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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien
Autoren: Paul J. McAuley
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ganzen
Aufwand kaum wert sind. Der Herrgott weiß, wie oft ich Ihnen
das schon gesagt habe.« Damit ließ sie ihn stehen und
stapfte mürrisch durch das Gras auf das Dorf zu. Seufzend nahm
de Ramaira seinen Koffer wieder auf und folgte ihr.
    Die Hütten waren von einem breiten Streifen Brachland
umgeben. Das Summen verstummte schlagartig, als die beiden Menschen
ihren Fuß auf diese Begrenzungslinie setzten. Als habe jemand
einen Schalter umgelegt, dachte de Ramaira. In der freudigen
Erwartung seiner ersten Begegnung mit den Eingeborenen bemerkte er
erst ziemlich spät, daß er dem ersten Eingeborenen schon
seit einigen Sekunden gegenüberstand. Er hielt sich etwas
abseits der ersten Hütte, war ein ganzes Stück
größer als der Zweimeter-Mann Ramaira und schrecklich
mager. Die Haut, braun und schwarz gesprenkelt, schien seine langen
Glieder zusammenzuhalten, modellierte deutlich die gewölbten
Doppelgelenke und konturierte die pfeilspitzenförmigen Rippen,
die vom schmalen Becken bis zum Hals hinaufreichten, der
übergangslos in einen schmalen Schädel auslief. De Ramaira
umkreiste vorsichtig die Kreatur. Abgesehen von einem ruhelosen
Zittern der farnwedelartig gegliederten Schnurrbarthaare, die unter
den Nasenhöhlen hervorsprossen, verharrte das Wesen regungslos,
durch die Anwesenheit der Menschen wie paralysiert – wie Webster
es vorausgesagt hatte. Seine Augen waren kugelrund und völlig
schwarz, der Mund wie bei einem Frosch breit und lippenlos. Das Wesen
verströmte einen schwachen, fischigen Geruch.
    »Bleiben Sie lange genug so vor ihm stehen, und es wird tot
umfallen!« bemerkte der Lieutenant zynisch.
    »Ist das wirklich so?«
    Die Frau spuckte verächtlich den Zigarrenstummel aus.
»Sicher. Sie halten das höchstens zwei Stunden aus, dann
bricht ihr Nervensystem zusammen.« Sie ging zu dem Alien und
tippte gegen seine niedrige Stirn. De Ramaira zuckte erschrocken
zusammen, obwohl das Wesen sich nicht von der Stelle rührte.
    »Wissen Sie, was da drin ist? Fast nichts – so ist das.
Ich werde Ihnen mal die ›Ursprungshöhle‹ zeigen, wenn
Sie wollen, aber da gibt es eigentlich auch nichts zu sehen. Im
Moment ist keine Paarungszeit. Außerdem ist es nicht
ungefährlich, in dieser Periode hineinzugehen. Die Brüter
stürzen sich auf alles, was sich bewegt. Diese leidvolle
Erfahrung mußte auch schon Webster machen. Wenn Sie die
Wahrheit hören wollen: Mein Vater hielt Webster für einen
hoffnungslosen Romantiker.«
    »Seine Arbeiten sind auf Erde hochangesehen.«
    Indem er Webster verteidigte, einen Wissenschaftler, den man mit
dem Auftrag nach Elysium geschickt hatte, das Leben der Eingeborenen
zu studieren, verteidigte de Ramaira auch sich selbst. Er war
Phylogenist, ein Wissenschaftler, der die Stammesgeschichte von
Lebewesen erforschte. Er war mit dem Auftrag hierhergekommen,
Elysiums Fauna und Flora zu erfassen und zu klassifizieren.
    Der Lieutenant zuckte die Achseln und zündete sich wieder
eine ihrer übelriechenden Zigarren an.
    Verärgert fügte de Ramaira hinzu: »Wenn Webster
stärker unterstützt worden wäre, hätte er
wahrscheinlich eine definitive Antwort auf die Frage nach der
Intelligenz der Abos geben können.« Er sah in die
rätselhaften Augen des Eingeborenen, pupillenlose schwarze
Löcher, die tief in das starre Gesicht eingebettet waren. Er
fragte sich, ob diese Regungslosigkeit daher rührte, daß
diese Wesen aus Furcht die Existenz der Menschen einfach
verleugneten, weil die Eindringlinge von Erde völlig
außerhalb ihres Weltbildes standen, oder ob es dafür eine
tiefer reichende Ursache gab. Vielleicht war sie auch nur Ausdruck
einer unversöhnlichen Abneigung. De Ramaira war eitel genug, um
sich innerlich die schwache Hoffnung zu erhalten, daß er diese
Mauer irgendwie durchbrechen, die Hand ausstrecken und einen Kontakt
zu diesen Wesen herstellen konnte.
     
    Der Lieutenant führte de Ramaira um ein Dutzend Hütten,
die in größeren Abständen voneinander errichtet
waren, herum und zeigte ihm Schüsseln aus Grashalmen, die so
dicht geflochten waren, daß sie das Wasser hielten,
grobgeschnitzte Speere mit Spitzen aus Stein und die Knochenmesser,
die neben dem abgehäuteten Leib eines Sumpfschweins lagen. Die
Hütten waren alle identisch, hatten einen Durchmesser von vier
oder fünf Metern und waren im höchsten Punkt ihrer
kuppelförmigen Dächer etwa halb so hoch. Errichtet waren
sie aus geflochtenen Grasmatten und Schilfwedeln, die man mit Lehm
abgedichtet hatte.
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