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Alfons die Weihnachtsgans

Alfons die Weihnachtsgans

Titel: Alfons die Weihnachtsgans
Autoren: Kari Koester-Loesche
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Der Fleiß der Stallbewohner war bereits jetzt erkennbar, und im kommenden Jahr würde es bestimmt keinen Beinbruch geben.
    Schade, dass er die Abreise der Puken verpasst hatte. Als er dem Auto mit den abfahrenden Gästen nachwinkte, lag auf den Fennen in der Umgebung der Warf wieder dichter Nebel. Aber so weit konnte er doch noch blicken, um zu erkennen, dass keine einzige Ringelgans dort umherwanderte, um sich für den Rückflug den Bauch mit Gras vollzuschlagen.
    Als Oma vom Anleger zurückgekehrt war, brachte sie Neuigkeiten mit. »Anna kommt übermorgen mit den Zwillingenaus dem Krankenhaus zurück. Wenn du willst, kannst du mitfahren, um sie zu besichtigen.«
    »Nein, Oma, bestimmt nicht«, sagte Tore entrüstet. »Säuglinge! Was ist denn an denen Besonderes? Das muss ich mir nicht antun.«
    »Na, ich dachte, sie könnten dich interessieren«, meinte Oma Käte erstaunt.
    »Das ist Frauenzeug. Ich wünschte, Opa wäre hier, um mit mir den Gänsegurt zu bauen ...«
    »Ich habe Martin zu Silvester eingeladen«, sagte Oma vorsichtig und behielt Tore im Auge. »Er war inzwischen auch bei Anke zu Gast, und Silvester so ganz allein – ist es dir recht?«
    »Warum nicht?«, sagte Tore großzügig. »Der wird sich ganz schön wundern, dass auf der Hallig nicht geknallt werden darf ...«
    »Bei der Gelegenheit: Er fragt, ob du eventuell bereit wärst, ihm die schönsten Stellen auf der Hallig zu zeigen. Damit seine Reportage gut wird ...«
    »Klar! Mach ich doch!«, sagte Tore großzügig.
    Oma Käte wirkte erleichtert. Tore dämmerte etwas. Wahrscheinlich hatte sie Martin versprochen, dass er mitkäme. Oder es war sogar ihre Idee gewesen.
    Gegen Mittag hob sich der Nebel. Sie entdeckten, dass es ohne Nebel ein strahlend sonniger Tag war, mit wolkenlosem blauem Himmel, was niemand hatte ahnen können.
    Kurzentschlossen telefonierte Oma Käte mit Meier, und eine Stunde später lud sie Tore an der Warf Hilligenlei ab. Der Fotograf wartete schon vor der Tür des Gasthofs. Heute trug er einen dicken Pulli unter dem Anorak.
    »Ich soll dich ein bisschen umherführen. Wo warst du denn schon überall?«, fragte Tore sachlich.
    »Ich bin Richtung Festland am Ufer zu der unbewohnten Warf gegangen und dann auf der Straße zu den nächsten Warfen. Bis zur Ketelswarf war ich.«
    Weiter hatte er sich also nicht getraut. Hatte wohl nach den ersten Erfahrungen Angst. Tore blickte Meier auf die Füße und sah die Halbschuhe, die er auf der Lore getragen hatte. »Wenn du dir Gummistiefel besorgen könntest, gehen wir ins Watt. Sören, der Wirt, kann dir bestimmt welche leihen.«
    »Prima Idee«, versicherte Martin und verschwand nach drinnen. Die Tür klappte laut hinter ihm zu.
    Tore hatte von hier aus den ganzen Westteil der Hallig im Blick. Keine einzige Ringelgans. Sie waren fort!
    Kurze Zeit später kam Martin zurück, mit fast kniehohen, robusten grünen Fischerstiefeln, und sie machten sich auf den Weg.
    »Ich möchte dir etwas Besonderes zeigen«, verkündete Tore, als sie am Ufer in Richtung Leuchtturm unterwegs waren. Er hatte einen Plan, aber ob er klappen würde, wusste er natürlich nicht.
    »Ja, den Turm habe ich gesehen«, sagte Martin, »aber es war dort so einsam. Ich traute dem Wasser nicht, und mein Handy – du weißt schon.«
    »Das Wasser schwappt nur bei stärkerem Westwind auf den Steindeich hoch«, erklärte Tore. »Mit Stiefeln wirst du nicht einmal nass. Aber den Leuchtturm meine ich gar nicht.«
    »Was dann?«
    Doch Tore schüttelte den Kopf und verriet nichts. Vor einer der in das Meer hineingebauten Buhnen blieb er stehenund begann die Steine hinunterzuklettern. »Pass auf deine Kameras auf, es ist sehr glitschig«, warnte er und sprang schließlich auf den Sand hinunter. Er streckte Martin die Hand entgegen, der vorsichtig nachkam und ihm schließlich die Tasche reichte.
    »Ins Watt hinein würde ich mich nie allein trauen«, sagte Martin. »Nie mehr.«
    »Okay. Opa hat mir erzählt, dass an diesem Ufer mal Gäste, die weit auf den Sand hinausgewandert waren, sich bei ihrer Rückkehr plötzlich durch einen ufernahen Strom abgeschnitten sahen. Bis zum Bauch stand ihnen das Wasser schon, und sie mussten hindurch. Sind aber alle heil an Land gekommen.«
    Martin erschauderte.
    »Man sieht das draußen nicht«, führte Tore voller Behagen aus. »Aber wenn nach dem Tidenkalender das Wasser aufzulaufen beginnt, sollte man auf jeden Fall auf dem Rückweg sein.«
    »Und diese Sandbank ist also interessant. Wollen
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