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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim
Autoren: Jack McDevitt
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verbranntem Holz. Es war mit exotischen Fotos gefüllt: ein verlassener, von Ranken umschlungener Tempel, der von einem obszönen Idol bewacht wurde, das hauptsächlich aus Bauch und Zähnen zu bestehen schien, eine zerfallene Säule in einer ansonsten leeren Wüste, eine kleine Gruppe, die sich vor einer Stufenpyramide unter einem Doppelmond zusammengefunden hatte.
    An einer Wand hing eine Reproduktion von Marcross’ Darstellung des unsterblichen Schlachtschiffs Corsarius , darunter Scherenschnitte von Männern und Frauen, mit denen Gabe zusammengearbeitet hatte. (Scherenschnitte waren eins seiner Hobbies gewesen. Es gab auch einen von mir, im Alter von etwa vier Jahren, in meinem alten Zimmer.)
    Und überall standen Artefakte: Spielzeug, Computer, Lampen, Skulpturen, die Gabe von zahlreichen Ausgrabungsstätten zusammengetragen hatte. Selbst jetzt konnte ich einen zylindrischen Gegenstand auf einem Gestell in einer Glasvitrine sehen.
    Ich prostete ihm zu. Er hob auch sein Glas, und unsere Blicke begegneten einander kurz. Ich konnte fast glauben, daß Gabe und ich es endlich richtig machten. Der Schnaps war warm, sehr weich und schmeckte nach anderen Zeiten.
    »Du mußt etwas erledigen«, sagte er.
    Er stand vor Van Dynes Gemälde der Ruinen auf Point Edward. Sie kennen es: geschwärzte Trümmer unter rotgoldenen Ringen und einer Zusammenballung silberner Monde. Wie sie sie nach dem Angriff vorgefunden hatten.
    Der Sessel war bequem. Eigentlich übernatürlich komfortabel, wie auch der Mindinnebel hervorragend war. Diese Wirkung tritt eben auf bei Gegenständen, die es nicht wirklich gibt. Einige behaupten, Perfektion verdürbe die Illusion, und Widerer würden besser funktionieren, wenn die körperlichen Wahrnehmungen gedämpft oder mit Fehlern behaftet seien. Wie in der Wirklichkeit.
    »Was denn?« fragte ich in der Annahme, er würde mich bitten, den Nachlaß auf bedeutungsvolle Art und Weise zu verwalten.
    Dafür sorgen, daß das Geld einem guten Zweck zugeführt wurde. Und nicht ganz für Renngleiter oder Frauen draufging.
    Es knackte im Feuer. Es knallte, und ein Scheit fiel schwer in die Glut. Eine Funkenwolke wirbelte auf und erstarb. Ich konnte die Wärme auf meinem Gesicht fühlen. »Wie ist es passiert? Ein Herzanfall? Probleme mit dem gemieteten Schiff? Verdammt, wurde ich auf dem Weg zum Raumhafen von einem Taxi überfahren?«
    Ich konnte angesichts der Vorstellung, das Simulacrum sei neugierig, ein Lächeln nicht unterdrücken. »Gabe«, sagte ich, »der Raumer kam nie aus dem Sprung.«
    »So ein verdammtes Ding.« Ein Kichern zwang sich hervor, und dann brach er in Lachsalven aus. »Ich bin auf einem verdammten Handelsflug gestorben.« Ich fing auch an zu lachen. Der Mindinnebel lag warm in meinem Magen, und ich füllte unsere Gläser neu.
    »Lächerlich«, sagte er.
    »Die sicherste Reiseform pro Passagier und Kilometer«, bemerkte ich.
    »Na ja, ich will verdammt sein, wenn ich diesen Fehler noch einmal mache.« Doch das Gelächter erstarb, und es folgte eine lange Stille. »Ich hätte es trotzdem gern gesehen.«
    Ich erwartete, daß er mehr sagte. Als er es nicht tat, gab ich ihm das Stichwort. »Was gesehen? Wonach hast du gesucht?«
    Er tat die Frage mit einer Handbewegung ab. »Um ganz ehrlich zu dir zu sein, ich habe mich dabei nicht ganz wohl gefühlt. Ich meine, es kommt mir nur anständig vor, daß die Menschen nicht herumhängen sollten, nachdem sie« – er hob eine Hand und suchte nach dem richtigen Ausdruck – »in eine glücklichere Welt gegangen sind.« Er klang unsicher. Verwirrt. »Doch ich mußte mich gegen diese Möglichkeit schützen.« Seine Augen blieben an den meinen haften und wurden sehr rund. »Erinnerst du dich an Hugh Scott?«
    Ich überlegte. »Nein«, sagte ich schließlich.
    »Es gibt wohl auch keinen Grund, weshalb du dich an ihn erinnern solltest. Wie ist es mit Terra Nuela? Erinnerst du dich daran ?«
    Klar. Terra Nuela war das erste Habitat, das außerhalb des Sonnensystems erbaut worden war. Es wurde auf einer heißen, felsigen Welt errichtet, die Beta Centauri umkreist, und war natürlich kaum mehr als ein Loch in der Wüste. Es war die erste Ausgrabung, zu der Gabe mich mitgenommen hatte. »Ja«, sagte ich. »Der heißeste Ort, den ich je gesehen habe.«
    »Scott war auf dieser Reise dabei. Ich dachte, du würdest dich vielleicht an ihn erinnern. Er ist nach Sonnenuntergang immer mit dir losgezogen.«
    »Na schön«, sagte ich und rief eine verschwommene
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