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Alicia - Gefaehrtin der Nacht

Alicia - Gefaehrtin der Nacht

Titel: Alicia - Gefaehrtin der Nacht
Autoren: Kerstin Michelsen
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Ihnen den Termin bestätige? Sonst gern morgen Abend. Isa.
    Das konnte ja wohl nicht wahr sein! Ich war tatsächlich im Begriff, mir einen Mann für einen Abend zu kaufen, überschlug schon die Kosten. Mit fünf Stunden musste ich rechnen, vielleicht mehr. Ein Tausender. War es mir das wert, nur um mit einem gutaussehenden Fremden bei Lenas Polterabend aufzukreuzen und Max nicht allein gegenübertreten zu müssen?
    Ich erschrak, als d as Mobiltelefon, das ich für die Nacht bereits auf stumm geschaltet hatte, in meiner Hand vibrierte. Das ging aber schnell, damit hatte ich nicht gerechnet.
    Bedaure, bin heute und morgen Abend nicht frei. Ich werde Sie nicht enttäuschen. Wann und wo? Was ist der Anlass, was soll ich tragen? L.
    Meine Hand schwitzte, mein ganzer Körper fühlte sich an, als hätte ich plötzlich Fieber bekommen. Ich tippte mit zittrigen Fingern und dachte, L., verdammt, wie heißt du eigentlich? Wer bist du?
    Polterabend. M eine beste Freundin heiratet. Jeans und Sakko wären in Ordnung. Treffpunkt Bar des Seaside Hotel, neunzehn Uhr. Isa .
    Zwei Minuten später kam die Antwort: Ich werde da sein. Laurean.
    Oh. Was für ein Name, dachte ich, und schaltete den Computer aus. Plötzlich war ich ganz ruhig, wie in Trance. Ich stand auf, ging hinüber ins Schlafzimmer, zog mich aus, dabei ließ ich die Kleidung einfach zu Boden gleiten, was ich sonst nie tat, ich legte immer alles ordentlich auf dem Stuhl zusammen, doch plötzlich fühlte ich mich außerstande, auch nur irgendetwas zu tun, das eine Anstrengung erforderte. Ich war einfach nur sehr, sehr müde. Es war ein angenehmes Gefühl von Trägheit und mir war, als riefe mich etwas in den Schlaf. Ich glitt unter die Bettdecke und schloss die Augen. Laurean.
    In d ieser Nacht träumte ich von einem Fremden, der seine kühlen Hände über meinen erhitzten Körper wandern ließ. Ich bog mich ihm entgegen und wollte mehr, immer mehr. Es war eine Orgie aus Schmerz und Lust und ich begehrte ihn mehr, als ich je einen Mann begehrt hatte, ob im Traum oder in der Wirklichkeit.
    Als ich erwachte, waren meine Laken durchgeschwitzt und der ganze Raum roch nach Sex. Wie konnte es sein, dass dieser Mann, den ich nicht einmal kannte, mich derartig verwirrte? Ich fühlte mich irgendwie beschämt, wie wenn man im Rausch Dinge getan hatte, die einem am nächsten Tag auf die allerpeinlichste Weise wieder in das Bewusstsein drangen. Und das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass ich wusste, ich würde für die weiteren Leistungen bezahlen, wenn ich dafür das bekam, was ich geträumt hatte.

2. Kapitel
    Es war alles gut gegangen, niemand hatte Verdacht geschöpft. Lena, die Hunderte anderer Dinge im Kopf hatte, freute sich einfach, mich zu sehen. Es spielte keine Rolle, ob sie sich daran erinnerte, dass ich von meinem Begleiter schon erzählt hätte, wie ich behauptete, als ich Laurean vorstellte. Im Verlauf des Abends trafen wir irgendwann auch auf Max, der mir zur Begrüßung ein Küsschen neben die Wange hauchte, dabei misstrauisch beäugt von seiner Sandra. Laurean warf er einen kalten Blick zu.
    Als ich die beiden nebeneinander stehen sah, begriff ich endlich, dass die Sache mit meinem Ex Schnee von gestern war. Ich hatte ihn einmal geliebt, und natürlich war ich zutiefst verletzt gewesen, als eine flüchtige Bekannte es für nötig befunden hatte, mir unter die Nase zu reiben, dass sie Max mit einer vollbusigen Blondine aus einem Hotel hatte kommen sehen, wobei er mir gegenüber behauptet hatte, er würde an diesem Abend in einer todlangweiligen, endlosen Konferenz sitzen.
    Vielleicht war es ein Teil der Probleme zwischen Max und mir gewesen, dass ich auf der Karriereleiter bereits ein Stückchen weiter geklettert war als er, was ihn immer wieder zu kleinlichen Sticheleien verleitet hatte. Sandra, Barbie , wie ich sie insgeheim immer noch nannte, arbeitete als Sachbearbeiterin in Max‘ Abteilung und hatte ihn schon seit Jahren angehimmelt. Eines Tages waren ihre Geduld und die beharrlich zur Schau gestellten Brüste dann eben belohnt worden.
    Nun war ich einfach froh darüber, dass ich Max und seine Freundin – seine Verlobte, wie sie mehrmals betont hatte — ansehen konnte, ohne Magenkrämpfe zu bekommen. Dass Laurean nur aus dem einen Grund an meiner Seite war, weil ich ihn dafür bezahlen würde, blendete ich für ein paar Stunden erfolgreich aus meinem Bewusstsein aus. Er hatte es mir leicht gemacht: Es war von Anfang an gewesen, als kannten wir uns schon
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