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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel
Autoren: Ann Benson
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dieser.
    Alderon fuhr fort: »Und dann habt Ihr die Tollkühnheit, mich aus meiner Ruhestätte zu reißen, und zwingt mich, Euch durch ganz Europa nachzujagen, bis ich endlich von Angesicht zu Angesicht mit Euch sprechen kann.«
    »Aber seht Ihr denn nicht, Señor? Versteht Ihr denn nicht?« flehte der entsetzte Arzt. »Ich habe versucht, für Euch zu sprechen. Ich konnte nichts tun, um Euch zu retten, das gebe ich zu; es tut mir leid, wenn meine Behandlungen Euch Schmerzen verursachten. Aber ich sah Eure Krankheit in Eurer Brust! Ich fühlte sie mit meinen Händen! Und eines Tages werde ich der Welt von dem harten, grausamen Ding erzählen, das ich in Euch fand, und irgendein weiser Mann wird wissen, was zu tun ist! Andere werden leben, weil ich die Krankheit in Eurer Brust gesehen habe ...«
    »Arzt«, sagte der ernste Geist von Alderon, »mein letzter Gedanke zu Lebzeiten war der Wunsch weiterzuleben. Das habt Ihr nicht für mich erreicht, und Gott hat es nicht gewährt. Mein erster Gedanke auf der anderen Seite war der Wunsch nach ewiger Ruhe. Die gewährte mir Gott, weil ich ein guter und anständiger Mensch war. Aber Ihr habt sie gestört.«
    Erschöpft und reglos lag der Arzt da und hörte sich die Anschuldigungen an, die er am meisten fürchtete. »Señor«, flehte er, »ich bitte Euch, vergebt mir .«
    »Ich habe auch etwas zu sagen«, sagte der Soldat neben Alderon. »Welcher Narr vertraut schon einem Spanier, selbst einem gelehrten Herrn im Dienste meines Königs? Habt Ihr gewußt, Doktor, daß ich selbst die Ansteckung nicht trug, sondern nur Reed so grausam davon befallen war? Und obwohl Ihr vom Gegenteil überzeugt seid, bin ich hier, um Euch zu sagen, daß ich jetzt meinen jungen Sohn auf meinem Knie wiegen würde, wenn Ihr mich hättet leben lassen.«
    Das Gespenst von Matthews erhob sich und starrte auf Alejandro nieder, der vor Entsetzen wie gelähmt war.
    »Eure Geschicklichkeit ist Täuschung. Ihr seid nicht besser als eine Hexe! Ihr könntet dem König als Hofnarr weit besser dienen denn als Arzt, denn dann könnten alle über Eure belanglosen Erfolge lachen! Aber was Ihr getan habt, ist nicht zum Lachen. Ich bin tot, und dennoch lebt Ihr!«
    Alejandro fand seine Stimme wieder und rief laut: »Was soll ich Euch sagen, Soldat? Ich verfluche täglich meine eigene Unwissenheit, ich weine um die gequälten Seelen derer, für die meine Heilmittel wertlos waren; was soll ich denn tun?«
    Die grauen Schatten derer, die auf seiner Reise gestorben waren, sammelten sich um sie. Fünf tapfere Soldaten, die dem Papst gedient hatten und in Frankreich durch das Schwert ihres Hauptmanns gestorben waren, die Juden, die in den Händen der Flagellanten gelitten hatten, und endlich sein teurer Gefährte Hernandez.
    »Und was ist mit der Lady, Arzt? Was wollt Ihr der sagen?« fragte Matthews.
    Aus der Ferne sah Alejandro die zarte Gestalt Adeles auf sich zuschweben. Er rief nach ihr, sie kam näher, antwortete aber nicht auf seinen Ruf. Sie schwebte weiter, kam näher, aber nicht in seine Reichweite, er konnte den Arm nicht bis zu ihr ausstrecken, und er konnte die Lücke nicht überbrücken, die zwischen ihnen klaffte.
    O lieber Gott, Adele, bitte, komm zurück, verlaß mich nicht. Ich bin in den Fängen dieser beiden Gespenster, und ich schulde ihnen ein Leben. Sie wollen diese Schuld jetzt einfordern, und mein Leben ist das einzige, das ich noch habe ... O Geliebte, bitte, halt ein; ich hätte mit Freuden mein eigenes Leben für deines gegeben, und Mutter Sarah sagte mir , Gott habe entschieden , daß du leben solltest . ich weiß nicht , warum du es nicht getan hast !
    Doch die bleiche Vision verlangsamte ihre Bewegungen nicht und verschwand wie sich auflösender Nebel. Bald war nichts mehr von ihr zu sehen.
    Die Stimme einer Frau rief nach ihm, und er drehte den Kopf nach der Stimme um, verzweifelt hoffend, es möge Adele sein. Statt dessen sah er die gebeugte Gestalt von Mutter Sarah. Die alte Frau lächelte, was die Gespenster rings um ihn herum verächtlich und ängstlich zischen ließ.
    »Ach, Ihr Narr«, sagte sie zu Alejandro, »glaubt Ihr, Ihr kenntet den Willen Gottes? Im Dienste Gottes kann keine Unwahrheit gesprochen werden. Ich habe nicht gelogen, als ich Euch sagte, ein Leben solle gerettet werden, aber denkt sorgfältig nach: Habe ich gesagt, wessen Leben es sein würde? Hattet Ihr gedacht, darüber könntet Ihr entscheiden? Hätte ich Euch gesagt, was ich befürchtete, so hättet Ihr alle Hoffnung
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