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Alice at Wonderland

Alice at Wonderland

Titel: Alice at Wonderland
Autoren: Bunzel Gaw
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die Rechnung«, kontert Ruth.
    Und während wir das Cafe verlassen und Christoph die Rechnung bezahlt, stellt er fest, dass er gar nicht so richtig über sich selbst lachen kann.
    Für uns sind allerdings die leichten Anflüge von Frust in Sekundenschnelle verflogen, und wir fangen an, das zu machen, worauf wir richtig Lust haben: shoppen. Na türlich führt uns unser Weg nicht in den nächstbesten Schuhladen, denn es ist einfach ein Vorurteil, dass Frauen sich ständig neue Schuhe kaufen müssen. Ich komme mit den wenigen Paaren, die ich zu Hause habe, gut aus. Und auch Ruth ist der Meinung, dass man Schuhe nicht einfach so kaufen sollte, sondern nur zweckgebunden. Man kauft sich Wanderschuhe, weil man wandern gehen will. Nicht, weil sie so nett geringelte Schnürbänder haben. Zum Joggen kauft man sich Joggingschuhe und zum Eis laufen Schlittschuhe. Zweckgebunden eben. Da fällt Ruth ein, dass sie nächste Woche auf eine Mottoparty eingela den ist: 80er Jahre. Ursprünglich hatte sie sich zu diesem Zweck braune Slippers gekauft, aber da hieß das Motto noch 60er Jahre. Das war einmal, und deshalb braucht Ruth jetzt neue Schuhe. Die gibt es im Shoe-Paradise! Und das ist weiß Gott nicht einfach der nächstbeste Schuhladen, das ist der Olymp unter den Fußbeklei dungstempeln.
    Wir huschen mal eben schnell rein, und der Verkäu fer, ein witziger Enddreißiger, der alle Al-Bundy-Folgen auswendig kennt, wird unser Mentor für die kommenden Stunden. Er teilt unsere Ansicht von der Zweckgebun denheit des Laufwerks und überzeugt uns davon, dass ein Schuh seinen Zweck schon dann erfüllt, wenn er farblich zum Kleid passt. Ein sehr weiser Mann, dieser Verkäufer. Wir honorieren ihn für die Einweisung in seine Lehren mit dem Kauf von jeweils einem Paar Franco-Russo-Le derstiefeletten, Bagnoli-Slingpumps und Pura-Lopez-Bal lerinas.
    Als wir aus dem Laden raus sind, stellen wir allerdings fest, dass uns AI Bundy bei den Ballerinas irgendwie übers Ohr gehauen hat. Weder Ruth noch ich haben ein Kleid, das dazu passen könnte. Da man Schuhe niemals zurück geben darf, es sei denn, man kriegt zu Hause tierisch Ärger mit seinem Mann, beschließen wir, eben passende Outfits dazu zu besorgen. Und komisch, genau dazu haben wir im Moment sowieso Lust.
    Beim Streifzug durch die diversen Boutiquen muss ich feststellen, dass ich für einen Großteil der aktuellen Mode mittlerweile zu alt bin. Als ich zum Beispiel bei H&M ein süßes türkisfarbenes Pyjamaoberteil mit lila Pünktchen entdecke und nach der passenden Hose suche, klärt mich die Verkäuferin darüber auf, dass es sich bei dem Teil um ein Retro-Sweatshirt handelt. Das man übrigens mit ei ner Weste kombiniert, die so aussieht wie das, was meine Mutter früher als Toilettenvorleger benutzt hat. Diesen Vergleich verkneife ich mir aber, als Ruth das gute Stück zur Kasse trägt.
    Weiter geht's zu Mango, Gap und Mexx. Wir sind er staunt, dass alle Geschäfte die Preise sensationell gesenkt haben, und zwar um denselben Prozentsatz, um den die Preise vergangene Woche angezogen hatten. Trotzdem sieht das aber schwer nach Schnäppchen aus, und dem Ein zelhandel geht es zurzeit ja auch nicht besonders gut. Mit jedem Top, das wir kaufen, sichern wir also einen Arbeits platz. Und es wäre eine Katastrophe, wenn die Tussen, die hier arbeiten und täglich knapp an einem Gehörsturz vor beischlittern, morgen auch noch auf der Straße stünden. Also besorgen wir uns schnell noch zwei T-Shirts, irgend so ein Oberteil mit vielen Bändern, zu dem leider die Bedienungsanleitung fehlt, und jede einen Wickelrock. Das klingt nach einer guten Tat, und wir überlegen uns, viel leicht mal ein paar spektakuläre Aktionen ins Leben zu ru fen. Shoppen für den Frieden! Maniküre zur Rettung des Regenwaldes! Sonnenbaden gegen den Treibhauseffekt!
    Mittlerweile ist es schon halb fünf, und wir opfern dem Gott der verlängerten Ladenschlusszeiten zwei große Ma carena-Eisbecher, die wir ziemlich erschlagen in einer Eis diele zu uns nehmen.
    Mitunter ist es ganz schön anstrengend, nur das zu tun, wozu man gerade Lust hat. Aber immerhin haben wir, neben den geilen Klamotten, die wir gekauft haben, auch einen intensiven Einblick in die aktuellen Techno und House-Charts gekriegt. Das zumindest will Ruth mir an scheinend gerade sagen, aber aufgrund des leichten Tin nitus, den ich aus der letzten Boutique mitgebracht habe, verstehe ich nur die Hälfte. Als sich das Pfeifen gelegt hat, schlage ich vor, dass
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