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All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)

All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)

Titel: All die alten Kameraden: Kriminalroman aus der Eifel (Opa Berthold) (German Edition)
Autoren: Guido M. Breuer
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anders als der alte Landser, den er so sehr hasste, als Täter infrage.
    »Bitte entschuldigen Sie, aber ich darf Ihnen keine Auskunft geben«, beschwor Regina Melzer den Amerikaner, der davon kein Wort verstand. Plötzlich erhellte sich die Miene der Frau. »Da kommt Herr Becker, fragen Sie ihn doch selbst.«
    Harry Seguso verstand auch dies natürlich nicht, aber er folgte dem Blick der weißhaarigen Dame. Jemand ging sehr schnell durch das Foyer und verschwand in einem Gang. Regina Melzer rief dieser Person nach: »Herr Becker, hier ist jemand für Sie!« Dann seufzte sie, da er ihr nicht antwortete, und wendete sich wieder dem Besucher zu. Dann seufzte sie noch einmal, denn der hatte sich bereits in Bewegung gesetzt und folgte Becker.
    Manfred Becker wusste, dass er nicht viel Zeit hatte. Er hatte beobachtet, wie die Polizei Gustav Brenner abgeliefert hatte und wieder davongefahren war. Becker dachte nicht eine Sekunde daran, in sein Apartment zu gehen und seine wenigen Habseligkeiten zur Flucht zusammenzupacken. Der Alte wollte nur noch einen klaren Schlussstrich ziehen. Sein Weg führte direkt zu Gustav Brenners Zimmer. Zum zweiten Mal an diesem Tage klopfte er an. Als sich die Tür öffnete, blickte er in das erstaunte Gesicht Bärbel Müllenmeisters. Becker trat die Tür mit voller Wucht auf. Bärbel wurde zurückgeschleudert und fiel mit einem Aufschrei zu Boden.
    Lorenz saß auf einem Stuhl und sprang auf, als Becker hereinstürmte. Gustav stand im Zimmer und drehte an seiner Kaffeemühle. Er blickte konsterniert auf Becker und sagte: »Nicht noch mal, Becker.«
    Lorenz schaute von einem zum anderen und fragte: »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen«, entgegnete Becker, »dass es deinem Freund jedes Mal unangenehm ist, wenn ich komme!«
    Bärbel hatte sich mittlerweile wieder aufgerafft und rief: »Was fällt Ihnen ein!« Damit ging sie auf Becker zu und fasste ihn am Arm. Der packte ihr Handgelenk und schleuderte sie erneut durch das Zimmer. Wieder lag sie auf dem Boden, direkt vor Lorenz’ Stuhl. Der half ihr auf und blickte dann zornig zu Becker, direkt in die Mündung der alten Armeepistole.
    »Jetzt wird aufgeräumt!«, zischte Becker heiser. »Schluss mit dem ganzen Quatsch!«
    Er richtete die Waffe auf Gustav, der immer noch sprachlos mit der Kaffeemühle in der Hand verharrte. Als er Becker mit der P08 in der Hand ansah, war er sich sicher, dass er im nächsten Moment tot sein würde. In diesem Moment stürmte ein Mann durch die offene Tür ins Zimmer, ebenfalls eine Waffe in der Hand, die er auf Becker richtete. Der nahm die Bewegung hinter sich war und drehte sich halb um. Harry Seguso sah Becker, er sah aber auch den dahinter stehenden Gustav mit der Kaffeemühle. Aus den Nebeln einer weit zurückliegenden Vergangenheit tauchten Erinnerungsfetzen an einen kleinen schmutzigen Jungen auf, der Harry in einem zerschossenen Eifeldorf mit einer solchen Mühle einen wunderbaren Kaffee zubereitet hatte. Dieser kurze Moment der Unachtsamkeit reichte Becker, um seine P08 abzufeuern. Der Schuss traf Harry Seguso in die linke Schulter. Harry wurde durch den Schlag halb herumgerissen, doch seine Reaktion war ausreichend schnell, um einen Schuss aus der fünfundvierziger Government abzugeben, der Becker von den Beinen riss. Die Pistole des alten Landsers schepperte auf den Boden. Harry atmete tief durch, dann hatte er sich gefangen und ging langsam auf den am Boden kauernden Becker zu. Der sah ihn grimmig und mit schmerzverzerrter Miene an. Harry kannte diese Fratze sehr gut. In seiner Erinnerung hatte der Mann immer genauso ausgesehen. Jünger vielleicht und schmutziger, aber eigentlich genauso. Er trat ganz nah an Becker heran und hielt ihm die Mündung seiner Fünfundvierziger direkt an die Schläfe. Seine Hand zitterte.
    »Tun Sie’s nicht!«, schrie Bärbel, ohne daran zu denken, dass der Amerikaner kein Wort verstehen konnte.
    Beckers Gesicht verschwamm in Harrys Blick. Wie durch einen Schleier sah er seinen Kameraden, er hörte den Schuss, er sah wieder, wie dessen Schädel zerschmettert wurde und Nick leblos zu Boden fiel. Daneben der Deutsche, der jetzt vor ihm hockte und endlich seine gerechte Strafe erwartete.
    Harrys Hand zitterte. Er atmete noch ein-, zweimal tief durch. Er presste die Griffschalen seiner Pistole zusammen und krümmte den Finger bis zum Druckpunkt. Dann gab er sich einen Ruck und drückte ab. Der Knall des Colts mischte sich mit dem Schrei Beckers. Nach einer kurzen
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