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Alicia

Alicia

Titel: Alicia
Autoren: Jude Deveraux
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lächelnd, während er Stephen von Kopf bis Fuß betrachtete, der mit zerrissenem Wams und schmutzigen Beinkleidern vor ihm stand. »Nicht jeder war so besorgt wie Ihr, Thomas. «
    »Nein», sagte ein anderer lachend, »der junge Chatworth scheint den Bräutigam ausgezeichnet vertreten zu haben. «
    Sir Thomas legte Stephen die Hand auf die Schulter und lenkte ihn zu einem Zimmer neben der Halle. »Komm hier herein, Junge. Wir müssen erst etwas miteinander besprechen. « Es war ein großer, wenn auch nur mager möblierter Raum, dessen Wände mit Eichenholz getäfelt waren. Unter dem mit Faltenwerkmustern beschnitzten Wandfächern hing ein Brett, auf dem eine Reihe von Büchern standen. Darunter ein langer Tisch auf Holzböcken, und davor vier Stühle, die dem Kamin zugekehrt waren, in dem ein helles Feuer loderte. »Was war das eben, was ich von dem jungen Chatworth hörte? « fragte Stephen, während er sich dem Kamin zudrehte.
    »Setz dich erst einmal. Du siehst müde aus. Möchtest du etwas zu essen haben? Wein? «
    Stephen warf das Sitzpolster von einem der Walnußstühle und ließ sich dankbar darauf fallen. Er nahm den Becher Wein, den ihm Sir Thomas reichte. »Ich bitte für meine Verspätung um Entschuldigung. Meine Schwägerin stürzte eine Treppe hinunter und verlor ihr Baby. Fast wäre sie uns unter den Händen gestorben. Ich fürchte, daß mir darüber das Datum meiner Hochzeit entfallen ist. Ich erinnerte mich erst wieder daran, als ich ihn bereits drei Tage überschritten hatte. Ich ritt so schnell ich konnte, um mich bei Euch einzufinden, Sir Thomas. « Er klaubte ein Stück Lehm von seinem Kragen und warf es in den Kamin.
    »Daß du schnell geritten bist, sieht man dir an«, sagte Sir Thomas. »Hätte mir nicht mein Turmwächter gemeldet, daß das Leopardenbanner der Montgomerys sich auf dem Fahrweg näherte, hätte ich dich nicht wiedererkannt. Ist diese Wunde über deinem Auge so schlimm, wie sie aussieht? «
    Geistesabwesend tastete Stephen über die Stelle und sagte: »Nur gestocktes Blut. Ich ritt so schnell, daß ich keine Zeit fand, jedesmal den Kopf einzuziehen. «
    Sir Thomas lachte und nahm auf einem der gepolsterten Stühle Platz. »Es tut gut, dich wiederzusehen, mein Junge. Wie geht es deinen Brüdern? «
    »Gavin heiratete Robert Revedounes Tochter. «
    »Eine Revedoune? Da steckt viel Geld dahinter. «
    Stephen lächelte und dachte, daß Gavin an seiner Frau die Eigenschaft, daß sie auch Geld besaß, bestimmt am wenigsten schätzte. »Raine redet immer noch von seinen verrückten Reformen der Leibeigenschaft. «
    »Und Miles? «
    Stephen leerte den Weinbecher. »Miles bescherte uns wieder einmal einen Bastard in der vergangenen Woche. Inzwischen sind es drei oder vier. Wenn er ein Hengst wäre, hätte er uns schon viel Geld gebracht. «
    Sir Thomas lachte und füllte beide Silberbecher nach.
    Stephen sah zu dem alten Mann hoch, der mit ihm anstieß. Sir Thomas war ein Freund seines Vaters gewesen, der den Jungen Spielzeug von seinen vielen Reisen ins Ausland mitbrachte. Er war vor sechsundzwanzig Jahren sein Taufpate geworden. »Und nun«, sagte Stephen gedehnt, »könntet Ihr mir vielleicht verraten, was Ihr bisher nicht sagen wolltet. «
    Sir Thomas lachte glucksend. »Du kennst mich zu gut, mein junge. Eigentlich ist es gar nichts — nur etwas unangenehm. Nichts Ernstliches. Roger Chatworth hat sehr viel Zeit in der Gesellschaft deiner Braut verbracht. Das ist alles. «
    Langsam erhob sich Stephen von seinem Stuhl und ging zum Kamin. Lehmklumpen lösten sich bei jedem Schritt von seinen Kleidern und kollerten zu Boden. Sir Thomas konnte nicht ahnen, was der Name Chatworth für Stephen bedeutete. Alice Valence war jahrelang die Mätresse seines Bruders gewesen. Ein paarmal hatte er um ihre Hand angehalten; doch sie gab ihm einen Korb und zog den Ehestand mit dem reichen Edmund Chatworth vor. Kurz nach der Heirat wurde Edmund ermordet, und Alice tauchte wieder in Gavins Leben auf. Sie war ein heimtückisches Biest, hatte Gavin ein Pulver unter den Wein gemischt und sich dann neben den trunkenen schon ganz benommenen Gavin ins Bett gelegt. Sie ließ Judith davon wissen, und Judith hatte die beiden im Ehebett erwischt. Und so war es dann zum Sturz von der Treppe gekommen, der Judith das Baby und um ein Haar das eigene Leben kostete.
    Roger Chatworth war Alicens Schwager, und schon der Name genügte daß Stephen mit den Zähnen knirschte.
    »Da muß mehr dahinterstecken«, sagte
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