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Alicia

Alicia

Titel: Alicia
Autoren: Jude Deveraux
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sollen rasch erfahren, daß Schottinnen aus festerem Stoff gemacht sind, wenn sie glauben, ich säße als verschmähte Braut im Zimmer und weinte mir die Augen aus. «
    Obwohl sie eine Gefangene war und schon über einen Monat hier festgehalten wurde, konnte sie sich frei im Haus von Sir Thomas Crichton bewegen. Sie brauchte nur eine Eskorte, falls sie auf dem Land umherstreifen wollte, das zum Lehen gehörte. Haus und Grundstück wurden streng bewacht, und Posten lösten sich rund um die Uhr ab. König Heinrich hatte ihren Klan wissen lassen, daß sie hingerichtet würde, falls man sie zu befreien versuchte. Ihr würde kein Leid geschehen; doch er wollte einen Engländer als Klanchef einsetzen. Der Klan hatte erst jüngst den Tod von Jamie MacArran und seiner drei Häuptlinge erlebt. Also zogen sie sich in die Wälder an der unruhigen Grenze zwischen England und Schottland zurück, behielten das Gefängnis ihrer neuen Chefin im Auge und berieten, was sie tun sollten, wenn des Königs Männer versuchten, den Klan unter sein Joch zu zwingen.
    Während sie langsam die Treppe hinunterschritt, dachte sie an den Mann, den ihr Vater ihr zum Gatten bestimmt hatte. Er war einer der drei Häuptlinge, die zusammen mit ihrem Vater fielen. Jamie MacArran hatte sie zur Nachfolgerin bestimmt, und sie wäre lieber gestorben, als diesen englischen Hund zu heiraten, den ihr der König schickte. Doch ihr Tod hätte verheerende Konsequenzen für ihren Klan. Starb sie ohne Nachfahren, würde eine blutige Fehde entbrennen, wer an Stelle von Jamie MacArrans Tochter Oberhaupt des Klans werden sollte.
    »Ich wußte schon immer, daß die Montgomerys gerissene Leute sind«, sagte ein Mann lachend, der, von einem dicken Wandteppich verborgen, nur wenige Schritte von ihr entfernt sein konnte. »Der Älteste heiratete die Revedoune-Erbin, und kaum hat er ihr ein bißchen das Ehebett angewärmt, als ihr Vater schon stirbt und er seine Grafschaft erbt. «
    »Und nun tritt Stephen in seines Bruders Fußstapfen. Diese Alicia ist nicht nur schön, sondern bringt auch viele Hundert Morgen Land in die Ehe, «
    »Ihr könnt sagen, was ihr wollt«, sagte ein dritter, dem der linke Arm fehlte, »ich beneide diesen Stephen nicht. Die Frau ist prächtig, doch wie lange mag er sie genießen? Ich verlor diesen Arm im Kampf gegen Schotten. Sie sind halbe Tiere, sage ich euch. Und ihre Kampfesweise ist wie die der Raubtiere. Sie sind wild und grausam. «
    »Und wie ich hörte, stinken ihre Frauen zum Himmel«, sagte der Mann, der zuerst gesprochen hatte.
    »Bei dieser schwarzhaarigen Alicia hielt ich mir gern die Nase zu. «
    Alicia rückte einen Schritt vor, ein böses Fauchen auf den Lippen, als eine Hand ihren Arm festhielt. Sie sah hoch und blickte in das Gesicht eines hübschen jungen Mannes mit dunklen Augen und festem Mund. Ihre Augen lagen auf gleicher Höhe.
    »Ihr erlaubt, Mylady«, sagte er leise und trat zwischen die Männer vor dem Wandbehang. Seine kräftigen Beine staken in einer engsitzenden Strumpfhose, das Samtwams betonte die Breite seiner Schultern. »Habt ihr nichts Besseres zu tun als zu tratschen wie alte Weiber? Ihr redet von Dingen, die ihr nicht versteht. « Er sprach im Ton eines Höhergestellten.
    Die drei Männer sahen ihn betroffen an. »Nanu«, sagte einer, »was ist denn auf einmal mit dir los, Roger? « Und da sah er Alicia mit zornig funkelnden Augen hinter dessen Schulter.
    »Stephen sollte sich sputen, sonst stiehlt man ihm noch sein Eigentum«, sagte einer von den anderen lachend.
    »Verschwindet! « befahl Roger, »oder muß ich erst mein Schwert ziehen, damit ihr meine Worte befolgt? «
    »Bewahre mich vor dem hitzigen Blut der Jugend«, sagte einer der drei verdrossen. »Kommt, wir gehen nach draußen. Dort ist es kühler… «
    Als die drei in den Hof gegangen waren, wandte sich Roger Alicia zu. »Darf ich mich für das Betragen meiner Landsmänner bei Euch entschuldigen? Ihre Roheit ist ein Ausdruck ihrer Ignoranz. Sie meinten es nicht so. «
    Alicia funkelte ihn an. »Ich fürchte, Ihr seid der Unwissende. Oder haltet Ihr etwa das Morden meiner schottischen Landsleute nicht für einen Sünde? «
    »Ich protestiere! Ihr seid nicht gerecht zu mir. Ich habe wenige Männer in meinem Leben getötet, und ein Schotte gehörte nicht dazu. « Er legte eine Pause ein. »Darf ich mich vorstellen? Ich bin Roger Chatworth. « Er nahm sein Samtbarett ab und verneigte sich tief vor ihr.
    »Und ich, Sir, bin Alicia MacArran, Gefangene
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