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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers
Autoren: Das Buch des Feuers
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Straße der Ehre ist oftmals recht steinig.«
    »Deine Worte wurden mit Hochachtung geäußert«, sagte Mogwied feierlich und neigte dabei den Kopf, obwohl sein Herz von stillem Lachen erfüllt war. »Ich nehme deine Entschuldigung an.«
    Außerhalb des Tunnels schrie das Mädchen erneut auf.
     
    Er’ril drückte das schreiende Kind an die Brust. Ein graues Tentakel, dick wie ein Männerschenkel und mit roten Flecken gezeichnet, peitschte hinter Bol durch die Luft und wickelte sich um seine Hüften und seine Brust.
    O Götter! Er’ril taumelte rückwärts, wobei er das Mädchen mit sich zog.
    Große Saugnäpfe hafteten wie Münder an der Kleidung und der Haut des alten Mannes. Bevor er eine Hand heben konnte, um sich gegen den Griff des widerwärtigen Geschöpfs zu wehren, zuckte er plötzlich krampfhaft. Sein Mund öffnete sich zu einem lautlosen Schrei. Dann sank er schlaff zusammen.
    Das Tentakel verdickte sich, hob die dürre Gestalt des Alten hoch und schleuderte sie wie eine Lumpenpuppe an den Waldrand. Als sich das Tentakel entrollte, erkannte Er’ril, was Bol getötet hatte. Stachelgespickte Dolche, die aus jedem der Saugmünder herausragten wie hunderte speerförmiger Zungen, zogen sich aus Bols Körper. Dampfendes rotes Öl tropfte von der Spitze eines jeden Stachels: Gift.
    Elena jammerte, während Er’ril sie zum Waldrand zurückführte. Sie sank zu Boden, ihre Augen waren starr auf die zusammengebrochene Gestalt ihres Onkels gerichtet.
    Er’ril versuchte, sie mit seinem einen Arm aufrecht zu halten, aber seine schwachen Muskeln waren der Anstrengung nicht gewachsen. Sie entglitt seinem Griff. Er bemühte sich, sie von dem Ungeheuer wegzuziehen; die Absätze seiner Stiefel rutschten im Schlamm und auf den toten Blättern aus.
    Er’ril starrte voller Entsetzen das Ungeheuer an, das sie erwartete, wenn es ihnen nicht gelänge, die Bäume zu erreichen.
    Rockenheims Brust war gespalten; schwarze Energie brodelte daraus hervor. Aus diesem Hohlraum hatte sich das Tentakel in die Welt geschlängelt. Es pochte und wogte immer noch, während es immer höher aus der wabernden Masse aufstieg.
    Jetzt begriff Er’ril, wie der Herr der Dunklen Mächte sie aufgespürt hatte. Rockenheim war kein Mensch, zumindest jetzt nicht mehr, sondern ein Gebilde aus schwarzer Magik. Er’ril hatte Gerüchte über solche Wesen gehört. Er war ein Golem, eine hohle Schale, geschaffen aus dem toten Herzen eines Selbstmörders.
    Er zog das Kind noch weiter weg von dem hervorkriechenden Geschöpf und vergrößerte die Entfernung zu ihm um ein paar Schritte.
    Wie bei einer bösartigen Geburt schoben sich Teile des Ungeheuers durch die schwarze Magik, die aus der Brust des Toten wogte. Was dem Tentakel folgte, war eher das Geschöpf eines Albtraums. Er’ril hätte sich in seinen wildesten Fantasien niemals ein Wesen von so abscheulicher Gestalt vorstellen können. Sein Geist wehrte sich gegen den Anblick.
    Das Tentakel war nicht etwa ein Arm des Ungeheuers, sondern eine Zunge. Während es sich in die Welt zwängte, erschien sein blubbernder Mund, der sich um die giftige Zunge herum runzelte und wieder anschwoll. Als sich die Lippen zurückzogen, erschien ein Ring aus zerklüfteten Zähnen, die wie zerbrochenes Glas funkelten. Weitere Reihen solcher Zähne setzten sich bis tief in die Kehle fort.
    Über dem Mund wogten hunderte winziger Stiele, jeder Stiel länger als Er’rils Arm, mit schwarzen Kugeln in der Größe von Hühnereiern an der Spitze. Er’ril ahnte, dass diese Kugeln keine Augen waren, sondern andere Sinnesorgane, die das Begriffsvermögen seiner Welt überstiegen.
    Ein durchdringendes Wehklagen, wie die Schreie von Kaninchen bei der Schlachtung, entströmte dem Geschöpf. Es schlingerte und rollte auf die Lichtung.
    Elena glitt aus Er’rils immer schwächer werdendem Arm und fiel vollends in den Schlamm. Er versuchte, sie aufzuheben, war jedoch zu kraftlos dazu und hielt nach Hilfe Ausschau. Auf der anderen Seite der Lichtung sah er Merik, der Ni’lahn am Waldrand entlangschleppte. Der Elv’e bemühte sich nach Kräften, in einem weiten Bogen um das Ungeheuer herum zu ihnen zu gelangen.
    Plötzlich zuckte Elena unter Er’rils Berührung zusammen. Das Entsetzen über den Tod ihres Onkels war so weit verblasst dass ihr bewusst wurde, was da auf sie zukroch. Er’ril half ihr beim Aufstehen. »Schnell!« schrie er ihr ins Ohr. Sie gehorchte.
    Nun, da er keine Hilfe mehr brauchte, winkte Er’ril Merik von sich und
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