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Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim

Titel: Alex Benedict 01: Die Legende von Christopher Sim
Autoren: Jack McDevitt
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Verwaltungsgebäude auf. Ein großer, dunkelhäutiger Mann stieg aus dem Cockpit, blinzelte ins Sonnenlicht und betrachtete die Schlafunterkünfte, die Bibliothek und die Kapelle, die ohne besondere Ordnung über die Landschaft verstreut zu liegen schienen.
    Ein junger Mann in einer roten Robe hatte neben dem Feld, in der Nähe der Jungfrau, auf ihn gewartet und ihn beobachtet. Nun ging er dem Besucher schnell entgegen. »Mr. Scott?« fragte er.
    »Ja.«
    »Willkommen bei St. Anthony. Ich bin Mikel Dubay, der Repräsentant des Abts.« Normalerweise brach Mikel die Formalität der Erklärung mit der beiläufigen Bemerkung, er sei noch Novize. Doch Scotts Verhalten ermutigte nicht gerade seine Spontaneität.
    »Ah ja.« Er sah an Mikels Schulter vorbei.
    »Wir haben ein Zimmer für Sie vorbereitet.«
    »Danke. Aber ich werde nicht über Nacht bleiben.«
    »Oh.« Das war verwirrend. »Aber hatten Sie nicht die Absicht, dem Orden beizutreten?«
    »Das stimmt«, sagte Scott und wurde sich plötzlich des Novizen bewußt. »Gewissermaßen. Aber es wird nur eine halbe Stunde oder so dauern.«
    Mikel schob das Kinn vor, sagte jedoch nichts, bis er sicher war, daß seine Stimme nicht allzu frostig klingen würde. »Der Abt hat mich angewiesen, Ihnen jede gewünschte Unterstützung zu gewähren.«
     
    Mit hämmerndem Herzen folgte Scott Hugh seinem Führer hinter die Klostermauern und an den Sportplätzen vorbei. Die Rufe einer Gruppe junger Ballspieler trieben durch die Spätnachmittagsluft. Ein paar weiß gekleidete Priester kamen aus der anderen Richtung, begrüßten Mikel und den ihm Anbefohlenen fröhlich und gingen weiter. Der Teil ihres Gesprächs, den Scott aufgeschnappt hatte, schien etwas mit Hochenergiephysik zu tun zu haben. Die Glocke der Kapelle läutete. Ein großer Vogel schlug in einem Baum heftig mit den Schwingen und fiel hinab.
    Er prallte mit einem Schrei auf dem Boden auf, rappelte sich hoch und lief auf gewaltigen, keilförmigen Füßen davon. »Er ist einem der Väter vor ein paar Wochen von einer Novene in den Bergen hierher gefolgt«, erklärte der Novize. »Wir versuchen ihn einzufangen, um ihn zurückbringen zu können.«
    »Ich habe so etwas noch nie gesehen«, sagte Scott nachdenklich und schaute den Hügel hinauf; vielleicht meinte er überhaupt nicht den Vogel. Er schien sich seiner Gegenwart nicht einmal bewußt geworden zu sein.
    »Es ist ein Mowry«, fuhr Mikel fort und fiel danach in Schweigen.
    Der Weg wand sich zwischen blühenden Büschen und Zwergbäumen einher. Sie gingen hügelaufwärts. Auf dem Kamm konnte Scott hinter einem Eisenzaun Reihen weißer Grabsteine ausmachen.
    Er verlangsamte seine Schritte. Es war ein schöner Tag, ein Nachmittag, den man genießen konnte, ein Augenblick, den man bewahren mußte! Und das Blut rauschte in seinen Adern!
    Neben dem Eingang befanden sich Marmorbänke, offensichtlich als Einladung gedacht, mit Gewinn darüber nachzudenken, wie kurz ein Menschenleben doch war. Sein Blick glitt an ihnen vorbei zu dem Bogen, durch den die Väter auf ihrer letzten Reise getragen wurden. Ein Kreuz erhob sich auf seinem Scheitel, und darauf war die Inschrift zu lesen: Wer die Menschen zu sterben lehrt, muß zu leben wissen. Ja, dachte Scott. Sim hat es gewußt !
    »Dort drüben.«
    Mikel deutete auf einen Teil des Friedhofs, der im Schatten eines uralten Baumes lag. Scott ging die Reihe der einfachen weißen Grabsteine entlang, und es kam ihm in den Sinn, daß er sich wahrscheinlich zum erstenmal in seinem Leben als Erwachsener auf einen Friedhof begab und keinen düsteren Gedanken über seine eigene Sterblichkeit nachhing. Heute gab es etwas Wichtigeres zu tun.
    »Hier, mein Herr.« Der Novize blieb vor einem Grabstein stehen, der sich in nichts von den anderen unterschied.
    Scott näherte sich ihm und las die Inschrift:
     
    Jerome Courtney
    Gestorben 11108 A.D.
     
    Scott nahm seinen Komlink zu Hilfe. Das Datum entsprach dem Jahr 1249 des rimwayschen Kalenders. Vierzig Jahre nach dem Krieg! Tränen füllten seine Augen, und er ließ sich auf ein Knie hinab.
    Das Gras kräuselte sich in der warmen Nachmittagsbrise. Irgendwo floß Wasser, und Stimmen trieben im Sonnenschein. Er war von der Zeitlosigkeit des Ortes überwältigt.
    Als er seine Fassung zurückgewonnen und sich wieder erhoben hatte, war Mikel fort. Ein anderer Mann stand jetzt dort, bärtig, stämmig, mit der fließenden weißen Soutane des Jüngers bekleidet. »Ich bin Vater Thasangales«, stellte er
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