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Alice at Wonderland

Alice at Wonderland

Titel: Alice at Wonderland
Autoren: Bunzel Gaw
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wir uns jetzt noch ein paar schicke Dessous zulegen, bevor wir die Einkäufe für unser ge meinsames Kochen starten.
    Unserem verbleibenden Budget angemessen verlagern wir uns in die Unterwäsche-Abteilung von Karstadt. Und während wir uns noch darüber auseinander setzen, zu welchem Anlass ein schwarzer BH am geeignetsten ist, mal abgesehen von einer Beerdigung, fällt uns ein junger Mann auf, der sich für den Wühltisch mit Slips für 1,99 interessiert. Es ist Christoph aus dem Cafe Dezentral. Er wendet sich in unsere Richtung, und es gelingt mir in letz ter Sekunde, Ruth hinter einen Stapel halterlose Strümpfe zu ziehen.
    »Für wen sucht der wohl was?«, will Ruth wissen. Und ich habe so den leisen Verdacht, für sich selbst. Dafür allerdings ist sein Auftreten am Wühltisch zu souverän, weiß Ruth. Zu der heimlichen Crossdressing-Fraktion zählt dann schon eher der Einsfünfundsechzig-Glatzkopf, der hinter uns Korsagen befingert und Schweißausbrüche bekommt, wenn die Verkäuferin in weniger als drei Meter Entfernung an ihm vorbeigeht.
    »Vielleicht hat unser Medienfuzzi ja eine Freundin«, mutmaße ich.
    Aber dann würde er sicher nicht die Billigware inspi zieren. Der braucht größere Mengen. Vielleicht für die Mädels bei seinem Casting-Wochenende. Immer noch gut hinter einem Verkaufstisch versteckt, beginnen Ruth und ich uns auszumalen, was für eine Art von Casting der Schönling wohl in der Eifel durchziehen wird.
    »Das mit dem Casting war eine Lüge. Frei erfunden!«
    Ich sehe Ruth an, aber offensichtlich hat nicht sie das ge sagt, den Satz aber auch gehört. Christoph steht hinter uns und grinst uns breit an. Irgendwie machen wir keinen so souveränen Eindruck, wie wir auf dem Boden hocken wie die Hühner beim Eierlegen. Geistesgegenwärtig lasse ich meine Handtasche los, um sie in der nächsten Sekunde mit den Worten »war mir runtergefallen« wieder aufzuheben.
    Christoph fällt auf den Trick rein. »Hoffentlich ist nichts kaputtgegangen!«, und dann hilft er uns wieder auf die Beine. Ruth findet als Erste zu ihrer Form zurück.
    »War klar, dass das mit dem Casting eine Anmache ist!«, schleudert sie ihm entgegen. Christoph schaut betreten zu Boden.
    »Ja, stimmt«, gibt er kleinlaut zu. Ruth sieht mich tri umphierend an, als Mr. Television fortfährt. »Eine blöde Anmache. Ich bin in solchen Sachen ziemlich ungeschickt, aber ich ... weißt du ...«, er setzt einen Dackelblick auf und schaut Ruth verträumt an, »du hast so wunderschöne Augen, und da musste ich einfach irgendwas sagen, um dich kennen zu lernen!«
    Oh Mann. Die alte Leier mit den Augen. Ich schaue ge nervt zur Decke und dann zu Ruth, um zu sehen, ob sie ihm schon eine gescheuert hat. Weit entfernt. Ruth berührt ihn sogar kurz an der Schulter und lächelt dankbar. Und dann entschuldigt sie sich auch noch für die Nummer mit der Rechnung.
    »So, dann wäre das geklärt!«, fahre ich dazwischen. »Dann geh mal wieder zurück an den Grabbeltisch und kauf 'nen String für deine Freundin.«
    Doch Christoph hat keine Freundin, erklärt er uns. Ge nau genommen sei er uns bis hierher gefolgt und habe in einer Art Übersprunghandlung den Grabbeltisch durch wühlt, weil er nach den passenden Worten gesucht habe, um Ruth nach seinem peinlichen Auftritt im Cafe nochmal anzusprechen. Was Ruth urplötzlich total süß findet. Anscheinend stimmt es, dass der Anspruch sinkt, je länger man Single ist. Und Ruth hatte schon lange keinen festen Freund mehr.
    »Du hast echt ein tolles Lächeln!«, höre ich ihn sagen.
    Jetzt reicht's. Ich krickele ein paar Zahlen auf eine Packung Feinstrumpfhosen und drücke sie ihm in die Hand. »Wir müssen weiter. Hier ist Ruths Handynummer. Tschüs!«
    Ich packe Ruth am Arm und zerre sie mit Gewalt Rich tung Rolltreppe. Dabei kitzle ich ihr nachdrücklich die Rippen, damit sie kichert und der Abgang wenigstens halbwegs amüsant und freiwillig aussieht.
    Im Untergeschoss, in der Lebensmittelabteilung, stelle ich Ruth zur Rede.
    »Sag mal, wo bist du denn unterwegs? Schöne Augen ... schönes Lächeln ... das sind Anfängersprüche!«
    Offensichtlich hat Ruth aus den ersten sechs Staffeln Sex and the City überhaupt nichts gelernt. Nicht mal Charlotte würde noch auf so eine billige Anmache reinfallen. Um ein Haar hätte der Medienfuzzi das Klischee bestätigt bekommen, dass Frauen immer wieder auf die ältesten Komplimente abfahren.
    »Aber warum hast du ihm dann meine Handynummer gegeben?«, will Ruth
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