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Alicia

Alicia

Titel: Alicia
Autoren: Jude Deveraux
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    Alicia lächelte wieder. »Daran hat sich nichts geändert. «
    Roger drehte sich um und schnalzte mit den Fingern. »Wollt Ihr jetzt eine kleine Stärkung zu Euch nehmen? Der Küchenchef von Sir Thomas, ein Franzose, hat uns ein wahres Festmahl vorbereitet. «
    Sie konnte nur noch staunend den Kopf schütteln. Zum erstenmal in ihrem Leben war sie einem Engländer begegnet, der bereit war, sich mit den Gepflogenheiten ihrer Heimat auseinanderzusetzen und die Sitten und Gebräuche der Schotten zu verstehen. Sie nahm ein Stück Pastete zur Hand, das in Form einer Rose auf einem Blatt aus Blätterteig ruhte. Dieser Tag war eine Offenbarung für sie.
    »Sagt mir, Lord Roger, was haltet Ihr von unserem Klansystem! «
    Roger wischte Kuchenkrümmel von seinem Wams aus Goldbrokat. Er war gut präpariert auf ihre Fragen.
    Alicia stand wieder in dem Zimmer, in dem sie einen Monat lang viel zuviel Zeit verbracht hatte.
    »Er ist nicht so wie die anderen Männer«, sagte sie zu Morag. »Er beherrscht sogar ein paar gälische Worte. «
    Morag verzog ihr dunkles, verrunzeltes Gesicht: »Ihr gingt heute morgen mit einem Haß auf alle Engländer von mir weg, und kommt zurück, um mir das Loblied auf einen Engländer vorzusingen. « Ihre Augen glichen schwarzen Nadeln, die man in eine Walnußschale gesteckt hatte. »Jeder kann sich ein paar gälische Brocken einprägen. Selbst die Leute im Tiefland beherrschen die gälische Sprache. « Das war Morags schlimmster Vorwurf für einen Mann. Für sie waren die Bewohner des Tieflands schottische Verräter, mehr Engländer als Landsleute. »Was hat dieser Mann getan, um dich zu behexen? Er hat von seiner schottischen Großmutter berichtet! Und daß er König Heinrich bitten wolle, die Überfälle auf die Schotten einzustellen. Worte, nichts als Worte! «
    Alicia ließ sich schwerfällig auf einer Fensterbank nieder.
    »Verstehst du denn nicht, daß ich nur das Beste für mein Volk will? Wenn ich schon gezwungen werde, einen Engländer zu heiraten, warum nicht einen, der fast ein Schotte ist und auch so denkt? «
    »Ihr habt keine Wahl in dieser Sache«, sagte Morag wütend. »Der Gatte ist Euch vorgeschrieben! Und seht Ihr nicht, was für eine kostbare Beute Ihr für einen Mann bedeutet? Junge Leute würden das Blaue vom Himmel herunterlügen, damit sie einer hübschen Frau unter die Röcke kommen könnten. Und wenn diese Röcke auch noch mit Perlen bestickt sind, bringen sie sich dafür fast um. «
    »Willst du damit sagen, daß er mich belügt? «
    »Woher soll ich das wissen? Ich habe diesen Mann eben erst gesehen. Aber Stephen Montgomery habe ich noch nicht gesehen. Vielleicht hat er eine schottische Mutter. Vielleicht kommt er mit einem Tartan über der Schulter und einem Dolch im Gürtel. Wer weiß? «
    »So viel kann ich mir nicht erhoffen«, sagte Alicia seufzend. »Nicht einer unter tausend Engländern würde meinen Klan so gut verstehen wie Roger Chatworth. « Sie erhob sich von der Bank. »Aber du hast recht. Ich will Geduld haben. Vielleicht ist dieser Montgomery einmalig — ein Mann, der an die Schotten glaubt. «
    »Hoffentlich erwartet Ihr jetzt nicht zuviel«, sagte Morag. »Hoffentlich hat Chatworth Eure Hoffnungen nicht zu hoc getrieben. «

2. Kapitel
    Stephen war den ganzen Tag und auch noch die halbe Nacht hindurch scharf geritten, ehe er nun, nur von seiner persönlichen Wache begleitet, in Sir Thomas Crichtons Haus an der Grenz ankam. Seinen Troß und sein Gefolge hatte er weit hinter sich gelassen. Vor ein paar Stunden waren sie von einem Unwetter überrascht worden, und der Fluß, an dem sie entlangritten, war über seine Ufer getreten. Sie waren durch den Schlamm geritten und bis zum Gürtel mit Kot bespritzt, als sie im Vorhof des Herrenhauses abstiegen. Ein Ast hatte Stephen über einem Auge ins Gesicht getroffen, und das gestockte Blut gab seinen Zügen ein geschwollenes, entstelltes Aussehen. Stephen warf seinem erschöpften Knappen den Zügel zu und trat unter einen Torbogen, damit sich seine Augen erst an das Licht gewöhnten. Das Herrenhaus war von unzähligen Kerzen erleuchtet, und aus den Fenstern kam eine süße Musik.
    »Stephen! « rief Sir Thomas, der über den Hof gehumpelt kam. »Wir haben uns deinetwegen so große Sorgen gemacht! Gleich morgen früh, wollte ich einen Suchtrupp nach dir ausschicken. «
    Ein Mann kam nun hinter dem hochbetagten und gichtgeplagten Ritter aus dem Tor. »Das ist also der verlorengegangene Bräutigam«, sagte er
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