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Alice at Wonderland

Alice at Wonderland

Titel: Alice at Wonderland
Autoren: Bunzel Gaw
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wissen.
    »Hab ich doch gar nicht!«, beruhige ich sie.
    Ich habe irgendeine Nummer aufgeschrieben. Die erst beste, die mir eingefallen ist. In dem Moment klingelt mein Handy. Es ist Christoph. Er steht an der Käsetheke und fragt, ob er mal kurz rüber zu Ruth kommen kann. Nach kurzem Hin und Her einigen wir uns darauf, dass
    er Ruth für eine Minute am Fischstand sprechen darf. Ich lege auf und muss meiner besten Freundin glaubhaft versichern, dass ich nicht absichtlich meine eigene Nummer aufgeschrieben habe. Ein Versehen. Ich finde den Typ zum Kotzen. Soll er sich seinen wohlgeformten Hintern und sein gewinnendes Lächeln doch sonst wohin stecken. Ich würde nie versuchen, meiner Freundin den Typen auszu spannen, und so einen schon gar nicht. Ruth ist halbwegs beruhigt, und als ich ihr meine neuen Ballerinas schen ke, glaubt sie endlich; dass ich es ernst meine. Heute ist »Ruth und Alice Fun Day«! Wir machen nur das, worauf wir Lust haben! Und auf einen gut aussehenden Komplimente-Zerstäuber haben wir heute absolut keine Lust, beschließen Ruth und ich.
    »Ich gehe nur kurz jemanden abservieren«, sagt Ruth und verschwindet zum Fischstand.
    Inzwischen mache ich mich an die Einkäufe für unser gemeinsames Kochen heute Abend. Das holt mich ein wenig auf den Boden der Tatsachen zurück. Blöd, dass dieser Alex verpennt hat. Sonst hätte ich jetzt ein paar Inspira tionen in Form meines neuen Single-Kochbuchs. Und die Mengenangaben mal zwei zu nehmen, das kriege ich si cher gerade noch hin. Na ja, dann eben spontan. Wird mir schon was einfallen.
    Was ich jetzt mache, ist Einkaufen. Spaghetti, Parme san, Hackfleisch, Zwiebeln und Sahne-Joghurt im Viererpack für 1,49, das ist Einkaufen. Shoppen war heute Nachmittag: Manolo Blahniks, Gucci, Estee Lauder oder Ohrringe mit einem Dreamcatcher aus Sterlingsilber und einem falschen Türkis, das ist Shoppen. Ein Unterschied, den Männer wohl nie begreifen werden.
    »Schatz, ich geh heute shoppen!«
    »Gut, bring mir ein paar Chips und 'ne Eichsfelder Mettwurst mit!«
    »... wenn es das bei Kookai gibt!«
    Aber im Moment müssen mich Männer ja nicht küm mern. Im Gegenteil. Also entscheide ich, dass es heu te nicht Spaghetti Bolognese gibt, sondern ein richtig schönes Steak und dazu Pommes. Während ich also die Fritten aus der Kühltruhe nehme, lasse ich die restli chen Einkäufe aus meinem Wagen vorsichtig zwischen die Tiefkühlpizzen gleiten. Ein Hand legt sich auf meine Schulter.
    Erwischt. Das war ja klar. Es ist ja auch irgendwie nicht fair von mir, die Sachen einfach in die Truhe zu schmeißen, nur weil ich zu bequem bin, alles wieder in die Regale zu packen. Vorsichtig drehe ich mich um.
    »Gibt's heute keine Spaghetti?« Ruth steht grinsend vor mir.
    »Na dann ...!«, und sie lässt die Strauchtomaten eben falls im ewigen Eis versinken.
    Ruth ist erstaunlich begeistert davon, dass es heute Steaks gibt. Dabei war sie vor einiger Zeit noch Vegeta rierin. Nicht, weil sie grundsätzlich etwas gegen Fleisch hat. Auch nicht aus Protest gegen Massentierhaltung oder Ähnliches. Eigentlich war der Grund für Ruth ein kon sequenter Imagewechsel. Als sie vor einigen Jahren an fing, sich für Esoterik zu interessieren, passte ein Kotelett einfach nicht mehr zu grünem Tee und Räucherstäbchen. Mittlerweile betreibt Ruth ihre ganzheitliche Lebenswei se nicht mehr so ausgeprägt. Und als sie mitbekommen hat, dass immer mehr Frauen aufhören, Fleisch zu essen, war es für Ruth an der Zeit, sich vom Vegetarier-Dasein zu verabschieden. Tja, sie wollte immer irgendwie anders sein als die anderen. Trotzdem erstaunt es mich, dass sie gleich drei T-Bone-Steaks ordert.
    Als wir den Laden verlassen, vorbei an einem fluchen den Verkäufer, der tiefgefrorene Tomaten in eine Abfall tonne wirft, erfahre ich den wahren Grund.
    »Toll, dass wir heute alle drei zusammen kochen!«, sagt
    Christoph und hält eine Tüte mit Auberginen und Zuc chini in die Höhe.
    Ich versuche Ruth mit meinen Blicken zu töten, füge ihr aber nicht mal eine kleine Fleischwunde zu. Dann hakt sie sich auch noch bei dem Typen ein, und ich trotte hinterher wie Tassilo, wenn die Schöne und das Biest ein Rendez vous haben. Zielstrebig dackeln die beiden in die nächs te Videothek. Was das bedeutet, ist klar. Mr. Schleimspur will sich auch noch in unseren gemeinsamen Filmabend einklinken. Aber warte. Heute entscheiden die Frauen, was geguckt wird.
    »Oh, schaut mal, »Die Brücken am Fluss«, den woll te ich schon
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