mercedes zurück.
    Ich habe dir zwei Sachen zu sagen, sagte Erik kurz vor Büroschluss.
    Ist es wichtig? fragte Mercedes. Ich muss gleich gehen. Omar.
    Erstens. Erik blieb vor der Tür stehen, seine Fäuste in den Taschen zogen Falten in den Hosenstoff. Erstens bin ich als dein Freund gekränkt und enttäuscht, dass du mir nichts von deiner Scheidung gesagt hast. Zweitens habe ich gerade die schlimmsten sechs Stunden meines Lebens durchgemacht, und das Ergebnis ist: Ich liebe dich. Heirate mich.
    (Tatjana lacht von Herzen.
    Warte! ruft Mercedes.)
    Sie sah sich den schwitzenden Mann in ihrer Tür an. Dann sagte sie wieder, dass sie gehen müsse.
    Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe?
    Doch.
    Und?!?
    Er kreischte fast.
    Ich bin bereit, alles für dich aufzugeben, meinen Rettungsring aus Weißgold um den Ehefinger, das ganze bodenständige Leben, das mich bislang vor der Verzweiflung bewahrt hat, zwei bezaubernde, mich vergötternde Mädchen, eine kluge, solidarische Frau, ein gesundes Haus mit Garten, um mit dir in deiner beengten Wohnung zu leben, die vollgestopft ist mit kitschigem Kleinkram, deiner korrekten vegetarischen Küche und deinem seltsamen Jungen, der mich verachtet, plus Diners mit deinem eitlen, schrulligen Vater von einem mediokren Pausenclown und deiner versnobten, vertrockneten Mutter ohne eigenes Talent, und unter ständiger Beobachtung dieser Schreckschraube von bester Freundin. Ich bin bereit, mich dir ganz zu geben, langsam wäre es auch für dich an der Zeit für einen normalen, gesunden Mann, und du sagst, verstört und etwas angewidert ...
    Entschuldige, sagte Mercedes leise und rückte an ihm vorbei, durch die Tür.
    (Tatjana lacht.
    Warte, sagt Mercedes.)
    Omar war schon zu Hause. Was ist los? fragte er.
    Nichts. Erik hat mir einen Heiratsantrag gemacht. Wahrscheinlich war er betrunken.
    Sie lachte. Das Kind sah ernst drein.
    Erik ist ein Idiot, sagte Omar. Heirate ihn nicht. Ich würde leiden.
    Mercedes lachte.
    Warum weinst du? fragte Omar.

    Ja, sagte Tatjana jetzt . Warum?
    Mercedes, nachdenklich: Ich weine gar nicht. Aber ich werde mir wohl einen neuen Job suchen müssen.
    So ist das Leben, sagte Tatjana. Ein Kommen und Gehen.
    Hm, sagte Mercedes. Sie sah hinaus auf die Straße. Vielleicht wäre das der richtige Zeitpunkt, noch ein Kind zu bekommen.
    Vielleicht, sagte Tatjana.
    Eine Tochter.
    Aha.
    Omar würde es auch gut tun. Jemanden zu haben. Obwohl er zum Glück aufgehört hat, zu behaupten, er sei der klügste Mensch auf Erden.
    Pause.
    Ich habe in meinem Leben nicht mehr als drei Männer geliebt, sagte Mercedes. Und auch, wenn es so ausgesehen haben mag, dass ich nichts aus diesen Beziehungen mitgenommen habe, in Wahrheit habe immer das mitgenommen, was am Wertvollsten war. Zuerst ein Kind, dann ein Manuskript.
    Tut mir Leid, sagte Tatjana. Ich fürchte, ich verstehe nicht, worauf du hinaus willst. Beziehungsweise: Ich verstehe es nur allzu gut, und soll ich dir was sagen, das, also das schlägt dem
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