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Alle lieben Peter

Alle lieben Peter

Titel: Alle lieben Peter
Autoren: Hans G. Bentz
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wohl ‘raus, du Ungeheuer!«
    Das bezog sich auf Cocki, der gerade mit einem seiner Katzensprünge (Springer-Cocker!) das offene Wagenfenster enterte und. dabei den ganzen Türrahmen zerkratzte. Ich packte ihn beim

    Kragen: »Was bildest du dir denn ein, Kerl? Wenn Frauchen ihre neue Stellung antritt und nach Schafköteln riecht — he?« Er watschelte weg, wobei noch sein Hinterteil Verachtung ausdrückte.
    Dafür war Weffi, ehe ich mich umdrehen konnte, mit einem federnden Sprung auf dem Vordersitz, den Ball in der Schnauze, die Greta-Garbo-Wimpern halb herabgelassen: »Bitte, Chauffeur, fahren Sie mich hinaus!«
    Er fuhr hinaus, aber durch die Wagentür, und kriegte auch noch seinen eigenen Ball auf den Hintern gebrannt.
    Da war mir doch wirklich wieder die ganze Hundeschleppe gefolgt. Wo war denn Peter? Er saß am Garageneingang, machte Männchen und brachte es fertig, ganz besonders dürftig und bemitleidenswert auszusehen. Ich kniete mich vor ihn: »Es geht doch nicht, Kerlchen, heute nicht!« — und zu den beiden anderen, die sich durch den Gartendschungel schon wieder heranarbeiteten: »Nehmt euch ein Beispiel an Peterchen, der ist immer bescheiden!«
    Ich putzte die Polster, drehte die Scheiben hoch, fuhr den Wagen vors Haus. Dann ging ich hinein, setzte mich ins Gesellschaftszimmer und nahm mir ein beruhigendes Buch vor. Es hat keinen Zweck, Frauen, die sich für eine wichtige Gelegenheit anziehen, zu drängen. Der Erfolg ist nur, daß sie den passenden zweiten Strumpf nicht finden, den Puder verschütten und sich einen Nagel abbrechen, der dann erst wieder zurechtgefeilt werden muß. Am besten macht man’s, indem man die altchinesische Methode des Nichthandelns befolgt. Ich tat es und hatte die Genugtuung, nach einer weiteren halben Stunde eine vertraute Stimme zu hören: »Wo ist er denn jetzt wieder? Ich stehe hier die ganze Zeit angezogen und warte und...«
    Ich trat aus der Tür: »Hier bin ich, dein Lohengrin! Der Schwan ist vorgefahren. Nichts vergessen?«
    »Natürlich nicht. Los, es ist die höchste Zeit.«
    Sie hatte tatsächlich nur Handtasche und Schirm vergessen, und nach weiteren zehn Minuten fuhren wir wirklich los.
    »Es ist dir doch recht«, sagte ich, auf die Ausfallstraße einbiegend, »daß wir die Hunde nicht mitgenommen haben?«
    »Natürlich, sie machen uns heute nur nervös.«
    In diesem Augenblick fühlte ich an meinem Gesicht eine struppig-feuchte Berührung und einen vertrauten Geruch.
    »Peter!« sagte meine Gefährtin im gleichen Augenblick.
    Ich bremste. Ja, da saß er, auf dem Hintersitz aufgebaut, die dünnen Pfoten auf den Lehnen des Vordersitzes, die großen Augen geradeaus gerichtet, als wolle er sagen: »Na, wollt ihr nicht weiterfahren, ich denke, ihr habt’s so eilig?«
    »Ja, wie bist du denn ‘reingekommen?« fragte ich fassungslos.
    »Hahaha«, lachte Frauchen, »ohne Hunde heute!«
    »Wahrscheinlich ist er ‘reingesaust, als du zum zweitenmal zurückliefst und den Schirm holtest.«
    »Sollte ich vielleicht ohne Schirm fahren, es fängt doch schon an zu regnen!«
    Ich hätte darauf einiges zu erwidern gehabt, fuhr aber statt dessen weiter. Peter knabberte mich am Ohr, ich langte nach hinten und kraulte sein Köpfchen. Er nahm das als Aufforderung, um auf Frauchens Schoß zu springen. Dort saß er mit langem Hals, dauernd den Sitz seiner dürftigen eisgrauen Hinterschenkel wechselnd, die Augen weit aufgerissen.
    Warum fuhr er eigentlich mit? Im Gegensatz zu den beiden anderen fuhr er nämlich nicht gern. Manchmal winselte er während langer Strecken leise vor sich hin. Warum also? Aus Pflichtgefühl, um uns zu bewachen? Oder nur, weil er uns den anderen nicht gönnte?
    Während wir uns dem Stadtinnern näherten, wanderten meine Gedanken fort, meine Phantasie entzündete sich an der Möglichkeit eines Erfolges und schlug schließlich wilde Wellen. Wenn meine Gefährtin wirklich die Stellung und wenn ich wirklich eine Atempause dadurch bekam und wenn das neue Buch dann angenommen wurde und wenn ich viel Geld dafür bekam — bekam — bekam — bekam — wenn — wenn — wenn dann würde ich ihr einen neuen Wagen kaufen, würde ihn heimlich früh am Morgen Vorfahren und ihr dann einfach so die Schlüssel auf den Frühstückstisch werfen: »Fahr gefälligst deine Karre weg, sie versperrt die Einfahrt!«
    »Rechts ‘rum und dann halten!« sagte Frauchen.
    Wie? — Ach so, wir waren da.
    Sie blieb einen Moment sitzen, holte tief Atem, verfrachtete dann Peterchen
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