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Alice at Wonderland

Alice at Wonderland

Titel: Alice at Wonderland
Autoren: Bunzel Gaw
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gleich die Teller um die Oh ren fliegen lassen, bevor man in der Kiste landet. Aber nicht Männer und Frauen müssen harmonieren, sondern ihre Unterschiede. Und so habe ich heute eben keinen Mann kennen gelernt, sondern eine neue beste Freundin. Womit gleich wieder die Probleme anfangen. Ich hab ja schon eine beste Freundin, Ruth. Man kann sich zwei Liebhaber halten, aber zwei beste Freundinnen? Das haut gar nicht hin. Für diese Dissonanzen reicht mein gesam tes Geschirr nicht aus. Wie bring ich Ruth das denn jetzt bei?
    Alex, meine neue beste Freundin, verzieht sich kurz auf die Toilette. Und bevor ich meinen Gedanken weiter verfolgen kann, lugt meine erste beste Freundin um eine Säule herum.
    »Na, wie läuft's?«, fragt Ruth.
    »Was machst du denn hier?«, frage ich entsetzt.
    »Reg dich nicht gleich auf«, beschwichtigt sie, » aber nach deinem Cafe-Viola-Desaster hab ich gedacht, du könntest Hilfe gebrauchen. Ich hab was dabei. Für alle Fälle.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass du für diesen Fall gerüstet bist.«
    »Und ob«, sagt Ruth und holt eine Spraydose CS-Gas aus ihrer Tasche und eine Packung Taschentücher.
    »Falls er zu aufdringlich wird«, sagt sie und schiebt mir das Reizgas rüber, »das hier, falls es echt enttäuschend verläuft«, es folgen die Taschentücher, »und dann bin da noch ich, falls du jemanden brauchst, mit dem du dich voll lau fen lassen kannst.«
    Ein warmes Gefühl für meine beste Freundin steigt in mir hoch. Sie macht sich wirklich Gedanken um mich. Das warme Gefühl hat aber auch einen bitteren Beigeschmack. Ich muss Ruth irgendwie klarmachen, dass sie ihren Bes te-Freundin-Status ab jetzt mit jemanden teilen muss.
    »Was ist denn eigentlich? Ist er gekommen?«, fragt sie besorgt und schaut dabei auf ihre Armbanduhr.
    »Nein. Er ist nicht gekommen«, antworte ich mit fester Stimme. Dass ich trotzdem sehr gefasst wirke, irritiert sie ein wenig.
    »Ach, du Arme«, sagt sie und schiebt mir die Taschen tücher noch ein Stück näher. Das Reizgas nimmt sie wie der an sich.
    »Das können wir später noch gebrauchen. Wir werden seine Adresse ausfindig machen, und dann statten wir ihm einen Besuch ab. So ein Schwein.«
    »Es ist nicht ganz so, wie du vermutest.«
    »Meinst du nicht, dass du dein Verständnis ein bisschen weit treibst? Was glaubst du, womit der sich dieses Mal rausredet? Ist jetzt vielleicht sein Vater in den Graben ge rauscht? Was ist das? Eine Familie von fahruntüchtigen Volldeppen?«
    In diesem Moment taucht Alex wieder auf.
    »Hallo«, sagt sie freundlich.
    »Das ist Alex«, sage ich zu Ruth.
    Und Ruth sagt nichts, sondern lässt ihren Kiefer nach unten klappen. So blöd muss ich vorhin ausgesehen ha ben. Ich bedaure fast, dass Markus nicht hier ist mit seiner Digitalkamera. Das hätte zwei exzellente Porträts von uns abgegeben.
    »Du bist Alex?«, quetscht Ruth hervor.
    »Ich bin Alex«, sagt Alex.
    »Wieso ist das Alex?«, fragt Ruth mich.
    »Weil man sie so getauft hat, vielleicht«, versuche ich einen Witz.
    »Ich brauch einen Schnaps«, wimmert Ruth.
    Sie nimmt es sich so zu Herzen, dass sie sogar die gleiche Reaktion zeigt wie ich.
    Mit dem Grappa verschwindet dann auch die leichte Röte aus Ruths Gesicht. Sie hatte vermutet, dass Alex ihr Sprüchlein von den fahruntüchtigen Volldeppen mitbe kommen hat. Alex selbst hat sich nichts anmerken lassen. Ganz im Gegenteil. In der folgenden Stunde unterhält sie sich derart angeregt mit Ruth über bestimmte okkulte Phä nomene, dass ich in der Runde etwas in den Hintergrund rücke. Allmählich wird mir auch klar, wieso ich eigentlich bei Alex, als sie für mich noch ein Mann war, auf so viel Verständnis gestoßen bin. Alex interessiert sich einfach für alles und jeden. Ich sehe die beiden an. Wieso nicht zwei beste Freundinnen? In der Mitte mache ich mich sicher ausgezeichnet. Und die Hotelzimmer beim gemeinsamen Kurzurlaub werden auch billiger. Die schwarze Alice, die hennarote Ruth und die blonde Alex. Da ist doch für je den was dabei.
    »Hat einer eine Idee, was wir heute Abend anfangen?«, frage ich fröhlich in die Runde.
    Ruth kramt in ihrer Tasche und holt ein Stadtmagazin heraus. Es ist auf den Seiten mit den Veranstaltungstipps aufgeschlagen, und eine Anzeige ist angestrichen. Eine Single-Party.
    »Hatte ich mir so gedacht«, und wieder leicht errötend mit Blick auf Alex setzt sie hinzu, »falls dein Date nicht... also, für alle Fälle.«
    »Na, in unserem Fall genau das Richtige«, sage
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