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Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek
Autoren: Brandon Sanderson
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hoch in mein Zimmer.
    Ich ließ mich auf mein Bett fallen und versuchte, aus all dem schlau zu werden, was in den letzten Tagen passiert war. Seltsamerweise waren für mich weder die Bibliothekare noch die Belebten oder die Linsen das Ungewöhnlichste an diesen Ereignissen. Für mich waren es die Veränderungen, die ich an mir selbst bemerkte.
    Ich nahm Anteil. Und das war alles nur geschehen, weil ich ein unscheinbares kleines Päckchen bekommen hatte …
    Ruckartig sah ich hoch. Auf meinem Schreibtisch stand noch immer die leere Schachtel, und daneben lag das braune Packpapier. Ich stand auf und ging durch das Zimmer. Dann glättete ich das Papier, sah mir die Briefmarke an, die ich so eingehend untersucht hatte, die Adresse, die schon so ausgebleicht war … und das Gekritzel auf der einen Seite. Die Krakel, die ich für den Versuch gehalten hatte, die Tinte in einem Kugelschreiber zum Laufen zu bringen.
    Mit zitternden Händen griff ich in meine Tasche und holte die Übersetzerlinsen hervor – die Linsen von Rashid. Ich setzte sie auf. Sofort verwandelte sich das Gekritzel in verständliche Wörter.
     
    Mein Sohn,
    herzlichen Glückwunsch! Wenn du das hier lesen kannst, ist es dir also gelungen, aus dem Sand, den ich dir geschickt habe, ein Paar der Linsen von Rashid herzustellen. Ich wusste doch, dass du es schaffen würdest!
    Ich sollte dir sagen, dass ich ziemliche Angst habe. Ich fürchte, ich bin hier über etwas gestolpert, das sehr mächtig ist – etwas, das noch viel wichtiger und gefährlicher ist, als wir alle vermutet haben. Die Linsen von Rashid waren nur der Anfang! Die Vergessene Sprache führt uns zu Hinweisen, Geschichten und Legenden über die Smedry-Talente, und …
    Aber ich kann an dieser Stelle nicht mehr sagen. Wenn du dieses Päckchen bekommst, wird viel Zeit vergangen sein. Dreizehn Jahre. Vielleicht werde ich bis dahin das Problem gelöst haben, aber ich denke eher nicht. Die Linsen, durch die ich sehen kann, wo du mit dreizehn leben wirst, haben mich auch davor gewarnt, dass meine Aufgabe bis dahin noch nicht erfüllt sein wird. Aber ich kann nur sehr unscharf in die Zukunft sehen – die Orakellinsen sind alles andere als perfekt! Und was ich sehe, bereitet mir nur noch mehr Sorgen.
    Sobald ich eine Bestätigung dafür habe, dass diese Schachtel bei dir angekommen ist und nicht vorher abgefangen wurde, werde ich dir weitere Informationen übermitteln.
    Ich besitze das zweite Linsenpaar von Rashid – damit kann ich in der Vergessenen Sprache schreiben, und nur du wirst in der Lage sein, meine Nachrichten zu entziffern.
    Jetzt sollst du einfach nur wissen, dass ich sehr stolz auf dich bin und dass ich dich liebe.
    Dein Vater,
    Attica Smedry
     
    Vollkommen überwältigt ließ ich den Bogen sinken. Da hörte ich plötzlich ein Geräusch an meinem Fenster. Aber draußen entdeckte ich keinen Raben, der gegen meine Scheibe pochte, sondern erst den Schnurrbart und dann das restliche Gesicht von Grandpa Smedry.
    Ich runzelte irritiert die Stirn, ging zum Fenster und öffnete es. Der alte Mann stand auf einer Leiter, die direkt aus seinem kleinen schwarzen Auto herauszuwachsen schien.
    »Was machst du denn hier, Grandpa?«, fragte ich erstaunt.
    »Wieso? Ich bin gekommen, um dich abzuholen, wie ich es versprochen habe«, erwiderte er verblüfft.
    »Wie du es versprochen hast? Aber du hast mich doch erst vor ein paar Stunden hier abgesetzt!«
    »Ist ja gut, ich weiß ja, dass ich mich verspätet habe. Und jetzt beweg dich, Junge, wir haben viel Arbeit vor uns. Hast du schon deine Sachen gepackt?«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, machte er sich wieder auf den Weg nach unten.
    »Warte mal!«, rief ich und streckte den Kopf aus dem Fenster, um ihn besser sehen zu können. »Was soll das heißen, meine Sachen packen? Ich dachte, ich soll hier bei Joan und Roy bleiben!«
    »Was?« Grandpa Smedry hörte auf zu klettern und sah zu mir hoch. »Erquicklicher Eddings, Junge! In dieser Stadt wimmelt es nur so von Bibliothekaren. Es war schon gefährlich genug, dir die Möglichkeit zu geben, noch einmal herzukommen und dich zu verabschieden!«
    »Aber du hast doch gesagt, ich solle Zeit mit ihnen verbringen!«
    »Ein paar Stunden, Junge. Damit du dich für den ganzen Ärger entschuldigen kannst, den du ihnen bereitet hast. Was hast du denn gedacht? Das ich dich den Sommer über hierlasse, genau da, wo deine Feinde dich vermuten? Bei Leuten, die nicht einmal mit dir verwandt sind, geschweige denn eine
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