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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache
Autoren: Cayla Kluver
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diese, klemmte sich den Krug unter den Arm und ging zu Steldor zurück. Mit dem Ausdruck gespielten Bedauerns reichte er seinem besten Freund einen der Pokale.
    »Ich verspürte das Bedürfnis, einer Dame in Bedrängnis beizustehen«, erklärte er beiläufig und setzte sich wieder. Zu meinem Erstaunen begann Steldor zu lachen, und Galen deponierte den Krug auf den Boden, sodass sie ihre Schachpartie fortsetzen konnten.
    Kurz darauf stellte ich meinen noch randvollen Becher auf den Tisch, denn der Weingenuss war mir immer noch nicht zur Gewohnheit geworden. Dann erhob ich mich und trat zu den beiden Freunden.
    »Gute Nacht, der Herr«, sagte ich spitz und sah nur Galen an, bevor ich meine Aufmerksamkeit auf Steldor richtete. »Und gute Nacht, mein Gemahl. Ich gedenke, mich zu Bett zu begeben.« Als beide aufschauten, wandte ich mich noch einmal freundlich an unseren Gast. »Es war schön, Euch wiederzusehen. Ihr wart zweifellos auch der beste Teil meines heutigen Abends.«
    Mit einem letzten Blick auf Steldor verschwand ich in meinem Schlafzimmer, hochzufrieden mit dem konsternierten Ausdruck, den ich auf seinem Gesicht gesehen hatte.
    »Sie ist ein wenig verwegen, nicht wahr?«, hörte ich Galen noch beinahe bewundernd sagen, während ich die Tür hinter mir schloss. Ich blieb unmittelbar dahinter stehen, um die Erwiderung meines Ehemannes zu hören.
    »Ja, sie ist eine echte Herausforderung. Ich werde ihr den Schneid schon noch abkaufen, aber ich fürchte zugleich, dass das womöglich ihre vornehmste Tugend ist.«
    Die beiden Männer lachten leise. Ich lehnte mich mit dem Rücken an das Holz der Tür und war wütend auf Steldor, weil er mich vor seinem besten Freund dermaßen herabsetzte. Gleichzeitig war ich enttäuscht von mir selbst, weil es mich überhaupt kränkte.
    Ich machte mich zum Schlafen fertig und haderte dabei mit meiner Situation. Wegen meines egozentrischen Vaters und seiner Unfähigkeit, in mir mehr zu sehen als ein Mittel zur Umsetzung seiner nur auf Männer ausgerichteten Pläne, war ich nun mit Steldor verheiratet. Der ehemalige König hatte schon vor langer Zeit beschlossen, dass, falls er keinen männlichen Erben hätte, der Sohn des Gardehauptmannes sein Nachfolger werden sollte. Mein Glück oder die Tatsache, dass ich mein Herz bereits einem anderen geschenkt hatte, kümmerte ihn dabei nicht.
    Mit einem schrecklichen Gefühl der Leere setzte ich mich aufs Bett und erlaubte mir fatalerweise, an Narian zu denken, den rätselhaften Sohn von Baron Koranis und Baronin Alantonya. Mein Vater war vor dem jungen Mann und den Fragen bezüglich seiner Loyalität zurückgescheut, denn Narian war als Baby entführt und in Cokyri aufgezogen worden. In dem gefürchteten Königreich in den Bergen, das seit einem Jahrhundert unser Feind war. Als er vor zehn Monaten zu seiner hytanischen Familie zurückgekehrt war, schien allein mein Blick nicht durch Hass und Borniertheit getrübt. Ich hatte vermocht, in Narian zu sehen, was er wirklich war: ein mutiger junger Mann mit einem unabhängigen Geist, der ohne das geringste eigene Verschulden für so vieles teuer hatte bezahlen müssen. Er konnte nichts an seiner Vergangenheit ändern und auch nicht daran, wie diese strahlenden dunkelblauen Augen mich durchdrangen und gefangen nahmen. Ich vertraute ihm, und er respektierte mich und vertraute mir.
    Mit einem tiefen Seufzer und schweren Herzens schlüpfte ich unter meine Decke. Ich beschloss, noch ein wenig zu lesen, in der Hoffnung mich von meinen Erinnerungen abzulenken. Während die Kerze in meiner Laterne langsam herunterbrannte, begannen mir die Augen zuzufallen. Ich schlief mit dem Buch in der Hand ein.

2. VERGELTUNG
    »Mylady? Mylady!«
    Die Stimme durchdrang meinen Schlummer. Langsam öffnete ich die Augen und drehte mich auf den Rücken, um zu sehen, wer da zu mir gesprochen hatte.
    »Verzeiht mir, Eure Hoheit«, murmelte meine blonde Kammerzofe mit dem rundlichen Gesicht. Sahdienne war an der Tür zu meinem Schlafzimmer stehen geblieben.
    »Wie spät ist es denn?«, fragte ich und schaute zu den dicken Vorhängen hinüber, die das Sonnenlicht aussperrten.
    »Halb zehn, Mylady.«
    »Halb zehn?«, wiederholte ich und war mit einem Schlag hellwach. Schwungvoll setzte ich mich auf. »Ich habe verschlafen. Rasch, hilf mir, mich anzuziehen.«
    Sahdienne eilte zum Fenster, und ich blinzelte, als das strahlende Tageslicht durch die Scheiben fiel.
    »Man hat einen Wachmann mit einer Nachricht geschickt, Eure
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