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Alicia

Alicia

Titel: Alicia
Autoren: Jude Deveraux
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Stephen schließlich.
    »Alicia ließ gestern abend durchblicken, daß ihr möglicherweise Roger als Ehemann besser gefiel als einer, der so… so wenig galant ist. «
    Stephen lächelte und kehrte zu seinem Stuhl zurück. »Und wie beträgt sich Roger inzwischen? «
    »Er reitet jeden Morgen mit ihr aus, geleitet sie abends zur Tafel und geht mit ihr im Garten spazieren. «
    Stephen leerte den letzten Tropfen Wein aus seinem Becher. »Es ist allgemein bekannt, daß die Chatworths eine geldgierige Bande sind; doch daß sie so weit gehen würden, hätte ich nicht geglaubt. Er muß geldgierig sein, wenn er sogar ihre Gesellschaft erträgt. «
    »Erträgt? « wiederholte Sir Thomas überrascht.
    »Ihr braucht bei mir mit der Wahrheit nicht hinter dem Berg zu halten, Sir Thomas. Ich hörte, daß sie vier Männer niederschlug, als sie von unseren Leuten umringt war. Und was noch schlimmer ist — ihr Vater hielt sie für Manns genug, sein Nachfolger zu werden. Fast tut er mir leid, der arme Roger. Es geschähe ihm recht, wenn ich ihm diese häßliche Frau abträte. «
    Sir Thomas richtete sich mit offenem Mund in seinem Stuhl auf. Dann trat ein leises Zwinkern in seine Augen. »Häßlich — so. « Er kicherte in sich hinein.
    »Was könnte sie sonst sein? Vergeßt nicht, daß ich eine geraume Zeit in Schottland verbracht habe. Ein wilderes, barbarischeres Völkchen ist mir nirgendwo mehr begegnet. Aber was konnte ich gegen König Heinrichs Anordnung machen? Er glaubte, er belohnte mich damit. Wenn ich Roger nun den Vortritt ließe und ihm die Braut abtrete, ist er für immer in meiner Schuld. Dann könnte ich eine süße, hübsche kleine Frau heiraten, die sich nicht meine Rüstung ausleihen will. Ja«, endete er lächelnd, »ich glaube, genau das werde ich tun. «
    »Ich kann dir da nur recht geben«, sagte Sir Thomas. »Alicia ist eine wahrhaft scheußliche Frau. Ich bin überzeugt, Roger hat es nur auf ihr Land abgesehen. Aber warum lernst du sie nicht wenigstens kennen, damit du König Heinrichs Wunsch mit Anstand ausschlagen kannst? Ich bin sicher, ein Blick von ihr auf dein zugeklebtes Auge und deinen schmutzigen Anzug, und sie wird sich weigern, dich zu heiraten. «
    »Ja. « Stephen grinste, und seine weißen Zähne ließen sein Gesicht im Kontrast dazu noch schmutziger erscheinen. »Dann können die Dame und ich schon morgen früh Roger unsere Entscheidung mitteilen, und ich darf wieder heimreiten. Jawohl, Sir Thomas, ich halte Euren Vorschlag für eine großartige Idee. «
    Mit einem Funkeln in den Augen, das ihn zwanzig Jahre jünger machte, sagte Sir Thomas: »Du zeigst einen für dein Alter ungewöhnlich reifen Verstand. Warte hier, und ich werde sie über die Hintertreppe hierherbringen lassen. «
    Stephen pfiff leise vor sich hin. »Über die Hintertreppe. Soso. Sie muß noch schlimmer sein, als ich sie mir vorstellte. «
    »Wart es ab, mein Junge, wart es ab«, beschied ihm Sir Thomas, als er den Raum verließ.
    Alicia saß bis zum Kinn im dampfend heißen Wasser. Mit geschlossenen Augen träumte sie im Zuber von ihrer Heimkehr. Roger würde sie begleiten, und gemeinsam wollten sie den Klan führen. Diese Vorstellung hatte sich in den letzten Tagen immer mehr verfestigt. Roger war ein Engländer, den sie berechnen konnte. Und sein Verständnis für Schotten nahm von Tag zu Tag zu.
    Als Morag durch die Tür hereinschoß, öffnete sie die Augen. »Er ist da«, verkündete die Alte.
    »Wer ist da? « erkundigte sich Alicia, obwohl sie genau wußte, wen Morag damit meinte.
    Morag gab ihr darauf keine Antwort. »Noch redet er mit Sir Thomas, doch gewißlich wird er Euch in wenigen Minuten zu sehen wünschen, also steigt aus dem Wasser und kleidet Euch an. Ihr könntet das Blaue anziehen. «
    Alicia lehnte den Kopf gegen den Zuber. »Ich bin noch nicht fertig mit meinem Bad und habe keine Lust, mich ihm zu zeigen, nur weil er geruhte, hier zu erscheinen. Er ließ mich vier Tage warten, und so mag er sich noch einen Tag länger gedulden. «
    »Ihr seid kindisch und wißt das auch. Der Stalljunge sagt, er habe sein Pferd fast zu Tode geritten. Daran seht Ihr, wie sehr es ihn drängte, hierherzukommen. «
    »Vielleicht behandelt er nur seine Pferde schlecht. «
    »Ihr seid mir auch nicht zu groß für eine Ermunterung mit der Reitgerte! Also steigt aus dem Zuber, oder ich schütte Euch einen Eimer mit kaltem Wasser über den Kopf. «
    Ehe Morag zur Tat schreiten konnte, tat sich plötzlich die Tür auf, und zwei
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