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Alias XX

Alias XX

Titel: Alias XX
Autoren: Joel Ross
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Brettern vernagelte Fenster öffnen – das Fenster, das Tom eingeschlagen hatte –, sie musste sich hindurchzwängen und so schnell wie möglich zur Botschaft, um die Amerikaner zu alarmieren, ihnen den Beweis zu zeigen. Aber erst musste sie hier raus. Renard hatte mit dem Tisch zu kämpfen und versuchte sich zu befreien, weshalb Tom mit dem Lampenfuß auf Sondegger losging. Er traf ihn nicht, aber der Deutsche wich vom Fenster zurück, an dem Harriet sich hinter dem Vorhang an den Brettern zu schaffen machte. Renard stieß den Tisch weg und stürzte sich auf Harriet, bekam den Vorhang zu fassen und riss ihn von der Wand. Tom schlug seitwärts nach Sondegger und sah Rugg breitbeinig in der Tür stehen. Harriet schrie auf, als Renard sie am Mantel packte. Tom schlug Renard in die Kniekehle, fasste Harriet an der Schulter und schob sie durchs Fenster. Er hörte sie draußen aufprallen und sich hochrappeln.
    Es war vollbracht. Es war vorbei. Es gab nichts mehr, was er für das Zwanziger-Komitee tun konnte. Harriets Mädchen waren tot, der Mann, der Whiskbroom genannt wurde, war tot, und seine Familie ebenso. Aber der hinterhältige Angriff der Japaner würde sich im Pazifikdunst auflösen. Es würde kein Massaker in Pearl Harbor geben. Er blockierte das Fenster, um Harriet Zeit zu verschaffen.
    »Es ist vorbei«, sagte er, als Renard seinen Kaliber 38 hob. Sondegger lachte. »Sie haben noch immer keine Ahnung, was dieses ›Es‹ eigentlich ist.«
    »Sein Vogel ist auf und davon«, sagte Renard.
    »Mr. Renard, rücken Sie doch etwas dichter an Mr. Wall heran, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    Renard trat hinter Tom. Kurz darauf spürte er den Lauf der Waffe im Nacken, kalt und spitz wie eine Nadel.
    »Ich habe Mr. Rugg gebeten, Lady Harriet entkommen zu lassen«, sagte Sondegger. »Obwohl ich gedacht habe, sie würde zu dem von mir gewählten Zeitpunkt die Eingangstür benutzen.«
    »Entkommen zu lassen?«, sagte Renard. »Was soll das alles?«
    »Eine kleine Motivationshilfe, Mr. Renard.« Sondegger lächelte Tom an. »Ich hoffe, Sie glauben kein Wort über Monsieur Galland und die ›gestohlenen‹ Mikrofilme. Wir mussten Lady Harriet doch dazu anspornen, die Informationen zu übergeben. Sie durfte doch nicht denken, dass ich nichts anderes wollte. Was war es, was ihr Vater gesagt hat, Mr. Rugg?«
    »›Sie weiß um ihre Pflichten‹«, sagte Rugg. »Liegt ihr im Blut.«
    »Sie ist wesentlich zuverlässiger als Sie, Tom.«
    Tom wischte sich das Blut von den Lippen. Scheiße. Der Hunne trieb immer noch sein Spielchen mit ihm.
    »Mir ist es vollkommen ernst, Tom. Ich fürchtete schon, Sie würden es um jeden Preis wollen, dass Ihr Land in den Krieg eintritt. Aber mir kam zu Ohren, dass Lady Harriet von tadellosem Ruf ist. Sie wird die Informationen abliefern. Und man würde sie nicht ignorieren können. Natürlich, falls sie …«
    »Falls sie die Polizei ruft«, sagte Rugg. »Sollten wir woanders sein.«
    »Geduld, mein Freund. Wir haben …« Sondegger konsultierte seinen inneren Zeitplan. »… noch drei oder vier Minuten. Wir sind gut bewaffnet und werden den Hinterausgang nehmen. Die Polizei ist für uns kaum eine Bedrohung. Und denken Sie nur an den armen Tom.«
    »Machen wir ihn alle und hauen ab.«
    »Er sollte nicht von der Bühne treten, ohne ein wenig von der Handlung des Stücks zu erfahren. Es begann alles, Tom, mit jenen unter uns in Berlin, die Japans Angriff für einen unerhörten Fehler halten. Die Staaten in einen Krieg einzuladen, den wir im Begriff sind zu gewinnen? Wir konnten nicht …«
    »Zeitverschwendung.«
    »Einspruch stattgegeben, Mr. Rugg.« Sondegger neigte den Kopf. »Um mich also kurz zu fassen, Ihr Bruder war der höchstrangige Amerikaner, zu dem wir Zugang hatten. Er erklärte sich bereit, die Mikrofilme an seine Botschaft weiterzuleiten, wie es seine Pflicht war. Aber im letzten Moment meinte er, dass er sie direkt nach Washington, über den CIO, schicken wolle. Sie sehen den Unterschied?«
    Tom sah nichts, er spürte nichts bis auf die Waffe in seinem Nacken. »Roosevelt?«
    »Ja. Ich hegte Sorge, Ihr Präsident würde die Informationen ignorieren. Würde den Japanern den Angriff erlauben, damit er einen Vorwand für den Kriegseintritt findet. Ich griff Earl mit dem Messer an, aber er zeigte sich äußerst widerstandsfähig und sperrte mich in das Kabuff am Kanal ein. Sie haben es gesehen? Na gut, musste dann improvisieren, um das zu erreichen, was ich wollte. Nämlich Sie.
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