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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien
Autoren: Paul J. McAuley
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nicht verstehen,
warum wir nicht modifiziert worden sind, Doktor. Dann könnten
auch wir die einheimischen Pflanzen und Tiere verzehren.«
    »Auf Erde ist es illegal und gegen die Evolution,
menschliches Erbgut zu modifizieren. Außerdem kann man eine
Genveränderung an der Eizelle nur durchführen, bevor die
erste Zellteilung stattfindet. Bei den Siedlern, die nach Elysium
kommen, ist das nicht mehr möglich.«
    Auf der anderen Seite des Feuers schaute der Lieutenant von ihrem
Funkgerät auf. »Du verbringst viel von deiner Zeit hier
draußen, Jonthan, obwohl du, wie es eigentlich richtig
wäre, zu Hause sein müßtest.«
    Ohne Groll antwortete der Junge: »Das erwartet die Stadt doch
nur, damit man uns auch unter Kontrolle hat, wenn wir unsere Farmen
bestellen. Auch die Chemikalien, die wir brauchen, damit das Getreide
überhaupt gedeiht, gibt es deshalb nur in der Stadt zu kaufen.
Ja, wenn wir vom Boden leben könnten… Stimmt es, daß
es in der Umgebung der Stadt entlaufene, wild lebende Kaninchen
gibt?«
    »Sie bevölkern inzwischen den ganzen Outback«,
beantwortete de Ramaira seine Frage. »Man muß etwas
dagegen tun, ehe sie das hiesige Ökosystem völlig
ruinieren.«
    »Bringen Sie den Jungen nicht auf dumme Gedanken«,
knurrte der Lieutenant und nahm den Ohrhörer ab. »Er
weiß genau, was mit Leuten passiert, die beispielsweise auf
Dingojagd gehen. Stimmt’s, Jonthan?«
    Der Junge zuckte die Achseln und begann sein Stew zu
löffeln.
    »Erinnerst du dich noch an die Leute, die voriges Jahr von
Horizon aufbrachen? Überall erzählt man, daß sie
erwischt worden sind. Die Gruppe wird auf ihrem Weg zu den
Gefängnisminen in ein paar Tagen bei uns vorbeikommen. Also sieh
dir sie genau an und lerne daraus, Junge. Ich gehe jetzt hinein.
Bleib nicht mehr zu lange draußen, okay? Ich warte auf
dich.«
    De Ramaira grub die Fingernägel tief in seine
Handflächen und beobachtete mit verkniffenen Augen, wie der
Lieutenant auf das Zelt zuging. Er hatte schon gehört, wie Cops
über das droit du seigneur, das Recht des Herrn (das
Recht der Obrigkeit), ihre Witze rissen, doch bis jetzt hatte er es
nicht glauben wollen.
    »Man muß hier genau darauf achten, daß man immer
auf der richtigen Seite steht«, sagte Jonthan leise zu de
Ramaira und hockte sich zu ihm, »oder die Reiseerlaubnis wird
bei der Verlängerung einbehalten. Es passiert aber nicht allzu
häufig – und bei Frauen eher als bei
Männern.«
    »Männer haben dich auch schon angefordert?« Die
Worte waren heraus, ehe de Ramaira es überhaupt bemerkte.
    »Ich habe mich wohl nicht ganz richtig ausgedrückt.
Unter den Führern gibt es auch viele Mädchen. Für sie
ist es meiner Meinung nach schlimmer. Frauen dagegen suchen sich
meist ihre männlichen Führer selbst aus.« Und nach
einer Pause fügte er hinzu: »Es lohnt auch beinahe diesen
Einsatz – nur um mal wieder eine Weile hier draußen auf
dem Land, in der Freiheit, verbringen zu können.«
    »Ich wünschte, ich würde die Gegend besser
kennen.«
    »Das werden Sie, wenn Sie es wirklich wollen. Mein Vater war
von Erde, und er kannte sie von allen Leuten in Broken Hill am
besten. Wissen Sie, gewöhnlich war er wochenlang hier
draußen. Als ich alt genug war, habe ich ihn manchmal
begleitet. Er ging aber lieber allein.«
    »Ich würde gern mal mit ihm sprechen, wenn das
möglich ist.«
    »Er ist gestorben«, meinte der Junge schlicht. »Vor
zwei Jahren. Sehen Sie, er liebte diese Welt, aber einige Dinge auf
ihr machten ihn krank. Jetzt ist Sam meine ganze Familie.«
    Ein langes Schweigen, nur unterbrochen durch das Knacken der
Äste im Feuer, folgte, in dem de Ramaira verschiedene
Möglichkeiten einer höflichen Entschuldigung formulierte
und wieder verwarf. Der größere von Elysiums beiden Monden
hing tief über den Berggipfeln. Die ersten Sterne kamen hervor
und schimmerten in der sanften Nacht.
    Schließlich stand Jonthan auf. Sein Hund sah zu ihm hoch und
sagte: »Packen wir’s, Jonthan?«
    »Bleib hier, Sam, und gib auf Dr. de Ramaira acht. Mein
Gewehr hängt dort am Sattel, Doktor, aber Sie werden es sicher
nicht brauchen.« Jonthan mied bewußt de Ramairas Blick.
»Also dann – eine gute Nacht.«
    »Gute Nacht«, erwiderte de Ramaira und beobachtete
nachdenklich, wie der Junge zum Zelt hinüberging und die
Eingangsplane hob. Eine Lichtbahn fiel auf das niedergetretene Gras.
Der Junge duckte sich ins Innere und ließ die Plane hinter sich
zufallen. Das Licht ging aus. Sein sexueller Frondienst
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