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Alien 2: Verborgene Harmonien

Alien 2: Verborgene Harmonien

Titel: Alien 2: Verborgene Harmonien
Autoren: Paul J. McAuley
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begann.
    Der Hund, Sam, knurrte: »Nich’ grad lustig,
wa’?«
    De Ramaira beugte sich vor und nahm Jonthans Jagdgewehr an sich.
»Weißt du, wie man damit umgeht?«
    »Menschensach! Bin doch nur ’n gewöhnlicher
Köter, nich’?«
    »Nun, dann gib mal schön auf mich acht!«
    »Richtig, verfickt richtig.« Der Hund bleckte die
Zähne. De Ramaira wußte nicht, ob das ein Lächeln
oder eine Drohgebärde sein sollte.
     
    In dieser Nacht träumte de Ramaira, er sei wieder an Bord des
Kolonistenschiffes. Irgendwie habe sein Kälteschlaf nicht
richtig funktioniert, und er sei im Transit wachgeworden. Völlig
nackt erhob er sich aus seiner Box und ging Reihe um Reihe die
anderen Kälteschläfer ab. In jeder Box lag der
verhüllte, skelettartige Körper eines Abos, aber irgendwie
erschien ihm das keineswegs ungewöhnlich. Ein Beben ging durch
den Bauch des Schiffes, und der Fusionsantrieb erwachte zum Leben.
Sie hatten die Hälfte der Reise hinter sich…
    Er erwachte im orangefarbenen Neonschein von Tau Cetis
Dämmerung. Jonthan Say, der das Lagerfeuer schürte, schaute
von seiner Tätigkeit auf. »Da steht Kaffee.«
    »Aus hiesigem Anbau«, ergänzte der Lieutenant und
legte den Pistolengurt um ihre breiten Hüften.
    »Nun, ich werde ihn gern probieren«, meinte de Ramaira
und schälte sich aus seiner Thermodecke. Die Luft hatte exakt
die Temperatur seines Körpers. Es würde wieder ein
heißer Tag werden.
    Das Getränk war lohfarben und säuerlich herb, mit Kaffee
in keiner Weise vergleichbar.
    »Glauben Sie ja nicht, daß ich Sie nach Broken Hill
zurückschleppe, wenn Sie sich an dem Zeugs vergiften.« Der
Lieutenant stapfte davon, um ihr Pferd zu satteln.
    »Sie will jagen gehen. Wenn Sie Hilfe brauchen, Doktor,
bleibe ich hier«, murmelte Jonthan.
    »Du könntest mit mir die Abos beobachten.«
    Der Junge strich sich durch das widerspenstige Haar. »Ich
habe sie schon mal gesehen«, meinte er nach einer Weile.
    »Selbst die verdammten Siedler wissen, daß das ganze
Theater um die Abos kaum die Mühe lohnt«, knurrte der
Lieutenant und zurrte keuchend den Bauchgurt des Sattels fest um den
Pferdeleib.
    »Warum müssen Sie ständig auf den Abos herumhacken,
Lieutenant?« fragte de Ramaira. »Eigentlich wäre es
doch Ihre Aufgabe, deren Interessen zu vertreten.«
    Verächtlich spuckte der Lieutenant den kalten Zigarrenstummel
auf den Boden. »Genau das würde ich ja auch tun, wenn sie
mir erklären würden, welche Interessen ich für sie
vertreten soll, anstatt zu Salzsäulen zu erstarren, sobald sie
meiner oder einer anderen Person ansichtig werden. Hören Sie,
der einzige Grund dafür, daß ich diesen Job bekam, war die
Tatsache, daß mein Vater ihn vor mir innehatte. Mein
jüngerer Bruder dagegen hat von der Pike auf angefangen und ist
jetzt schon Adjutant von Senator O’Hara, der bestimmt irgendwann
mal Gouverneur wird. Ich dagegen hocke immer noch in meinem
schäbigen Büro oder mache Ausflüge in die stinkende
Wildnis.« Mit ihren kleinen Augen fixierte sie die Entfernung
bis zu de Ramaira, als kalkuliere sie eine Flugbahn. »Sehen Sie
sich an, was Sie wollen, Erdenmann. Ich habe was Besseres zu
tun.« Sie schwang sich in den Sattel. »Und du gib auf
deinen Hintern acht, während ich weg bin, Jonthan«,
fügte sie boshaft hinzu.
     
    De Ramaira verbrachte den ganzen Tag in der Nähe des Dorfes,
lag mit geschlossenen Augen im hohen Gras und betrachtete via
Computersimulation die Bilder, die die wie lästige Moskitos
zwischen den Hütten aus Gras und Lehm herumtanzenden Sonden an
sein Nervensystem übermittelten. Soweit er das beurteilen konnte
(abgesehen von dem verstümmelten Schamanen, der auf dem Platz
mitten im Dorf hockte, waren die Aborigines kaum zu unterscheiden
– selbst ihre schwarzen und lohfarbenen Markierungen waren
identisch), gab es im Dorf ungefähr drei Dutzend noch nicht
Vollreife Ausgewachsene und etwa halb so viele Kinder. Nach Websters
Erkenntnissen durchstreiften etwa noch einmal so viele das Land im
Umkreis von hundert Kilometern auf Wegen, die sich mit denen von
mindestens einem halben Dutzend anderer Dörfer überlappten.
Wahrscheinlich verließen die Abos das heimische Dorf im Alter
von sechs oder sieben Jahren, sobald sie alt genug waren, um auf sich
selbst achtgeben zu können, und blieben in der Ferne, bis sie
ihre zwei oder drei aktiven sexuellen Jahre als Männchen
durchlebt hatten und zu einem Weibchen gereift waren. Dann kehrten
sie zurück, vereinigten sich im Herbst mit allen
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