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Alfons die Weihnachtsgans

Alfons die Weihnachtsgans

Titel: Alfons die Weihnachtsgans
Autoren: Kari Koester-Loesche
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Erbsen, und diese machten einen Höllenlärm, als er mit dem Stock auf und ab fuhr. Alles in Ordnung also.
    Oma fuhr Tore zur Ketelswarf, wo eine ganze Kinderbande aus Gespenstern, Cowboys und Hexen ihn schon erwartete. Erstaunt sah er, dass in Ankes guter Stube kein Weihnachtsbaum stand. Dafür ein hölzernes Gestell mit rot angemaltem Figurengebäck. Kinkentüch. Sie war ja ganz schön radikal mit ihren alten Bräuchen.
    Kai, in dessen Jacke sich Tore in der Unfallnacht gewärmt hatte, zog Tore beiseite. »Wir müssen einen neuen Text üben, den kein Schwein kennt. Ein Uralttext, aber du weißt ja, wie viel Wert Oma Anke auf so etwas legt ...«
    Tore nickte verständnisvoll. Er wusste, dass man Omas hin und wieder einen Gefallen tun musste. Sie hatten ihn sich immer verdient.
    Es dämmerte, als sie loszogen. Erwartungsgemäß war die Tür des benachbarten Hauses geschlossen. Sie stellten sich im Halbkreis auf und deklamierten:
    »Fru, mak de Dör up,
    de Rummelpott will in.
    Dor kömt ein Schipp von Holland,
    dat hett recht grot Gewinn.
    Den Schipper wüllt wi preisen,
    Nah Seeland wüllt wi reisen.
    Sett de Segel up de Top
    un giw mi wat in’n Rummelpott.«
    Der Lärm und das Vergnügen waren auf beiden Seiten groß, und als die Kinder alles Gute zum neuen Jahr gewünscht hatten, füllte man ihre Säcke und Taschen mit Orangen, Äpfeln, Schokolade und Bonbons.
    Zwei Warfen waren genug, um sie restlos zufriedenzustellen. Müde kehrte Tore zu Fuß nach Hause zurück.
    Martin Meier saß schon in der guten Stube und schwatzte mit Opa, als Tore in seiner gewöhnlichen Kleidung hereintrudelte und sich total erschossen auf das Sofa warf.
    »Hi«, sagte Tore.
    »Hi.«
    »Wie war die Ernte?«, fragte Opa.
    Tore lebte auf. »Prächtig«, sagte er zufrieden. »Es waren sogar vier Euro dabei.«
    »Donnerwetter!«
    »Vielleicht kaufe ich meinem Labrador für das Geld einen Lederknochen zum Kauen.«
    »Ja, eine gute Idee.«
    »Ich habe nur vergessen, mit Anke wegen des Handygurts für Alfons zu sprechen. Doof ...«
    »Noch ist es ja nicht so weit«, beruhigte Opa Fedder Tore.
    »Opa, horch mal! Was ist das denn für ein Lärm da draußen?«
    Fedder lauschte. »Keine Ahnung. Am besten gehst du mal raus und siehst nach.«
    »Martin, kommst du mit?«, fragte Tore. Nicht, dass er gerade ängstlich war, aber dieses Geräusch war neu. Ungewohnt. Rufe, dann sang jemand. Hatte er noch nie gehört.
    Oma hatte das Außenlicht schon angeknipst und die Tür geöffnet. Vor dem Haus standen drei Engel in weißer Kleidung und sangen Lieder, deren Melodien Tore nur zum Teil kannte.
    Aus dem Dunkeln trat plötzlich eine finstere Gestalt, die den Mund überhaupt nicht auftat, angetan mit einem langen nachtschwarzen Mantel.
    »Na nu«, sagte Käte und hätte vor Schreck die Tür fast wieder zugeknallt. »Habe ich es nicht geahnt, dass etwas im Busch ist? Fedder!«
    Tore hatte den Eindruck, dass sich der Blick des Mannes auf ihn heftete und ihn nicht losließ. Irgendwie sah er sogar boshaft aus. Und die Engel wirkten nicht gerade lieblich.
    »Der Robbert«, flüsterte Oma Käte Tore ins Ohr. »Ich weiß gar nicht, wo der plötzlich herkommt.«
    Der Robbert hatte einen schlaffen Sack in der Hand. Auf ein Zeichen von ihm brachen die Engel ihren Gesang ab, und er näherte sich Tore in drohender Haltung.
    Tore wich an die Hauswand zurück.
    Plötzlich griff der Robbert zu, stülpte den Sack über Tore, drehte ihn geschickt herum und schüttelte Tore hinein. Er spürte, wie sich der Sack über seinen Schuhen schloss.
    »Unartige Kinder kommen in den Sack«, bölkte der Robbert.
    Tore wurde mit dem Kopf nach unten über die Warf geschleift. Er legte die Hände über den Kopf, um sich vor den Steinen des Kopfsteinpflasters zu schützen, über die er hinwegrumpelte. Im Hintergrund schimpfte und jammerte Oma. Aber der Robbert kannte keine Gnade.
    Auf einmal hörte Tore Martins Stimme. »Habt ihr einen Knall? Wollt ihr wohl aufhören! Was fällt euch denn ein! Unartige Kinder, dass ich nicht lache! Tore ist der größte Draufgänger, dem ich jemals begegnet bin!«
    Der Sack blieb liegen.
    Tore rieb sich den Kopf, wurde auf die Füße gestellt, der Sack fiel herunter. Etwas benommen sah er sich um.
    »Ihr seid ja wirklich bescheuert!« Martin rannte zu Tore herüber und legte den Arm über seine Schultern, um ihn vor weiteren Übergriffen zu schützen.
    Die Engel sangen wieder, mit auffallend tiefen Stimmen übrigens. Der Robbert schritt bedächtig auf Tore
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