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Alice at Wonderland

Alice at Wonderland

Titel: Alice at Wonderland
Autoren: Bunzel Gaw
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sei akribisch mit genoppten Kondomen verhüllt gewesen. Guten Appetit. Das war Ruth, die lange Zeit dachte, Vibrator sei eine andere Be zeichnung für Morseapparat, zu viel. Sie habe ihn acht kantig aus der Wohnung geschmissen.
    »Ich hab ihm in die Eier getreten«, sagt Ruth. »Voll in die Eier. Mit meinen sandfarbenen 60er-Jahre-Slippers!«
    So haben die Treter letztlich auch ihre zweckgebundene Bestimmung gefunden.
    Was soll's. Wir machen heute nur, wozu wir Lust ha ben. Ich gehe in die Küche und brate die Steaks, während Ruth den Tisch deckt. Das Essen ist superlecker und die zwei Flaschen Wein, die wir dabei zu uns nehmen, zeigen schnell ihre Wirkung. Ich habe noch nie bei »Die Brücken am Fluss« so viel gelacht.
    Um Mitternacht bauen Ruth und ich die Beute unserer Shopping-Tour auf dem Tisch auf und betrachten jedes einzelne Stück.
    Das Tolle an einer echt exzessiven Shopping Tour ist, dass man so viel kauft, dass man abends beim Auspacken immer wieder Überraschungen erlebt. Weder Ruth noch ich können uns dran erinnern, wer von uns bei Karstadt den Slip für 1,99 gekauft hat. Und dabei ist das Teil auch noch verschmutzt. Irgendjemand hat mit Kuli seine Telefonnummer draufgeschrieben. Wir beschließen, dass derjenige in nächster Zeit wenig Ruhe haben wird.
    Nachdem wir uns darüber einig sind, dass Shopping viel geiler ist als alle Kerle der Welt, zappt Ruth noch einmal durch das Nachtprogramm. Auf Pro7 läuft eine Wiederholung von »Zacherl kocht«. Der kündigt einen Studio gast an. Einen gewissen Christoph, der demnächst in Sat1 seine eigene Comedy-Koch-Show haben wird.
    »Aber nur, wenn wir den Jungs von Sat1 nicht seine ausgefallenen Gemüserezepte verraten«, sagt Ruth und macht die Glotze aus.
    »Ich hab zufällig die Telefonnummer mit der entsprechenden Durchwahl«, fällt mir dazu ein.
    Vielleicht rufe ich am Montag da mal an. Mal sehen. Wenn ich Lust dazu habe ...
    FRÜHSTÜCK AM KILIMANDSCHARO
    Maria ist jung und hübsch. Die klassische MTV-Zicke, die sich ihre Liebe zu Enrique nicht eingestehen kann, weil der LKW-Fahrer ist und nicht Popstar. Sie hockt auf ihrem quietschgrünen Sofa und starrt an ihrer Freundin Pia vorbei ins Leere.
    »Ich weiß nicht, ich fühl mich in letzter Zeit einfach echt down. Total lustlos«, sagt Maria.
    »Das hat aber nix mit Enrique zu tun«, entgegnet Pia, »das liegt einfach daran, dass du zu viel rauchst und dich zu wenig bewegst.«
    In diesem Moment zappe ich auf einen anderen Kanal. Wenn meine Lieblingssoap klingt, als ob das Bundesge sundheitsministerium die Dialoge in Auftrag gegeben hat, ist Schluss. Ich würde auch nicht so allergisch dar auf reagieren, wenn nicht seit kurzem fast mein gesamter Freundeskreis von der globalen Fit-for-fun-Macke erfasst worden wäre. Die schlimmste Heimsuchung, seit Pando ra einem neugierigen Zeitgenossen ihre Büchse unter die Nase hielt und sagte: »Hier bedien dich, lecker Kekse.«
    Nur Lissy hält stand. Lissy kenne ich über Ruth. Sie betreibt einen Geschenkartikel-Laden, und ihr Credo ist: »Dick. Na und?« Lissy hat noch nie eine Diät versucht, besitzt keine Waage und sagt, solange ihre ganze Figur in den Flurspiegel passt, ist alles in Ordnung. Ihr Frohsinn rührt aus der Tatsache, dass sie zwar Gewicht hat, aber kein Problem damit. Sie kommt an keinem Schokoriegel .vorbei und trinkt bevorzugt Weizenbier, weil es gesund ist und Hefe schön macht. Lissy bringt fröhliche 85 Kilo auf die Waage, und ihr einziger Fitnesspfad führt vom Sofa zum Kühlschrank. Das gibt ihr ein rosig-gesundes Aus sehen, und sie hat immer gut lachen. Sie sagt, sie komme schon ins Schwitzen, wenn sie nur einen Sportmoderator im Fernsehen sähe.
    Die anderen ächzen mit grimmigen Gesichtern durch ihre Lauf-, Zieh-, Streck- und sonstigen Aktivitäten. Der Phantasie, seiner Freizeit eine schweißtreibende Legitima tion zu verleihen, sind keine Grenzen gesetzt. Neuerdings gibt es eine Sportart, die »Walking« heißt. Das bedeutet nichts anderes als gehen und war früher eine alltägliche Methode, um von einem Punkt zum anderen zu kommen. Heute benutzt man dazu zwei Stöcke und -»walkt« aber so was von angestrengt mehrere Kilometer ziellos in der Gegend herum.
    Ich halte mich da raus. Mein Tabak- und Alkoholkon sum hält sich in vertretbaren Grenzen, ich besitze eine sechs Jahre alte Jeans, die mir immer noch passt, und ich fahre jeden Tag mit dem Rad in den Sender. Auf einem uralten Hollandrad mit Torpedo-Dreigangschaltung. Das Ding hat
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