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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache
Autoren: Cayla Kluver
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meines Körpers und meines Herzens nach.
    Am nächsten Tag wurde mir, noch bevor ich ihn sah, unmissverständlich klar, dass Steldors Groll auf mich sich nicht gelegt hatte. Üblicherweise verließ er unsere Gemächer leise, bevor ich erwachte. An diesem Morgen schien er jedoch bemüht, mich zu stören, und knallte im Weggehen sogar die Tür des Salons zu. Seufzend zog ich mich an und frühstückte, danach verließ ich unsere Räumlichkeiten, um meinen ersten offiziellen Tag als Königin zu absolvieren.
    Als ich auf dem Weg zur Prunktreppe war, fühlte ich mich so ganz ohne Leibwächter seltsam unvollständig. Unter der Regentschaft meines Vaters waren meine Mutter, meine jüngere Schwester und ich unablässig in Begleitung von Leibgarden gewesen. Offensichtlich eine Vorsichtsmaßnahme des Königs angesichts des Krieges gegen Cokyri. Steldor hatte entschieden, dass diese Maßnahme innerhalb des schwer bewachten Palastes überflüssig sei. In der Folge hatte Cannan seine für diesen Dienst abgestellten Männer abgezogen. Um meinen Vater nicht zu beunruhigen, blieb jedoch Halias, der Elitegardist, der für den Schutz meiner Schwester seit dem Tag ihrer Geburt verantwortlich war, Mirannas Leibwächter.
    Meine erste Aufgabe bestand darin, die Führungskräfte des Schlosshaushalts im Salon der Königin zu empfangen, der sich im ersten Stock des Westflügels befand. Nachdem ich mich mit dem Koch besprochen hatte, ließ mich die oberste Wirtschafterin wissen, dass zwei Zofen ersetzt werden müssten und sie mehrere Kandidatinnen vorschlüge. Ich sah sie erschrocken an, da ich noch nie zuvor jemanden eingestellt hatte und meine Mutter nie mit mir darüber gesprochen hatte, auf welcher Grundlage man solche Entscheidungen traf.
    »Welche Aufgaben werden diese Mädchen denn erfüllen?«, fragte ich, um Zeit zu gewinnen.
    »Eine wird zum Reinigen der Palasträume eingesetzt, Eure Hoheit«, erwiderte die Wirtschafterin prompt. » Die andere als Kammerzofe von Prinzessin Miranna, nachdem Ailith fortgegangen ist, um zu heiraten.«
    »Sind die Mädchen bereits zugegen?«
    »Ja, Mylady. Sie warten auf dem Flur.«
    »Nun, dann sollte ich wohl am besten kurz mit ihnen sprechen.«
    »Ja, Mylady.«
    Unbehaglich nahm ich hinter dem Schreibtisch Platz, den bis vor Kurzem noch meine Mutter benutzt hatte, und wartete darauf, dass die Wirtschafterin mit den Bewerberinnen zurückkehrte. Vier Frauen, die sich in Alter, Statur und Größe deutlich voneinander unterschieden, traten ein und bauten sich in einer Reihe vor mir auf. Ich stellte ihnen die einzige Frage, die mir einfiel.
    »Hat eine von euch schon einmal als Kammerzofe gearbeitet?«
    Leider verneinten alle einstimmig. Einen Moment lang machte sich Verlegenheit breit, während ich krampfhaft über eine weitere Frage nachdachte, doch dann wandte ich mich an die Jüngste, die am gepflegtesten aussah.
    »Wie heißt du?«
    »Ryla, Eure Majestät«, antwortete sie mit einem strahlenden Lächeln, und mein Gefühl sagte mir, dass ihre Persönlichkeit recht gut zu der meiner Schwester passen würde.
    »Glaubst du, die Pflichten einer Kammerzofe erfüllen zu können?«
    »Ja, Eure Hoheit. Ich lerne schnell und würde mich geehrt fühlen, diese Aufgabe übernehmen zu dürfen.«
    »Sehr gut, dann wirst du künftig Prinzessin Miranna dienen.«
    Weil ich keine Vorstellung hatte, wie ich mehr über die Qualitäten der übrigen drei Bewerberinnen hätte herausfinden sollen, wandte ich mich Hilfe suchend an die Wirtschafterin.
    »Alles Weitere überlasse ich Euch«, sagte ich und hoffte, souveräner zu klingen, als ich mich fühlte. »Ihr seid zweifellos besser geeignet als ich, die Fähigkeiten dieser Frauen einzuschätzen.«
    Die Wirtschafterin nickte knapp und scheuchte sogleich alle vier hinaus. Nachdem ich auch das restliche Personal verabschiedet hatte, damit es seinen Verpflichtungen nachging, setzte ich mich auf einen der rosafarbenen Samtsessel neben dem Erkerfenster, um mir dort das Mittagessen servieren zu lassen. Während des Essens dachte ich über die erste offizielle Einladung nach, die ich als Königin vorzubereiten hatte: Ein kleines Fest am 19. Juni zu Ehren von Miranna, die an diesem Tag siebzehn Jahre alt würde.
    Am Nachmittag erschien noch einmal der Chefkoch in Begleitung eines Schreibers, und ich begann meine Vorstellungen bezüglich des Festmahls mit ihm zu besprechen. Innerhalb weniger Stunden hatte ich die Speisenfolge und die Gästeliste zusammengestellt und bat den
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