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Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek
Autoren: Brandon Sanderson
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Räder anstelle von Beinen, und die Leute behandeln sie eher wie Pferde. Aber im Gegensatz zu Pferden sind sie keine Lebewesen – und wenn sie pupsen, bringt das die Umweltschützer auf die Palme.)
    »Also«, versuchte ich das Thema zu wechseln, »wo fahren wir hin?«
    »Ein so mächtiges Artefakt wie den Sand von Rashid würden die Bibliothekare nur an einen einzigen Ort bringen«, erklärte Grandpa Smedry. »In ihre örtliche Operationsbasis.«
    »Also in die … Bibliothek?«
    »Wohin sonst? Die Zentralbibliothek in der Innenstadt, um genau zu sein. Wir werden sehr vorsichtig sein müssen, wenn wir sie infiltrieren.«
    Ich sah ihn skeptisch an. »Ich war schon ein paar Mal da, und als ich es das letzte Mal versucht habe, war es nicht besonders schwer, dort reinzukommen.«
    »Wir müssen nicht nur reinkommen«, widersprach Grandpa Smedry, »wir müssen sie infiltrieren.«
    »Und der Unterschied besteht worin?«
    »Es erfordert wesentlich mehr Heimlichtuerei.« Die Aussicht darauf schien ihm extrem gut zu gefallen.
    »Ah, ja dann. Brauchen wir dafür denn nicht … keine Ahnung, irgendeine Spezialausrüstung? Oder wie wäre es mit Verstärkung?«
    »Ja, sehr klug, gute Idee, mein Junge«, nickte Grandpa Smedry.
    Plötzlich machte das Auto einen Satz und bog auf eine größere Straße ein. Auf beiden Seiten fuhren Autos an uns vorbei, eilig auf ihre verschiedenen Ziele konzentriert, während Grandpa Smedrys kleiner schwarzer Wagen munter auf dem Mittelstreifen dahintuckerte. Wir fuhren schweigend weiter, während Grandpa immer wieder enthusiastisch das Lenkrad malträtierte. Ich musterte das Steuerelement irritiert, während ich herauszufinden versuchte, welcher Mechanismus den Wagen kontrollierte. In meiner Welt fahren Autos nicht von selbst, und Männer wie Grandpa Smedry werden normalerweise in kleinen Räumen mit gepolsterten Wänden und vielen schönen Wachsmalstiften untergebracht.
    Schließlich beschloss ich (zum Teil auch, um nicht aus Frustration wahnsinnig zu werden), es noch einmal mit einem Gespräch zu versuchen. »Also, was meinst du, warum wollte dieser Mann mich umbringen?«
    »Weil die Bibliothekare jetzt bekommen haben, was sie von dir wollten, mein Junge«, erklärte Grandpa Smedry. »Wir alle wussten, dass der Sand irgendwann bei dir auftauchen würde, und jetzt haben sie ihn. Nun, wo sie dein Erbe in ihren Besitz gebracht haben, hast du keinen Nutzen mehr für sie. Im Gegenteil, du bist zu einer Bedrohung geworden! Und sie tun gut daran, dein Talent zu fürchten.«
    »Mein Talent?«
    »Dinge kaputt zu machen. Alle Smedrys haben ein Talent, mein Junge. Es ist Teil unserer Herkunft.«
    »Dann … hast du auch so ein Talent?«
    »Natürlich! Ich bin doch ein Smedry.«
    »Welches hast du?«
    Grandpa lächelte bescheiden. »Nun ja, ich will ja nicht prahlen, aber es ist ein ziemlich machtvolles Talent.«
    Skeptisch zog ich eine Augenbraue hoch.
    »Also, ich habe die Fähigkeit, zu spät zu kommen«, verkündete er schließlich stolz.
    »Ah, na klar.«
    »Ich weiß, ich weiß. Ich verdiene es nicht, solche Macht zu gebrauchen, aber ich versuche stets, sie für das Gute einzusetzen.«
    »Du bist vollkommen durchgedreht, das ist dir doch klar, oder?«
    Es ist immer gut, möglichst offen mit den Leuten zu sein.
    »Vielen Dank!«, freute sich Grandpa Smedry, als der Wagen gerade das Tempo verringerte, um schließlich an der Zapfsäule einer kleinen Tankstelle zu halten. Das Firmenlogo war mir unbekannt – das Schild, das über den skandalös hohen Preisangaben hing, zeigte bloß einen Teddybären, der auf dem Kopf stand.
    Die Türen öffneten sich von allein. Grandpa stieg eilig aus und lief um den Wagen herum, um mit dem Tankwart zu sprechen, der sich zielstrebig dem Auto näherte, wohl um aufzutanken.
    Ich blieb sitzen und runzelte irritiert die Stirn. Der Tankwart trug einen schmutzigen Overall ohne Hemd darunter. Außerdem hatte er einen großen Strohhut auf dem Kopf und kaute auf einem Strohhalm, wie die Farmer, die man aus den alten Schweigelandfilmen kennt.
    Grandpa Smedry ging auf ihn zu und setzte eine übertrieben lässige Miene auf. »Hallo, mein guter Mann«, sagte er und sah sich dabei verstohlen um. »Einmal voll Ranken, bitte.«
    »Selbstverständlich, gern, Sir«, erwiderte der Tankwart, tippte sich an den Hut und nahm ein paar Scheine von Grandpa Smedry entgegen. Dann kam er zum Auto, nickte mir zu, zog einen Füllstutzen aus der Zapfsäule und hielt ihn an die Seite des Wagens. Dabei
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