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Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek
Autoren: Brandon Sanderson
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fiel mir auf, dass nirgendwo ein Tankdeckel zu sehen war. Der Tankwart stand einfach nur da, mit sich und der Welt zufrieden, drückte den Schlauch gegen das Blech und pfiff vergnügt vor sich hin.
    »Komm schon, Alcatraz«, rief Grandpa Smedry und machte sich auf den Weg in den kleinen Laden, der zu der Tankstelle gehörte. »Wir haben keine Zeit zu verlieren!«
    Verwirrt schüttelte ich den Kopf und stieg endlich aus dem Wagen. Grandpa Smedry verschwand in dem Laden und ließ die Glastür hinter sich zufallen. Ich ging hinüber, öffnete die Tür wieder – warf den Griff über die Schulter, als er abbrach – und schloss zu dem alten Mann auf.
    Ein zweiter Tankwart – ebenfalls mit Stroh im Mund und großem Hut – lehnte am Verkaufstresen. Der kleine »Laden« bestand aus einem einzelnen Aufsteller mit Snacks und einem riesigen Kühlschrank mit Glastüren. Darin befand sich nichts außer Motoröl in säuberlich aufeinandergestapelten Kanistern, während gleichzeitig ein Schild verkündete: ERFRISCHEN SIE SICH MIT EINEM KÜHLEN GETRÄNK!
    »Okay«, platzte es aus mir heraus. »Wo findet ihr Typen eigentlich mitten in der Stadt das Stroh, auf dem ihr hier rumkaut? Ist bestimmt nicht einfach, da ranzukommen.«
    »Beeil dich, komm schon!« Grandpa Smedry zeigte hektisch auf den hinteren Teil des Ladens. Mit verstohlenen Blicken nach rechts und links rief er dann: »Ich denke, ich genehmige mir ein kühles Getränk, um mich zu erfrischen!« Damit öffnete er den Kühlschrank.
    Ich erstarrte.
    Also, es ist mir wirklich wichtig, dass ihr mich nicht für dämlich haltet. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn ihr am Ende dieses Buches zu der Überzeugung gelangt, dass ich nicht der Held bin, zu dem manche Berichte mich machen wollen. Aber es wäre nicht so lustig, wenn jeder, dem ich begegne, mich für beschränkt hielte. Denn dann würde mindestens die Hälfte von ihnen versuchen, mir eine Versicherung aufzuschwatzen.
    Schließlich können selbst intelligente Menschen so überrascht sein, dass ihnen die Worte fehlen. Oder zumindest die sinnvollen Worte.
    »Grmpf!«, war alles, was ich herausbrachte.
    Da seht ihr’s. Bevor ihr mich jetzt verurteilt, solltet ihr euch allerdings erst einmal in meine Lage versetzen. Stellt euch vor, ihr hättet gesehen, wie ein verrückter alter Kauz einen Kühlschrank öffnet, in dem reihenweise Ölkanister stehen. Dann hättet ihr sicherlich erwartet, dass hinter der Glastür … na ja, eben reihenweise Ölkanister stehen.
    Ihr hättet nicht erwartet, dass hinter der Tür ein Raum auftaucht, der durch ein fröhlich flackerndes Kaminfeuer erhellt wird. Und ihr hättet ebenfalls nicht erwartet, neben dem Eingang zu dem Raum zwei Männer in voller Ritterrüstung zu sehen, die dort Wache stehen. Tatsächlich hättet ihr nicht erwartet, anstelle von Ölkanistern überhaupt einen Raum zu sehen.
    Da hättet ihr vielleicht auch »Grmpf« gesagt.
    »Grmpf!«, wiederholte ich mich.
    »Könntest du damit aufhören, Junge?«, bat Grandpa Smedry höflich. »Hier gibt es keine Grmpfs. Was denkst du denn, wozu wir hier das ganze Stroh haben? Und jetzt komm endlich!«, drängelte er und überschritt die Schwelle zu dem Raum hinter der Glastür. Ich ging vorsichtig auf den Kühlschrank zu, blickte von außen durch die Glastür – und sah ordentlich aufeinandergestapelte Ölkanister. Dann drehte ich mich um und spähte durch die geöffnete Glastür. Ich hatte das Gefühl, viel mehr zu sehen, als eigentlich möglich sein sollte. Die beiden Ritter, die neben dem eher schmalen Durchgang standen, hätten ihn eigentlich blockieren müssen, aber Grandpa Smedry war problemlos hindurchgegangen.
    Ich streckte die Hand aus und klopfte einem der beiden gegen den Brustharnisch.
    »Bitte tu das nicht«, ertönte eine Stimme hinter dem Visier.
    »Oh, tut mir leid.« Immer noch stirnrunzelnd trat ich in den geheimen Raum.
    Es war eine weitläufige Kammer. Sie war so groß, dass sie nach meinem Verständnis unmöglich in den kleinen Laden passen konnte. Als Erstes fiel mir eine Gruppe von thronartigen Stühlen ins Auge, die stilvoll auf Teppichen vor dem Kamin standen, was dem Raum eine heimelige Atmosphäre verlieh (zumindest, wenn man ein mittelalterliches Schloss zum Heim hat). Zu meiner Linken stand ein langer breiter Tisch, ebenfalls von Stühlen umgeben.
    »Sing!«, schrie Grandpa Smedry, und seine Stimme hallte in dem Korridor, der sich rechts von uns auftat. »Sing!«
    Wenn er jetzt anfängt zu singen, werde ich
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